LiteraturVier Autorinnen für den Puchheimer Buchpreis nominiert

Lesezeit: 2 Min.

In der Puchheimer Stadtbibliothek werden die vier nominierten Romane vorgestellt.
In der Puchheimer Stadtbibliothek werden die vier nominierten Romane vorgestellt. (Foto: Johannes Simon)

Von entfremdeten Geschwistern bis zur digitalen Rebellion – die Kandidaten für den von der Stadt Puchheim vergebenen Literaturpreis erzählen packende Geschichten über Familie, Identität und den Wunsch nach Veränderung.

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Zwei Geschwister, die sich durch die Krankheit der Mutter lange entfremden, eine junge Frau, die nach einem Streit mit ihrem Mann zu ihrer Cousine in die Berge flüchtet, eine Studentin, die ihre komplizierte Familiengeschichte erkundet und zwei Schülerinnen, die sich in einer digitalen Welt in einer immer mehr zerstörten Umwelt nach Orientierung suchen: Das sind die Themen, mit denen sich die vier nominierten Romane für den Puchheimer Buchpreis beschäftigen. Nun liegt es an den Bürgerinnen und Bürgern in Puchheim, aus dieser Auswahl ihren Favoriten und damit die Preisträgerin zu wählen. Bis 31. Oktober haben sie Zeit, die Bücher zu lesen und ihre Stimme abzugeben. Verliehen wird die Auszeichnung am 13. November im Puchheimer Kulturzentrum.

Der erste nominierte Titel ist „Die erste halbe Stunde im Paradies“ von Janine Adomeit, es ist der zweite Roman der Flensburger Autorin. Er erzählt von den Geschwistern Anne und Kai, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie arbeitet erfolgreich in der Pharmaindustrie, ist effizient, strukturiert, kühl. Er ist ein Künstlertyp mit Drogenproblemen. In ihrer Kindheit standen sich die beiden nahe, als ihre Mutter an Multipler Sklerose erkrankt, übernehmen sie die Pflege. Doch die Situation überfordert die Geschwister zunehmend, und die beiden beginnen, auf ganz unterschiedliche Weise damit umzugehen, ihren eigenen Lebensweg zu finden und erwachsen zu werden.

Es wird eine über 70-jährige Familiengeschichte erzählt

In „Wild wuchern“ der Österreicherin Katharina Köller, dem zweiten nominierten Titel, ist es Protagonistin Marie, deren Welt plötzlich aus den Fugen gerät. Bis zu einem Streit mit ihrem Mann lebt sie in Wien, materiell fehlt es ihr an nichts, sie ist vor allem bemüht, den Erwartungen von Gesellschaft und Familie gerecht zu werden. Doch dieses Mal bricht sie aus, flüchtet zu ihrer Cousine Johanna, die seit Jahren zurückgezogen auf einer abgelegenen Tiroler Alm lebt. Das läuft freilich nicht ohne Konflikte, es prallen Welten und Selbstverständnisse aufeinander. Doch nach und nach gelingt es den beiden Frauen, eine gemeinsame Ebene zu finden.

Eine Familiengeschichte über drei Generationen erzählt Paola Lopez in „Die Summe unserer Teile“. Über eine Zeit von etwa 70 Jahren begleitet sie ihre drei Protagonistinnen: Die Großmutter, die im Zweiten Weltkrieg von Polen nach Libanon flieht und dort eine der ersten Chemikerinnen des Landes wird. Die Mutter wiederum zieht vom Libanon nach Deutschland, wird eine angesehene Medizinerin. Tochter Lucy studiert Informatik und hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Mutter, als plötzlich ein altes Klavier in ihre Wohnung geliefert wird. Es wird zum Symbol für alles, was sie aus ihrer Kindheit hinter sich lassen wollte – und zum Auslöser für eine Reise, auf der sie all die Familienstränge wieder zusammenführen muss.

Die Bücher werden in Lesungen vorgestellt

Die vierte Nominierte ist die in Wien lebende Fiona Sironic mit ihrem Debütroman „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“. Maja, die Tochter zweier Influencerinnen, die das Leben ihres Kindes öffentlich vermarkten, versucht mit viel Wut und Zerstörung, ihr Leben und ihre Privatsphäre wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die eher stille Era dagegen sorgt sich vor allem um die Zerstörung der Umwelt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Artensterben der Vögel festzuhalten. Dann treffen die beiden jungen Frauen aufeinander und während im wahrsten Sinne des Wortes ihre Welt zu brennen beginnt, entdecken sie eine tiefe Verbundenheit.

Alle vier Autorinnen werden ihre Romane in den kommenden Wochen persönlich bei Lesungen in Puchheim, Gröbenzell und Eichenau vorstellen. Geplant sind die Veranstaltungen zwischen Mai und Ende Juli, die genauen Termine werden noch bekannt gegeben. Wer sich mit den Romanen beschäftigt und seine Stimme abgibt, hat nicht nur einen literarischen Gewinn. Denn unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden auch mehrere Preise verlost. Darunter eine Reise mit Übernachtung zur Leipziger Buchmesse im 2026. Alle Informationen und Termine zum Puchheimer Buchpreis gibt es online unter www.puchheim.de/puchheimer-buchpreis.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mitten in Fürstenfeldbruck
:Eine KI, die aus der Reihe tanzt

Ein KI-basierter Chatbot auf der Webseite der Stadt Fürstenfeldbruck beantwortet geduldig und kompetent Bürgeranfragen. Doch in seinem Inneren verbirgt sich ein verhinderter Künstler.

SZ PlusKolumne von Florian J. Haamann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: