Brucker Kreisklinik:Lange Wartezeiten in der Psychiatrie

Patienten bekommen erst nach sechs Wochen einen Platz in der Tagesklinik. Ein 100-Betten-Haus soll Entlastung bringen.

Gerhard Eisenkolb

Im Landkreis Fürstenfeldbruck fehlt es seit Jahren an niedergelassenen Psychiatern. Die Folgen bekommt Stefanie Eikemeier, Leiterin der an das Kreiskrankenhaus angeschlossenen psychiatrischen Tagesklinik mit Ambulanz, täglich zu spüren. Die Nachfrage ist fünf Jahre nach der Eröffnung der Einrichtung so groß, dass in der Kreisstadt eigentlich eine zweite Tagesklinik eröffnet werden müsste. Als Notstand bezeichnet Eikemeier die Krisenversorgung in Nächten und am Wochenende, da es in diesen Zeiten im Landkreis keine Anlaufstelle für Notfälle mehr gibt.

Entlastung verspricht sich die Medizinerin von der neuen psychiatrischen Fachklinik mit hundert Betten, die nach dem derzeitigen Stand der Planungen spätestens in drei bis vier Jahren im sogenannten Haeusler-Park in der unmittelbaren Nähe des Kreiskrankenhauses in der Trägerschaft des Bezirks von Oberbayern eröffnet werden soll.

Die Leiterin der psychiatrischen Tagesklinik ist optimistisch, dass nach jahrzehntelangen Debatten und wiederholten Um- und Neuplanungen dieser Zeitplan eingehalten werden kann. Mit der Fachklinik, so die Hoffnung von Stefanie Eikemeier, wäre zumindest die Unterversorgung in der Tagesbetreuung behoben. Zudem wäre mit einem 24-Stunden-Dienst in der Fachklinik erstmals auch eine durchgehende Krisenversorgung für Psychiatriepatienten im Landkreis gewährleistet.

Derzeit müssen Patienten sechs Wochen auf einen der fünfzehn Plätze in der Tagesklinik warten. "Eine rasche Hilfe ist oft kaum möglich", stellt Oberärztin Eikemeier fest, da die Wartezeit bei den niedergelassenen Psychotherapeuten bis zu fünf Monaten beträgt. Die Kapazitäten der Tagesklinik reichen zur Behandlung von rund 170 Patienten im Jahr. Dazu kommen noch einmal 1200 Patienten, die die Ambulanz betreut. Die durchschnittliche Behandlungsdauer in der Tagesklinik liegt etwas über drei Wochen.

Die meisten unserer Patienten leiden an Depressionen, gefolgt von Schizophrenien und Angststörungen", zieht die Klinikleiterin fünf Jahre nach der Eröffnung Bilanz. Besonders für akut Kranke stelle es eine große Belastung dar, wochenlang auf einen Platz in der Tagesklinik warten zu müssen. Bewährt hat sich laut Eikemaier das Konzept des Bezirks, die psychiatrische Versorgung zu dezentralisieren. Das Angebot sei niederschwelliger geworden. Damit sei die Bereitschaft gestiegen, sich behandeln zu lassen, was sich wiederum in der höheren Nachfrage nach einem Platz in der Tagesklinik niederschlägt.

Die Proteste, die es Anfang der neunziger Jahren gegen den Bau einer psychiatrischen Fachklinik gab, gehören der Vergangenheit an. Eikemeier ist für die gute Aufnahme in Bruck dankbar. Besonderen Wert legen sie und ihr Team auf die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen. Für eine gute Patientenversorgung sei das wichtig. Die Brucker Tagesklinik ist eine Außenstelle des Isar-Amper-Klinikums München-Ost. In ihr werden deshalb auch Patienten aus den Landkreisen Dachau und Starnberg sowie dem Münchner Westen behandelt.

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