Süddeutsche Zeitung

Kultur:Ausgezeichnetes Volkstheater

Das Brucker Brettl erhält den Förderpreis des Kulturvereins Fürstenfeld. Ausschlaggebend sind unter anderem die herausragenden Nachwuchsarbeit und das ehrenamtliche Engagement.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Viele glückliche Gesichter sind zu sehen bei der Verleihung des Kulturförderpreises des Kulturvereins Fürstenfeld. Denn nach einem Jahr Corona-Pause geht der Preis in diesem Jahr wieder an eine größere Gruppe: das in Biburg beheimatete Brucker Brettl mit seinen zahlreichen engagierten Laienschauspielerinnen und - schauspielerinnen, die sich als bayerische Volksbühne längst überregional einen Namen gemacht haben. "S'Brucker Brett'l steht damit in einer Reihe mit dem berühmten Komödienstadl, mit dem Chiemgauer Volkstheater oder der Münchner Iberl Bühne. S'Brucker Brett'l steht für bestgelaunte Unterhaltung in gemütlicher Wirtshausatmosphäre", betonte dann auch Karin Schleicher, die zweite Vorsitzende des Kulturvereins Fürstenfeld, in ihrer Laudatio.

In den vergangenen Jahren ist die traditionsreiche Bühne, gegründet wurde sie 1975, noch einmal richtig durchgestartet. In diesem Jahr wurde das Brettl beim Amateurtheater-Preis Amarena in der Kategorie "Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie" auf den dritten Platz gewählt, bei 151 Bewerbern in insgesamt fünf Kategorien. Verdient hat es diese Platzierung durch ein breites Onlineangebot, mit dem es den Lockdowns etwas entgegengesetzt hat: kleine improvisierte Szenen, Pantomime und Quizabende mit den Zuschauern. Dazu hat die Nachwuchsgruppe "Wölkchen" Kurzfilme und einen ganzen Krimi gedreht - ohne dass sich die Kinder dafür treffen mussten, jeder hat seine Szenen von zu Hause aus beigesteuert - auch logistisch ein bemerkenswerter Aufwand. Und auch die "Wölkchen" konnten sich jüngst über eine Auszeichnung freuen. 2021 haben sie mit ihrem Stück "Die Suche nach dem Weihnachtsdieb" den zweiten Platz beim bayerischen Amateurtheaterpreis Larifari gewonnen.

Gerade einmal 17 Menschen sind 1975 zusammengekommen, um das Brucker Brettl zu gründen, mittlerweile zählt der Verein 275 Mitglieder. Angefangen hat damals alles in der Marthabräuhalle, bevor die Ehrenamtlichen 1981 einen Stall in Biburg als neue Heimat des Theaters umgebaut haben - wo sie bis heute üben und auftreten. Zwei Stücke pro Jahr zeigt das Brucker Brettl, eines im Frühjahr und eines im Herbst. Aktuell laufen die Vorbereitung für die Inszenierung von "Der nackte Wahnsinn", die am 7. Oktober Premiere feiert. Über einen Besuch beim Brettl berichtete dann auch Laudatorin Schleicher "Ein Abend mit Lachen und Vergnügen. Dabei spielen die Darsteller mit großem Einsatz, und sie bringen sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit ein."

In ihrer Rede lobte Schleicher besonders die Nachwuchsarbeit des Vereins, für die Jury ein wichtiger Punkt bei der Auswahl des Preisträgers. Seit 1981 gibt es die Kinder- und Jugendgruppe "Die Wölkchen", etwa 30 Kinder wirken aktuell aktiv an den Aufführungen im Advent mit. "Seit einigen Jahren werden die Kinderstücke den Kindern, die gerne mitspielen möchten, direkt auf den Leib geschrieben. Nach den Wünschen der Nachwuchsschauspieler bezüglich Handlung und Rolle wird gemeinsam ein Stück entwickelt und vom Brettl'Autorenteam mit Fantasie und Ideenreichtum selbst geschrieben". Und ganz aktuell zeigt sich, wie gut die Jugendarbeit beim Brettl ist: Nachwuchsschauspieler Mika Ullritz ist momentan im Kinofilm "Der junge Winnetou" in der Hauptrolle zu sehen.

Und so hat sich die Jury entschieden, aus den zwölf Bewerbern das Brettl als Sieger zu wählen. Neben der Jugendarbeit sind Kriterien ehrenamtliches Engagement, künstlerische und inhaltliche Qualität, sowie die Verbindung zum Landkreis Fürstenfeldbruck. Und deshalb ist die Amateurbühne ein würdiger Preisträger und kann mit den 1000 Euro, die zur Auszeichnung gehören, seine nächsten Projekte fördern.

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