Endlich die Brettl-Spitzen in einer Halle präsentieren und nicht wie seit zehn Jahren im Hofbräuhaus, das hat sich der Entertainer und Volkssänger Jürgen Kirner sehnlichst gewünscht und so ist er mit Gleichgesinnten frei nach dem Motto „dem Volk aufs Maul gschaut“ in Gröbenzell gelandet. Wer den oft gnadenlosen vielseitigen Kabarettisten, Ironiker und Satiriker kennt, merkte sofort die Anspielung darauf, dass in der Paul-Barth-Halle die Zuschauer eng in langen Reihen nebeneinandersitzen mussten, statt gemütlich an Tischen mit Service das „Feuerwerk der guten Laune“ erleben zu können, wie im Hofbräuhaus, wo seit Jahren regelmäßig BR-Sendungen aufgenommen werden. Später greift auch Sängerin und Erzählerin Marion Schieder dies auf und witzelt darüber, was sie von der Bühne aus so sieht: „Eine gähnt, einer wackelt mit den Füßen, ein anderer schnarcht“ und vieles mehr, was die Lachmuskeln reizt.
„Die Volksänger-Revue Brettl-Spitzen ist mit der Couplet AG live auf Tour und hat für die Gröbenzeller exklusiv nur die besten Interpreten“ mitgebracht, schmeichelte Kirner, bevor er mit der Trommel für das obligatorische Eingangslied „… san olle do, dann fang ma jetzt glei o“, den Takt vorgab. Auch wenn nicht alle 400 Plätze besetzt waren, von Anfang herrschte Stimmung und als die Wirtshausmusiker Tom und Basti aus dem Bayerwald „Weil nur wir ein erstes Lied haben“, aufspielten, kochte der Saal. Das Duo gehört laut Kirner neben den Musikern Bernhard Gruber, Berni Filser und der Schauspielerin und Kabarettistin Bianca Bachmann von der Couplet-AG zu den vielen „Zutaten, die den Erfolg der bayerischen Brettlkunst ausmachen“.

Eine wichtige Funktion hätten die Brettl-Spitzen, weil sie traditionsbewussten und heimatverbundenen Künstlern eine Bühne gebe, auf der sie wie vor etwa 100 Jahren die Volksänger öffentlich auftreten könnten. „Auch die Gschubstn haben ihre große Karriere bei uns begonnen“ sagte Kirner, bevor „da Andi mit der Gitarre und da Jürgen mit der Steierischen“, die Besucher mit Gaudisongs zu großem Applaus hinrissen, in der auch ein Quäntchen Selbstironie zum Beispiel beim Lied „Unsere Haar“ für Lacher sorgte. Die beiden teilten die Gäste in die „unter 80 und über 80 Kilo“ auf, um mit „I hob, was i brauch“ die Leichteren, und „und an Bauch hob i a“ die Schwereren, als Refrain auf einen Song vom guten Essen mit zwei Stimmen „Volksgesang“ zu üben. Sie präsentierten sich als „schöne Männer auf der Suche nach einer Frau“ und belegten, dass es gefährlich ist, in der ersten Reihe zu sitzen, weil sich beim Lied „Da zuzlade Jimmy“ nicht vermeiden lässt, dass man beim Zuzln Spucketröpfchen abbekommt.
Marion Schieder, wie Moderator Kirner unüberhörbar aus der Oberpfalz, sang „So schön wie du …“, lästerte über ihren Mann und forderte „Ludwig, lass das Wackeln mit den Ohren, sonst geht mein Verstand verloren. Außerdem berichtete sie von ihrem „Experiment Hund“, das ihr bewusst machte, dass sie entweder ein Fell braucht oder „an Zeck auf der Brust“ um von ihrem Mann so umsorgt zu werden, wie der Vierbeiner. Einer der Stars des Abends war auch Bianca als Solosängerin und als Partnerin von Butzi in Sketchen, zum Beispiel wenn sie als altes, grantelndes Bauernpaar ihr Leben bilanzieren und schließlich aus ihrem Stall einen Wallfahrtsort machen wollen, „damit ma de Hackschnitzlheizung endlich zoin kenna“.

Manchmal hörte man heraus, dass Kirner und Bachmann zwar Sympathien für die CSU hegen, Ministerpräsident Markus Söder und auch Hubert Aiwanger jedoch nicht zu ihren Freunden zählen. „Mia san doch alle kloane Würstl“ singen sie und raten den beiden Politkern sich zu trennen. Bei Beziehungen sei es wie bei den Würstl, wenn die Zeit abgelaufen ist, sollte man sie entsorgen. Eine Besonderheit, die man aus dem Fernsehen nicht kennt, waren am Ende die mehrfachen Zugaben zum Mitsingen, nach dem üblichen Schlussgesang „Oh wie herrlich ist das Leben …“, in dem die Schwiegermutter verkauft und ihr Geld versoffen werden soll.