Puchheim:Der König der Tanz-Festspiele

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Akrobatik mit Bodenkontakt: eine der Vorführungen im Puchheimer Kulturzentrum. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kulturverein organisiert vierte Auflage der „Flow Games“ im Puc. Im spannenden Finale trifft Popping auf Hip-Hop. Und am Ende setzt sich Mikey Boo aus Italien durch.

Von Johannes Kiser, Puchheim

Die aktuellen Charts werden von Rap Tracks dominiert, neue Modeerscheinungen vom Hip-Hop-Lifestyle beeinflusst und die großen Stadien durch Konzerte der Szenestars gefüllt. Auch wenn sich die Hip-Hop-Kultur inzwischen zum absoluten Mainstream-Phänomen entwickelt hat, gibt es noch genügend Verfechter des Old-School-Gedankens der ehemaligen Subkultur. Dieser besteht aus den vier sogenannten Säulen des Hip-Hops: Rap, DJing, Graffiti-Writing und Breakdance. Letzterer spielt bei den Jugendlichen in Puchheim eine so große Rolle, dass Alvyda Zilvyte und Dovydas Sipulskis vom Kulturverein Puchheim in Zusammenarbeit mit der Stadt bereits die vierte Ausgabe ihres Tanzevents „Flow Games“ im Puc organisieren. Und die Titulierung „Event“ ist in diesem Fall keineswegs zu hoch gegriffen.

Im Puchheimer Kulturzentrum tummeln sich an diesem Tag mehr als 100 Tänzerinnen und Tänzer aus verschiedensten Ländern, die an der Dance-Battle in den Kategorien Hip-Hop und Popping teilnehmen. „Bei dieser Form des Wettkampfs gibt es eine Vorrunde und eine anschließende Endrunde im K.o.-System. Wer die Endrunde erreicht, tanzt dann im direkten Duell gegen seinen Widersacher und erreicht bestenfalls das Finale, wo es dann sogar um 200 Euro Siegprämie geht“, erläutert Tanzlehrerin Zilvyte. Auffallend ist jedoch, dass der klassische Wettkampfgedanke hier nicht im Mittelpunkt steht, vielmehr trifft sich eine eingeschworene, untereinander vernetzte und befreundete Community.

Semina und Semi aus dem vorarlbergischen Dornbirn verbringen fast jedes Wochenende auf derartigen Treffen – und das nicht, um die Konkurrenz zu besiegen, sondern um zusammen neue Moves, Tanzstile und Performances auf die Bühne zu bringen. „Wir sehen auf diesen Veranstaltungen oft dieselben Leute wie eine Woche zuvor. Auch heute sind wieder viele bekannte Gesichter aus ganz Europa dabei, und so wächst man einfach eng zusammen“, sagt Hip-Hop-Tänzerin Semi in der kurzen Pause vor den Entscheidungsrunden.

Gemeinsam neue Moves, Tanzstile und Performances auf die Bühne bringen: Tanzgruppe von Organisatorin und Tanzlehrerin Alvyda Zilvyte von der "Lass mich tanzen"-Tanzschule aus Germering. (Foto: Johannes Kiser/oh)

Während sich im Hintergrund die zahlreichen Zuschauer auf die sich anbahnende K.o.-Phase freuen, tanzen sich Teilnehmer auf dem Dancefloor mit beeindruckender Körperbeherrschung ein. Zu den treibenden Sounds des französischen DJs Namu und des Stuttgarter DJs Boogie G verwandelt sich das Puc in einen riesigen verdunkelten Tanzpalast. Dabei gleichen die Bewegungen der Popping-Tänzer denen eines über den Boden gleitenden, perfekt im Rhythmus groovenden Roboters. Die Hip-Hop-Tänzer hingegen wählen eine etwas flüssigere, aggressivere Variante und integrieren sogar Sprünge in ihren Tanz. Zilvyte erklärt, dass im Finale jeweils die Gewinner aus den beiden Kategorien dabei sind und der Sieger tanzstilübergreifend ermittelt wird. Dadurch werde das letzte Aufeinandertreffen zum absoluten Highlight des Abends.

Sieger der Gesamtwertung: Mikey Boo aus Italien. (Foto: Johannes Kiser/oh)

Für die Schülerinnen und Schüler der „Lass mich tanzen“-Tanzschule aus Germering ist an diesem Tag sowieso alles ein einziges Highlight. Sie bekommen die Möglichkeit, vor den Finals eine einstudierte Choreografie zu präsentieren und sind dementsprechend stolz darauf: „Saucool, hier vor all diesen Profis zu tanzen“, sagt die 15-jährige Vanessa aus Gauting. Viele seien absolute Vorbilder und deshalb schaue sie gerade in der letzten Battle des Tages ganz genau hin, um das eigene Level schrittweise zu verbessern. Ins Finale haben es an den vierten Flow Games diesmal der italienische Popping-Künstler Mikey Boo und der Münchner Hip-Hop-Tänzer Flashhaddi geschafft. Es dauert nicht lange, dann lösen sich die beiden in wechselnder Reihenfolge ab und performen, was das Zeug hält. Unter tosendem Applaus und lauten Beats treiben sie sich gegenseitig zur Höchstform und lassen keine Zweifel aufkommen, dass hier die Richtigen den ersten Platz austanzen. Wer am Ende die Nase vorn hat, entscheidet eine dreiköpfige Jury. Alle Mitglieder haben einen Namen in der Szene und krönen nach intensiver Beratung letztlich den Italiener Mikey Boo zum König der Puchheimer Tanz-Festspiele.

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