Brauchtumsveranstaltung:Zeichen der Dankbarkeit

Brauchtumsveranstaltung: Unter den Augen des heiligen Silvester werden in Türkenfeld am letzten Tag des Jahres wieder Tiere gesegnet. Ein Brauch, der bis auf das Jahr 1807 zurückgeht.

Unter den Augen des heiligen Silvester werden in Türkenfeld am letzten Tag des Jahres wieder Tiere gesegnet. Ein Brauch, der bis auf das Jahr 1807 zurückgeht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Türkenfeld richtet wieder Silvesterritt aus

Von Manfred Amann, Türkenfeld

"Der Ritt gehört einfach dazu", sagt Bürgermeister Pius Keller und bringt damit zum Ausdruck, dass die Bewahrung des Silvesterrittes als Brauchtumsveranstaltung für die Gemeinde große Bedeutung hat. Am letzten Tag des Jahres treffen sich wieder von 11:30 Uhr an im Pausenhof der Grund- und Mittelschule Reiter und Gespannführer, um mit dem Zwölf-Uhr-Glockenschlag gemeinsam Richtung Dorfmitte und Pfarrkirche zu ziehen, wo Pfarrer Klaus Distel Tiere und Menschen segnen wird. "Wir erwarten je nach Witterung mehr als 100 Reiter, etliche Kutschen- und Wagengespanne, auf denen Modelle von historisch bedeutsamen Gebäuden wie dem Fugger-Schlösschen oder der Pfarrkirche mitgeführt werden", erklärt Vizebürgermeister Emanuel Staffler.

Eine Selbstverständlichkeit sei die Teilnahme von Fahnenabordnungen der Vereine und von Bläsergruppen des Musikvereins Türkenfeld. Der Silvesterritt wird von der Gemeinde ausgerichtet und ist laut Bürgermeister Keller "jedes Jahr wieder eine Herausforderung". Dank der Unterstützung durch Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz und viele freiwillige Helfer könne das Brauchtum weitergetragen werden.

Der Silvesterritt geht auf das Jahr 1807 zurück, als rund um Türkenfeld eine schwere Viehseuche grassierte. Der Überlieferung nach wandten sich die Türkenfelder in ihrer Not an den heiligen Silvester, den Schutzpatron der Haustiere und Nebenpatron der Pfarrkirche, und erflehten seine Hilfe. Sie gelobten, alljährlich am letzten Tag des Jahres einen Ritt mit Segnung der Haustiere durchzuführen, wenn die Seuche abgewendet wird und ihre Tiere, besonders die für die Landwirtschaft unentbehrlichen Pferde verschont bleiben.

Die Seuche klang tatsächlich ab. Türkenfeld erfüllt seither das Gelübde. Dankbarkeit zollt man dem Heiligen auch, weil die Gemeinde angeblich mit seinem Beistand ihre Selbstständigkeit erhalten konnte. Beim Umritt wird seither die Figur des heiligen Silvester mitgetragen, die das Jahr über in der Kirche steht. Für den Rathauschef ist der Silvesterritt "immer auch eine gute Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und das Jahr gemeinsam ausklingen zu lassen". Damit Stimmung aufkommt, wird frisches Gebäck angeboten, während Sportverein und Pfarrgemeinderat wärmende Getränke vor der Sparkasse und vor dem Pfarrhof verkaufen. Nach dem Ritt gibt es im Feuerwehrhaus von den Schützen etwas zur Stärkung und die Floriansjünger schenken Getränke aus.

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