Brauchtum mit Wettbewerb:Bühnentauglicher Test für die Muskeln

Das erste "Bierturnier" beschert der Maisacher Festwoche einen Publikumserfolg. Bei Disziplinen wie dem Fingerhakeln, Maßkrugstemmen und Bierdeckelweitwurf ist die Unterhaltung so groß wie die Anstrengung der Teilnehmer

Von Jana Erthel, Maisach

Die Finger in einen Riemen verschlungen, sehen sich die zwei Gegenübersitzenden fest in die Augen. Ruckartig beginnt das Kräftemessen, die Männer versuchen den Gegner beim traditionellen Fingerhakeln zu sich herüberzuziehen. Angetrieben von dem Jubel des Publikums sowie dem eigenen Ehrgeiz stemmen sie jeweils ein Bein gegen den Tisch, um maximale Kraft aufwenden zu können. Anstrengung ist aus ihren hochroten Gesichtern zu lesen, die Überdehnung des Fingers vermutlich kaum auszuhalten.

Brauchtum mit Wettbewerb: Das Sportliche wird hier zweifelsohne mit Unterhaltung verbunden.

Das Sportliche wird hier zweifelsohne mit Unterhaltung verbunden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Diesen Wettbewerbscharakter habe Michael Schweinberger, Inhaber der Brauerei Maisach, der Festwoche verleihen wollen. Zum ersten Mal organisierte er ein "Bierturnier" zum Tag der Vereine. Andreas Wenzel, bekannter Radio- und Stadionsprecher, übernimmt, zusammen mit dem Brauereibesitzer die Moderation. Neben dem Fingerhakeln sammeln die Vereine in den Disziplinen Masskrugstemmen, Hau den Lukas und Bierdeckelweitwurf Punkte, um sich für das Finale des Wettzapfens zu qualifizieren. Am Bierturnier nehmen unter anderem die Freiwillige Feuerwehr Überacker, der Burschenverein Rottbach sowie der SC Maisach teil. Ihre mit Vereinswappen verzierten Trikots kombinieren die überwiegend männlichen Teilnehmer zu traditionellen Lederhosen.

Brauchtum mit Wettbewerb: Für das Maßkrugstemmen kann es keinen besseren Austragsort geben als im Volksfestzelt.

Für das Maßkrugstemmen kann es keinen besseren Austragsort geben als im Volksfestzelt.

(Foto: Fotos: Carmen Voxbrunner)

Überacker behauptet sich im Fingerhakeln: Der Schützen- sowie Stockschützenverein sammeln die für den ersten und zweiten Platz vergebenen zwölf beziehungsweise sechs Punkte. Bei der zweiten Disziplin handle es sich um eine "Urdisziplin der Bierkultur", so Schweinberger. Jeweils zwei Mitglieder pro Verein halten einen etwa anderthalb Kilo schweren Masskrug über eine durch Absperrband markierte Höhe. Drei Minuten dauert es, bis der erste aufgibt. Schweiß rinnt den Männern über ihre schmerzverzerrten Gesichter, der ausgestreckte Arm beginnt zu zittern. Zäh harren sie unter Applaus des Publikums aus. Schließlich, nach unglaublichen 18 Minuten des Streckens, bricht Schweinberger ab, die zwei letzten Verbliebenen gewinnen jeweils neun Punkte für ihr Team - und eine kostenlose Massage der verspannten Muskulatur.

Brauchtum mit Wettbewerb: Eine beliebte Disziplin war auch der Bierdeckelweitwurf.

Eine beliebte Disziplin war auch der Bierdeckelweitwurf.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Marcus Hoffmann vom Stockschützenverein Weiß-Blau Germerswang, der bis zuletzt den Masskrug in die Höhe gehalten hatte, verdiene große Anerkennung für seine Leistung, sagt Vereinsvorstand Günter Huber. Teamgeist sei das "A und O" in einem Wettbewerb wie diesem. Im Vergleich zu anderen habe der Verein versucht, die Disziplinen untereinander aufzuteilen, nicht immer dieselbe Person einzusetzen. Wie sich herausstellt, eine gute Herangehensweise: Der Stockschützenverein Germerswang steht zusammen mit dem Schützenverein Überacker und dem Sportverein Rot-Weiß Überacker im Finale. Beim Wettzapfen sichern sich Huber und sein Teamkollege Michael Marek durch gezielte Schläge den Sieg. Gemütlich wolle man den erfolgreichen Abend ausklingen lassen, sagt Marek. Ihren Gewinn, ein Spanferkel und 100 Liter Maisacher Bier, setze man vermutlich bei der Vereinsmeisterschaft im September ein. Der Schützenverein Überacker belegte den zweiten, der Sportverein Rot-Weiß Überacker den dritten Platz. Sie gewannen 50 beziehungsweise 30 Liter Bier. Das Turnier sei zwar noch optimierungsfähig, habe aber viel Spaß gemacht, resümiert Organisator Schweinberger am Ende der höchst unterhaltsamen Veranstaltung. Für Huber und Marek sei die Teilnahme an dem Wettbewerb eine "Mordsgaudi" gewesen. Sie betonen außerdem, wie wichtig es sei, an traditionellen Brauchtümern wie etwa dem Fingerhakeln festzuhalten. Dort hätten sie nicht so gut abgeschnitten, die Gegner maßgeblich unterschätzt. Letztendlich reichte es aber doch für einen verdienten Sieg der Stockschützen.

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