Brauchtum:Hilfe in Traditionspflege

Die Allinger Landjugend richtet den Untergiesinger Maibaum her

Von Ingrid Hügenell, Alling/München

Wer in München einen Maibaum aufstellen will, hat es nicht leicht. Zum einen, weil in der Landeshauptstadt natürlich kaum so schöne, gerade Fichten wachsen, wie man sie halt braucht für einen Maibaum. Und die, die es gibt, darf man nicht umschneiden. Zum anderen ist es verboten, den Baum per Muskelkraft aufzurichten, aus Sicherheitsgründen. Stattdessen kommt die Feuerwehr mit dem Kran, dann ist das ruckzuck erledigt.

Natürlich gibt es auch in München Maibäume. Einer davon steht in Untergiesing am Hans-Mielich-Platz. Seit vierzig Jahren ist der Untergiesinger Maibaumverein dafür zuständig. Den Baum bekommen die traditionsbewussten Städter heuer von der Allinger Landjugend, wie Alfred Hierl, Vorsitzender der Maibaumfreunde, berichtet. Der Kontakt in den Landkreis sei über Zuzügler zustande gekommen.

Anfangs hätten Vereinsmitglieder Bäume gekauft und dann selbst bemalt, aber leider habe für das aufwendige Verfahren niemand mehr Zeit, berichtet Hierl. Deshalb wird nun auch das fachgerechte Bemalen vergeben.

Die Allinger Landjugend hat die Aufgabe übernommen. Sie stellt den etwa 26 Meter langen Baum und bringt auch die weiß-blaue Farbe an, die in mehreren Schichten aufgetragen wird. Dafür würden sie fair bezahlt, sagt Hierl: "Sie bekommen so viel, wie der Maler auch bekommen würde." Dazu Brotzeit und Bier. Dabei haben die Allinger heuer selber zu tun. Denn auch in Biburg wird ein Maibaum aufgestellt.

Der fertige Baum für Untergiesing wird am Samstag nach München transportiert. Aber nicht von den Allingern. Denn natürlich gibt es auch für den Transport von Maibäumen Sicherheitsvorschriften. Und eine besagt, dass der Anhänger, der ein solches Teil mit mehr als 15 Stundenkilometern durch die Gegend fährt, eine Genehmigung der Regierung der Oberpfalz braucht. Warum Oberpfalz, kann Hierl sich auch nicht erklären. Für die Genehmigung wiederum ist ein Gutachten des TÜV nötig. Und das kostet. Die Allinger haben keinen genehmigten Anhänger. Nach einigem Suchen hat Hierl einen Transporteur gefunden. Der bringt nun den Baum, und die Polizei, die den Transport begleiten muss, ist auch schon verständigt.

Die Münchner befestigen noch die Schilder, schmücken und bewachen das schöne Stück ein paar wenige Nächte. Feiern können sie natürlich schon, und die Allinger sind mit eingeladen. 40 Burschen und Mädchen haben ihr Kommen zugesagt. Beginn des Festes am Hans-Mielich-Platz ist am 1. Mai um 11 Uhr. Es gibt Essen und Getränke, dazu Musik und Tanz mit den Giesinger Maibaumtänzern und dem Spencer-Davis-Chor. Als Höhepunkt treten die Schwuhplattler auf, 1997 gegründet, "die erste schwule Schuhplattlergruppe der Welt".

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