Blühpakt im Landkreis:Blütenteppich und Dachbegrünung

Blühpakt im Landkreis: Bisher blühen rund um die Eiche auf einer Verkehrsinsel in Nassenhausen nur Gänseblümchen. Mit 800 Blumenzwiebeln will die Gemeinde einen blühenden Teppich schaffen.

Bisher blühen rund um die Eiche auf einer Verkehrsinsel in Nassenhausen nur Gänseblümchen. Mit 800 Blumenzwiebeln will die Gemeinde einen blühenden Teppich schaffen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eichenau und Adelshofen bekommen als "Starterkit"-Kommunen je 5000 Euro für mehr Blühflächen. Damit werden etwa Schuldächer begrünt.

Von Ingrid Hügenell, Eichenau/Adelshofen

Rund um die Eiche beim Wasserspielplatz in Nassenhausen (Gemeinde Adelshofen) sollen im kommenden Frühjahr gelbe Winterlinge und weiße Schneeglöckchen, rosa Alpenveilchen und Buschwindröschen blühen. 800 Blumenzwiebeln und -knollen sollen die 50 Quadratmeter große Verkehrsinsel in einen Blütenteppich verwandeln. Und im Ortsteil Luttenwang soll ein 1500 Quadratmeter großes Grundstück, das derzeit brach liegt, zu einer Blühwiese werden. Dort wächst bisher vor allem Ampfer, wie Petra Schäfer berichtet. Die Gemeinderätin kümmert sich um das Projekt "Starterkit - 100 blühende Kommunen" des Blühpakts Bayern, an dem Adelshofen teilnimmt. Die ausgewählten Kommunen erhalten nicht nur je 5000 Euro für ihre Vorhaben, sondern auch fachkundige Beratung. Ein Jahr haben sie Zeit, ihr Projekt umzusetzen.

256 der 2056 bayerischen Kommunen haben sich für das Projekt beim bayerischen Umweltministerium beworben, hundert wurden ausgewählt. "Ziel des Projektes ist eine Trendumkehr des massiven Insektensterbens", heißt es in einer Mitteilung der Regierung von Oberbayern dazu. Aus dem Landkreis wollten außer Adelshofen auch Eichenau, Emmering, Olching und Puchheim mitmachen. Eichenau ist ebenfalls mit dabei, die drei anderen Kommunen nicht. Sie können sich aber beim Netzwerk der blühenden Kommunen einklinken und so von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Blühpakt im Landkreis: Die Dächer der Strazelbach-Schule in Eichenau sollen extensiv begrünt werden

Die Dächer der Strazelbach-Schule in Eichenau sollen extensiv begrünt werden

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Torffreie Erde

Mehr als 1300 Quadratmeter sollen in Eichenau aufblühen - auf den Dächern der Starzelbach-Schule. Die Grund- und Mittelschule wird ohnehin gerade erneuert, energetisch saniert und erweitert. Da kommen die 5000 Euro vom Staat für die Dachbegrünung gerade recht. "Damit kaufen wird Substrat, Dünger und Saatgut", erklärt Carolin Speth vom Umweltamt der Gemeinde. Der Dünger darf kein chemischer sein, gesät werden sollen vorwiegend heimische, aus der Region stammende Pflanzen, und die Erde soll torffrei sein.

Die Blühwiesen sollen Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten anziehen. Die Dachbegrünung wirke sich auch sonst günstig aus, erklärt Speth. "Sie federt Temperaturschwankungen ab, kühlt im Sommer, dämmt im Winter." Das sei gut für die Materialien des Dachs und spart auch Energie zum Heizen oder Kühlen, ist also auch ein Beitrag zum Klimaschutz.

Raum für Artenvielfalt

Die Dächer werden nicht als Gärten nutzbar sein, man wird sich auf ihnen also nicht aufhalten können. Um Themen wie Artenvielfalt im Unterricht zu illustrieren, taugen sie aber in jedem Fall. Eltern und Lehrer, überhaupt alle, die zur Schule kommen, werden ebenfalls informiert, die Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu. Vom Blühpakt gibt es die passenden Schilder. "So kommen die Themen ins Gespräch", sagt Speth.

Die Gemeinde Eichenau lässt sich beraten, wie die Begrünung am besten gelingen kann. Ausführen werde die Arbeiten ein Spezialunternehmen, die Gemeinde eventuelle Mehrkosten übernehmen. Eine Streuobstwiese neu anzulegen, wie ebenfalls geplant ist, sei "komplizierter als gedacht", weshalb nun der Fokus zunächst auf den Schuldächern liege, erklärt Speth.

Von der Fläche in Luttenwang sollen zunächst unerwünschte Pflanzen wie der Ampfer entfernt werden, die den Blumen keinen Raum lassen würden. Dafür wird ein Landwirt den Boden mehrmals in Abständen mit einer Fräse bearbeiten. Ausgesät werden sollen dann heimische Pflanzen wie Flockenblumen, Lichtnelken, Frauenmantel, Labkraut und Schafgarbe, die teils über Mahdgut von vorhandenen Flächen eingebracht werden. Auf der Fläche soll es offene Stellen geben für Wildbienen, die im Boden nisten, ebenso Steinhaufen und Totholz, auch für Eidechsen.

Blühpakt im Landkreis: Eine artenreiche Wiese für Wildbienen, Schmetterlinge und Eidechsen soll in Luttenwang entstehen.

Eine artenreiche Wiese für Wildbienen, Schmetterlinge und Eidechsen soll in Luttenwang entstehen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Aktive Gemeinde

Die Bürger sollen eingebunden werden, vor allem Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Adelshofen, der Schäfer zufolge zwei sehr aktive Kinder- und Jugendgruppen hat. Die Adelshofener haben schon Erfahrung damit, wie man das Dorf attraktiver macht. 2019 bekam der Ort das Gütesiegel "Heimatdorf" vom bayerischen Heimatministerium und ein Preisgeld von 50 000 Euro. Schon im Jahr zuvor schloss sich die Gemeinde auch dem Projekt "Brucker Land blüht auf" an und legte einige Blühstreifen an.

Voriges Jahr kam, wie Petra Schäfer berichtet, die Ausschreibung für den Blühpakt Bayern im Rathaus an. Bürgermeister Robert Bals leitete sie an Schäfer weiter. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir das gewinnen", sagt die Gemeinderätin und Nebenerwerbslandwirtin. Ein nächstes Projekt steht auch schon an: Der Dorfweiher, der zu einer ziemlich grünen Brühe geworden ist, soll "aufgepeppt", also wieder sauber und artenreich werden. Statt Fischen sollen dann dort Frösche und andere Amphibien leben.

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