Blick in die Zukunft:Schöne neue digitale Welt

Ulrich Bode

Ulrich Bode hat vor 20 Jahren das Smartphone vorausgesagt. In seinem zweiten Buch denkt der Eichenauer die digitale Revolution weiter.

(Foto: Günther Reger)

FDP-Politiker Ulrich Bode versucht in seinem neuen Buch Ängste vor dem rasanten gesellschaftlichen Wandel durch moderne Informationstechnologien zu zerstreuen

Von Manfred amann, Eichenau

"Ein gutes neues Jahr" zu wünschen, ist allenthalben gute Sitte. Silvester und Neujahr sind für die meisten Menschen auch eine willkommene Zäsur: Innehalten, Revue passieren lassen, Pläne schmieden, sich neu definieren. Gelten die Wünsche zwar eher dem Alltäglichen wie Gesundheit und Glück, doch nicht selten schwingen diffuse Zukunftsängste mit. Unter anderem auch, weil die "digitale Revolution" und deren Folgen für den Menschen kaum noch einschätzbar ist. Viele stellen die grundsätzliche Frage: "Wohin geht die Reise, wenn die Gesellschaft durch moderne Informations-und Kommunikationstechnologien einem unaufhaltsamen und rasanten Wandel unterworfen ist?"

Antworten darauf gibt Ulrich Bode in seinem neuen auch für Laien gut verständlichem Buch "The making of digital", in dem er fundiert, kompakt und strukturiert das Thema "Digitalisierung" aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, Folgen für alle Gesellschaftsbereiche aufzeigt sowie Unternehmen und Politik darauf hinweist, was für die Zukunft "Schlüsselfaktoren" für Erfolg und Fortschritt sein werden. Der Autor, der im Landkreis als FDP-Kommunalpolitiker bekannt ist, ist als Informatiker seit fast 30 Jahren als Berater in Branchen wie Auto, Handel, Finanzdienstleister und öffentliche Verwaltung tätig und er ist auch "Fellow" der Gesellschaft für Informatik, in der die Fortentwicklung der Informatik mitgestaltet wird.

Vor etwa 20 Jahren hatte Ulrich Bode schon einmal ein Buch als "Wegweiser für Führungskräfte" im Gabler-Verlag aufgelegt, das ihm viele Anerkennung einbrachte. Unter anderem deswegen, weil er unter dem Titel "Die Informationsrevolution" schon zehn Jahre bevor das erste Smartphone auf den Markt kam, vorausgesagt hatte, dass die Wirtschaft bald "einen Computer von der Größe eines Telefonhandys" hervorbringen wird, in dem neben allen Computerfunktionen auch ein Fotoapparat, ein Scanner, ein Diktiergerät und vieles mehr vereint sein wird. "Wir stehen aber erst am Anfang des digitalen Zeitalters", erklärt Bode, doch die Nutzung der Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenswelt der Menschen, die die Digitalisierung mit sich bringt, werde in allen Bereichen, von Medizin über Bildung und Mobilität bis hin zur Produktion von Gütern rapide zunehmen. Es werde zum Beispiel nicht mehr lange dauern, bis Installateure oder Schreiner mit einem Drei-D-Drucker vorfahren, um kleinere Aufträge zu erledigen, sagt der 56jährige Informatiker voraus. Wenn kleine Teile, vom Nagel bis zum Rohrstück, vor Ort selbst hergestellt werden, dann würden Fahrten für Käufe, Lagerhaltung, Bestellungen von Material wegfallen, Zeit- und Fahrteneinsparungen wären die Folge. Man könne davon ausgehen, dass Arbeiter in vielleicht zwölf Jahren zehn Mal so viele Massenprodukte herstellen als heute, da Arbeitsabläufe enorm beschleunigt würden.

"Angst vor der Entwicklung braucht aber niemand zu haben", sagt Ulrich Bode, denn der Übergang vom Informationszeitalter ins digitale werde schleichend erfolgen. Außerdem werde sie so vor sich gehen, dass Anwender, egal welchen Alters, mit Neuerungen schnell zurechtkämen. Am Automaten Geld zu ziehen, schaffe heute auch jeder, trotz aller vorherigen Bedenken. Schon jetzt sei erkennbar, dass die Digitalisierung den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt. Bislang habe sich der Mensch an den Computer anpassen müssen, zunehmend werde vieles im Alltag und in der Arbeitswelt optimal anwendergerecht sein. Während die Software immer praktikabler auf menschliche Bedürfnisse zugeschnitten werde, werde die Hardware nahezu ganz verschwinden, zum Beispiel in einem Armband oder in einem Chip. Infolge optimaler Vernetzungen und unter Nutzung künstlicher Intelligenz werden sich laut Bode absehbar "zurzeit noch gar nicht erfassbare Möglichkeiten" eröffnen.

Auf die Frage, ob der Mensch dabei nicht auf der Strecke bleibe oder gar zur gläsernen und beliebig führbaren Marionette werde, weist der Informatiker auf die Politik, die den Wandlungsprozess selbstverständlich begleiten und bei Fehlentwicklungen eingreifen müsse. Wohl wissend, dass die Digitalisierung auf der ganzen Welt zügig voranschreitet, mahnt der Politiker Bode, dass die Entwicklung nur in demokratischen Regierungsformen den Menschen zum Vorteil werde. In Diktaturen, welcher Couleur auch immer, sei eine missbräuchliche Nutzung sehr wahrscheinlich. Ansonsten sieht er in der Digitalisierung eine Chance für ein freieres, menschlicheres Leben.

"The Making Digital" hat 280 Seiten und ist in zwölf Kapitel gegliedert. Im ersten "Das digitale Ebenbild" ordnet Bode die Entwicklung in die Geschichte der Menschheit ein, wobei er vom Schöpfungsmythos ausgehend darlegt, dass dem Menschen Fähigkeiten zur Abstraktion und Detaillierung gegeben wurden, neue Realitäten entstehen zu lassen, so dass spannende Computerspiele unserer Zeit bald schon Wirklichkeit sein können. Auf dem Cover ist das Bild von Michelangelo, in dem Gottes Finger den des Menschen berührt, in das Weltall gestellt. Ganz wichtig ist für den Informatiker und Politiker, dass die Bildungsinhalte ausgebaut und immer wieder nachjustiert werden. "Die digitale Transformation treibt uns um", weiß Bode. Sie schicke sich an, unsere Arbeits- und Produktionsprozesse ebenso massiv zu verändern wie die Art und Weise, wie wir Nachrichten oder Informationen aufnehmen und nutzen. Wie gravierend die Veränderungen auch sein werden - ein zentraler Schlüssel für Erfolg und Akzeptanz sei die Sicherheit von Daten, für jeden einzelnen, aber auch für Unternehmen. Dies zu garantieren, sei nicht nur Aufgabe der Politik und der Forschung, sondern auch jedes einzelnen.

Das Buch "The making of digital" ist beim Verlag "Trochos GmbH" erschienen und als Hardcover, ISBN 978 3 938277 01 0 (39,80 Euro), Paperback ISBN 978 3 938277 0 2 7 (29,80) und als eBook ISBN 978 3 938277 03 4 (19,99 Euro) erhältlich.

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