Fürstenfeldbruck:Wohin mit dem Biomüll?

Fürstenfeldbruck: Eine Biotonne führt der Landkreis Fürstenfeldbruck von 2025 an ein, um die Sammelmengen von Bioabfall zu erhöhen.

Eine Biotonne führt der Landkreis Fürstenfeldbruck von 2025 an ein, um die Sammelmengen von Bioabfall zu erhöhen.

(Foto: Peter Steffen/picture alliance/dpa)

In Augsburg soll eine neue Verwertungsanlage entstehen. Dorthin könnte der Landkreis Fürstenfeldbruck seine organischen Abfälle liefern. Aber auch ein privates Entsorgungsunternehmen will eine Anlage bauen - im Landkreis.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Könnte Bioabfall aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck künftig in Augsburg verwertet werden? Die Abfallverwertung Augsburg (AVA) möchte auf ihrem Grundstück eine weitere Anlage errichten und ist an einer Kooperation mit anderen Kommunen interessiert, unter anderem dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Aber auch ein privates Entsorgungsunternehmen prüft derzeit mögliche Standorte zur Errichtung einer Biomüllverwertungsanlage in Fürstenfeldbruck und Maisach und meldet Interesse an einer Zusammenarbeit an. SZ-Informationen zufolge handelt es sich um die Firma Remondis.

Remondis ist ein Entsorgungs- und Recyclingunternehmen mit Sitz in Lünen/Nordrhein-Westfalen, das auch im Landkreis Fürstenfeldbruck als Entsorger tätig ist. Nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises (AWB) ist das Projekt allerdings erst in etwa anderthalb Jahren entscheidungsreif, da sich eines der beiden Grundstücke noch nicht in Besitz des Entsorgungsunternehmens befindet und bei beiden Grundstücken erst geprüft werden müsste, ob Baurecht geschaffen werden könne. Gleichwohl gilt die Option als interessant, weil im Landkreis erzeugte Energie auch im Landkreis genutzt werden könnte. Eine SZ-Anfrage an Remondis blieb unbeantwortet.

Die Biotonne soll von 2025 an die Sammelmengen erhöhen

Beide Möglichkeiten würden freilich den Landkreis davon entbinden, selbst eine Vergärungsanlage zu bauen. Lange hatte Landrat Thomas Karmasin (CSU) eine solche Möglichkeit ausgeschlossen. Mittlerweile aber befürwortet auch der kreiseigene Abfallwirtschaftsbetrieb, Bioabfälle in der Region zu verarbeiten und daraus erzeugte Energie vor Ort nutzbar zu machen. Deshalb will der Landkreis Fürstenfeldbruck mit Hilfe der Biotonne - die im Jahr 2025 im Landkreis eingeführt wird - die Sammelmengen von Bioabfall erhöhen.

Das Augsburger Modell sähe vor, dass die Abfallverwertung Augsburg die neue Verwertungsanlage bauen würde. Ein gemeinsames Kommunalunternehmen der beteiligten Kreise - dies wären Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg - würde sie dann pachten. Betrieben würde die Anlage von der AVA, möglich sein könnte dies vom Jahr 2026 an. Eine Zusammenarbeit wäre auf mindestens 15 Jahre angelegt und würde langfristige Entsorgungssicherheit gewähren, heißt es beim AWB. Den Landkreisen selbst bliebe das Investitionsrisiko erspart.

Die Bauschuttdeponie in Jesenwang könnte als Umladestation für Bioabfall aus dem Landkreis dienen. Der Transportweg nach Augsburg beträgt von dort etwa 60 Kilometer. Nach Volkenschwand im Landkreis Kelheim, wohin der Brucker Biomüll derzeit zur Verwertung gebracht wird, sind es etwa hundert Kilometer.

Fürstenfeldbruck: Bereits 2015 besichtigen Kreisräte und Vertreter des Energiewendevereins Ziel 21 die Vergärungsanlage in Augsburg.

Bereits 2015 besichtigen Kreisräte und Vertreter des Energiewendevereins Ziel 21 die Vergärungsanlage in Augsburg.

(Foto: Ziel 21/oh)

Die AVA betreibt im Nordosten von Augsburg ein Abfallheizkraftwerk und eine Vergärungsanlage für Bioabfall, die mehr als 100 000 Tonnen Bioabfall und Strauchschnitt zu Biogas, Dünger und Kompost verarbeitet. Eine zweite Anlage mit einer Kapazität von etwa 60 000 Tonnen ist dort in der Nähe geplant.

Damit sich eine Anlage lohnt, müssen die Landkreise zusammenarbeiten

Vor zwei Jahren hatte der Werkausschuss des Fürstenfeldbrucker Kreistags einer interkommunalen Zusammenarbeit bezüglich einer gemeinsamen Bioabfallverwertung zugestimmt. Denn ein Landkreis allein würde die für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Anlage erforderlichen Biomüllmengen nicht generieren können. Zwischenzeitlich startete die Kreisverwaltung eine Umfrage bei sämtlichen Städten und Gemeinden bezüglich geeigneter Grundstücke. Eines meldete die Gemeinde Maisach, drei Grundstücksvorschläge kamen von Privateigentümern aus dem Landkreis. Das AVA-Angebot macht die Grundstückssuche erst einmal überflüssig.

Der AWB geht davon aus, dass mit Einführung der Biotonne zum 1. Januar 2025 pro Jahr zwischen 11 000 Tonnen (bei Einführung) und 19 000 Tonnen (nach erfolgreicher Systemumstellung) an Biomüll im ganzen Landkreis Fürstenfeldbruck eingesammelt werden können. Benötigt für einen wirtschaftlichen Betrieb würden 40 000 Tonnen. Am Donnerstag diskutiert der Kreistag das Thema.

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