Bildung:Run aufs Gymnasium gebremst

Die Zahl der Schüler, die das Abitur anstreben, ist im Landkreis rückläufig. Erst allmählich soll sich das laut einer Prognose ändern. Stabil ist dagegen das Interesse am Besuch der Realschulen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Schülerzahlen an den Gymnasien im Landkreis sind seit Jahren rückläufig, und nach den Prognosen wird sich daran erst nach 2020 etwas ändern. Allerdings ist noch unklar, wie stark sich die Wiedereinführung des neun Jahre dauernden Gymnasiums auswirken wird. Anders sieht es an den Realschulen aus. Sie verzeichnen konstante Schülerzahlen. Planungen für neue weiterführende Schulen seien momentan nicht nötig, folgert Johann Thurner (Freie Wähler) aus Mammendorf, Finanzreferent des Kreistags, aus diesen Zahlen.

8656 Schülerinnen und Schüler besuchten im Jahr 2010 eines der sieben Gymnasien im Landkreis Fürstenfeldbruck. Im vergangenen Jahr gab es nur noch 7274 Gymnasiasten. Die Zahlen sind in sämtlichen Schulen rückläufig, nur im Max-Born-Gymnasium in Germering werden geringfügig mehr Kinder und Jugendliche unterrichtet als vor acht Jahren. Der Trend der vergangenen Jahre soll sich jedoch ändern, sagt die Prognose des Büros für räumliche Entwicklung. Das Fachbüro hat sich im Auftrag des Landkreises mit der Schulentwicklung bis zum Jahr 2030 befasst. Gründe für eine Änderung sind der Zuzug, eine Verjüngung der Landkreisbevölkerung und die Rückkehr zum G 9. Allerdings ist nicht klar, wie sich diese Faktoren auf die Übertrittsquote auswirken. Sie misst, wie viele Kinder von der Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Die Quote stieg zuletzt wieder von etwa 46 auf 48 Prozent. Ob dies die Trendwende gewesen ist, müsse aber über mehrere Jahre beobachtet werden, sagte Heike Pethe vom beauftragten Fachbüro. Sie berechnete deshalb zwei Entwicklungsvarianten. Nach der einen steigt die Zahl der Gymnasiasten bis 2030 auf etwa 8400, nach der zweiten Variante auf knapp 9000. Die Zahlen sind abhängig von der Übertrittsquote, aber auch von den Schulneubauten in Freiham und Herrsching. Dort sollen Gymnasien entstehen, die sich auf die Schülerzahlen in Germering und Gröbenzell auswirken dürften.

Pethe legte auch Zahlen zur Entwicklung der Bevölkerung bis 2030 vor. Nach diesen Prognosen wird die Einwohnerzahl auf 234 000 Menschen (mit Erst- oder Zweitwohnsitz) steigen, momentan leben etwa 228 000 Personen im Landkreis. Der Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen soll jedoch zehn Prozent betragen, also mehr als die Steigerungsrate der Gesamtbevölkerung. Die Bevölkerung verjüngt sich also. Das wird wohl den Realschulen weiterhin viele Schüler bringen. Schon seit Jahren ist diese Schulart bei Eltern und Kindern beliebt, die Übertrittsquote hat sich bei etwa 30 Prozent eingependelt. Dazu kommt, dass mit dem zusätzlichen Unterricht in Germering das Angebot an Fach- und Berufsoberschulklassen ausgebaut worden ist. Fünf neue Klassen gibt es vermutlich in Germering im nächsten Schuljahr, dazu 15 in Fürstenfeldbruck.

Der Brucker FDP-Kreisrat Klaus Wollenberg kritisiert an der Prognose, dass ihr ein Überblick über die Entwicklung der Schülerzahlen an den Fach- und Berufsoberschulen (FOS/BOS) fehle. Gerade für die Einschätzung der weiteren Entwicklung der Realschulen seien diese Zahlen wichtig. Pethe will die Prognose bis Juli nachliefern. Momentan gebe es aber noch zu viele Unwägbarkeiten, sagte sie in der Sitzung des Kreis-Kulturausschusses am Montag. So ist nach ihren Worten noch nicht klar, wie viele Klassen an den beiden Standorten in Fürstenfeldbruck und Germering zustandekommen. Zudem gibt es im Landkreis Starnberg ein neues Angebot für Fach- und Berufsoberschüler. Und auch die Stadt München will zeitlich begrenzt FOS- und BOS-Schulklassen nach Freiham verlegen.

Unzufrieden zeigte sich Wollenberg am Montag zudem, weil die Schulentwicklungsplanung keine Angaben zur Zukunft des Fliegerhorsts enthält. Günter Sigl vom Landratsamt wies diese Kritik allerdings zurück. Die weitere Entwicklung des Fliegerhorstgeländes sei momentan noch völlig offen, sagte er. Grünen-Kreisrat Christian Stangl aus Fürstenfeldbruck wertete die Zahlen als Zeichen für einen Handlungsbedarf. Schließlich steige die Zahl der Realschüler kontinuierlich an, sagte er. Und auch die Gymnasien bräuchten bald mehr Unterrichtsräume, vor allem nach der von Pethe berechneten Variante, die im Jahr 2030 an die 9000 Gymnasiasten prognostiziere. Kreisrat Andreas Lohde (CSU) aus Fürstenfeldbruck widersprach. Er glaube nicht, dass das G 9 den Gymnasien automatisch mehr Schüler bringe, sagte er. Auch im Realschulbereich sieht er noch keine Notwendigkeit zum Handeln. Eher muss seinen Worten nach auf die Fach- und Berufsoberschulen geschaut werden. Aber auch das hat Zeit, Thurner will die nächsten drei Jahre abwarten.

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