Bildung:Neun Schuljahre als Erfolgsmodell

Gymnasium Puchheim

Vorreiter in Sachen neunjähriges Gymnasium: An der Schule in Puchheim gibt es den Modellversuch Mittelstufe plus. Der ist mittlerweile beliebter als das G 8.

(Foto: Günther Reger)

Drei von vier Achtklässlern haben am Gymnasium die vierjährige Mittelstufe plus gewählt. Das deutliche Votum für den Schulversuch ebnete den Weg zurück zum G 9

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Sie gilt als heimlicher Vorläufer des G 9. Zumindest aber hat die Mittelstufe plus, die in Bayern seit drei Jahren als Schulversuch läuft, die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium beschleunigt. Denn die Mittelstufe plus ist ein Erfolgsmodell geworden. Am Gymnasium Puchheim, der einzigen von landesweit 47 Modellschulen im Landkreis Fürstenfeldbruck, werden im laufenden Schuljahr mehr als drei Viertel aller Achtklässler nach dem Plus-Modell unterrichtet.

111 Achtklässlerinnen und Achtklässler besuchen derzeit eine Mittelstufe-plus-Klasse, nur 32 die Klasse im sogenannten Regelzug, also eine normale G 8-Klasse. Das Votum zugunsten der Option, die Klassen acht, neun, zehn in vier statt in drei Jahren zu durchlaufen, fand von Jahr zu Jahr mehr Anhänger. Als der Schulversuch 2015/16 eingeführt wurde, fungierten in Puchheim 57 Prozent der Achtklässler als Pioniere, indem sie das neue Modell wählten. Ein Jahr später entschieden sich schon 67 Prozent für die neue Variante. Nun, im dritten Jahr, sind es gar 78 Prozent. Puchheims Schulleiter Georg Baptist zieht eine positive Zwischenbilanz: "Ich bin mehr als zufrieden, die Mittelstufe plus funktioniert sehr gut. Sie gibt Schülern mehr Möglichkeiten, ihren Alltag zu organisieren."

Der erste Mittelstufen-plus-Jahrgang ist jetzt in der zusätzlich eingehängten Klasse angekommen, die den Zusatz "neun plus" trägt. Die gleichaltrigen Schüler, die im Regelzug geblieben sind, besuchen bereits die zehnte Klasse. Die Neun-plus-Klasse dient "der Stoffdehnung", erläutert Georg Baptist. Während Kernfächer wie Mathematik, Deutsch, Englisch durchgängig - wie im Regelzug auch - unterrichtet werden, haben die Plus-Schüler in der zusätzlichen neunten Klasse zum Beispiel auch die Fächer Geografie, das im Regelzug nur in der achten und zehnten Klasse im Lehrplan steht, und Biologie, das ansonsten in den Klassen acht, neun und zehn unterrichtet wird.

Auch den Müttern und Vätern, die noch keine Kinder in der Mittelstufe haben, blieb der Andrang nicht verborgen. Immer wieder werde er von Eltern gefragt, wie lange die Mittelstufe plus noch angeboten werde, erzählt Baptist. Die derzeitigen sechsten Klassen werden die letzten sein, die, bevor sie in die achte Jahrgangsstufe wechseln, die Mittelstufe plus wählen können. Denn vom nächsten Schuljahr an gilt wieder die auf neun Gymnasialjahre verlängerte Schulzeit (G 9), die für fünfte und sechste Klassen gleichzeitig eingeführt wird.

Am Gymnasium Puchheim werden schon im kommenden Jahr zwei bis drei Klassen zusätzlich gebildet werden müssen, wenn nämlich die jetzigen Plus-Klassen in die zehnte Jahrgangsstufe wechseln und neue Plus-Klassen nachrücken. Der dadurch entstehende Mehrbedarf an Klassenräumen wird bis zum Ende des Schulversuchs im Jahr 2024/25 anhalten, weiß man im Landratsamt, das für die Bereitstellung der Räume zuständig ist. Nicht zuletzt durch die Mittelstufe plus erlebt das Gymnasium Puchheim einen Andrang, mit dem sich die Schule den Spitzenzeiten der Jahre 2009 bis 2011 annähert, als fast 1200 Schüler die Schule besuchten. Derzeit sind es 1041 Schüler. Mit 172 Fünftklässlern hatte die Schule in Puchheim von allen sieben Landkreisgymnasien zuletzt den größten Zulauf, gefolgt vom Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck.

Das Gymnasium Puchheim wird im Schuljahr 2024/25 auch das einzige Gymnasium im Brucker Land sein, das Abiturienten entlässt, nämlich die aus der Mittelstufe plus. Die haben dann wenig Konkurrenz bei der Suche nach Studienmöglichkeiten oder Ausbildungsplatz. Denn die Umstellung vom G 8 auf das G 9 will es so, dass es im Juni 2025 keine Abiturienten geben wird, weil die G 9-Schüler dann erst in die 13. Jahrgangsstufe wechseln. "Wir als Versuchsschule", sagt Baptist, "wir füllen dieses Loch." Als vom G 9 auf das G 8 umgestellt wurde, war es genau anders herum: Im Jahr 2011 gab es einen doppelten Abiturjahrgang.

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