Süddeutsche Zeitung

Bildung in Fürstenfeldbruck:Digitale Defizite

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Die FDP-Politiker Ulrich Bode und Matthias Fischbach kritisieren den Kultusminister und stellen ihr Konzept für einen modernen Unterricht vor

Von Anna Schorr, Fürstenfeldbruck

Mit der digitalen Bildung in Bayern und auch den Defiziten in diesem Bereich haben sich in der Reihe "Bode-Dialog" der Eichenauer FDP-Bundestagskandidat Ulrich Bode und der FDP-Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach beschäftigt. Im Fokus der Online-Debatte am Dienstag mit bis zu 16 Teilnehmern standen die Digitalisierung von Schulen sowie digitale Bildungsmöglichkeiten der Zukunft. Beide Politiker sehen in der Digitalisierung eine große Chance für Schulen.

"Mit digitalen Mitteln, etwa einer Lernsoftware, könnte man Schüler individueller fördern und besser auf die Möglichkeiten des Schülers eingehen", so Bode. Solche computergestützten Lernmethoden ersetzten zwar keine Lehrkraft, könnten aber beim Aufbau eines Wissensgrundstocks helfen, an den Lehrer dann im Unterricht anknüpfen können. "In den Vereinigten Staaten beispielsweise ist digitale Bildung schon längst selbstverständlich. In diesem Punkt sind sie Deutschland um Längen voraus", bekräftigt Axel Schmidt, Vorsitzender der oberbayerischen FDP. Großen Nachholbedarf sieht auch Fischbach, der unmissverständlich klar macht, dass er mit der Arbeit des Kultusministers Michael Piazolo sehr unzufrieden ist. "Ich verstehe nicht, warum er nicht schon zurückgetreten ist". Die Bilanz nach einem Jahr mit mehr oder weniger strengen Lockdowns in den Schulen nennt er "ernüchternd", Programme auf Landesebene seien unzureichend - wie etwa der Digitalpakt Schule oder die Bayern-Cloud Schule. Zwei Milliarden sollten in die digitale Bildung investiert werden, angekommen sei davon nur wenig. Alles laufe sehr zäh und bürokratisch. "Der Digitalpakt ist praktisch eine Totgeburt", so der Landtagsabgeordnete. Dabei sei die Pandemie eine Chance für die Digitalisierung. "Der digitale Unterricht ist im Moment ja eigentlich eine Ausnahmeregelung. Das sollte aber Standard werden. Auch digitale Prüfungen halte ich für möglich", sagt Fischbach.

Auf die Frage des FDP-Kreisverbandsvorsitzenden Martin Koch, wie ein Digitalministerium aussehen könnte, antwortet Bode, dies solle "ein Querschnittsministerium" sein, das mit allen anderen Ministerien zusammenarbeite. An dessen Spitze wünscht sich Bode einen ausgebildeten Informatiker. Für Fischbach sollte ein Digitalminister vor allem Visionen haben: So müsse der Breitband- und Mobilfunkausbau stärker vorangetrieben werden. "Wichtig wäre auch, dass dieses Querschnittsministerium Kompetenzen bekommt, die nicht angezweifelt werden", sagt Fischbach.

Die beiden FDP-Politiker würden künftig gerne das Konzept des "Flipped Classroom" einsetzen. Mit Lernvideos erschließen sich dabei Schüler zu Hause zunächst die Themen, bevor sie in der Schule gemeinsam mit dem Lehrer Aufgaben dazu bearbeiten. Das kann Fischbach zufolge im Wechselunterricht erfolgen, aber auch nach der Krise beibehalten werden. Außerdem plädiert er für eine "Corona-Feuerwehr": Die Schulen sollten jetzt neue Lehrkräfte einstellen, die individuelle Förderstunden geben. Langfristig könnten sie dann den Lehrerbedarf des neunstufigen Gymnasium decken. Auch ganz neue Schulkonzepte wie Unterricht im Freien oder das verstärkte Lernen mit verschiedenen Apps kann sich Fischbach gut vorstellen.

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Quelle:
SZ vom 03.04.2021
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