Bilanz der Polizei:Blitzer mit Langzeitwirkung

Eine Woche lang hat die Polizei im Landkreis Autofahrer kontrolliert. Etwa fünf Prozent waren zu schnell unterwegs. Tempo-Messungen hätten auch einen erzieherischen Effekt, sagen die Beamten

Von Maternus Schmitz

-Eine Woche lang hat die Polizei im Landkreis die Autofahrer auf Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit kontrolliert. Die Bilanz liegt jetzt vor: Insgesamt wurde das Tempo bei 2136 Fahrzeugen überprüft. Dabei waren 104 Autofahrer zu schnell unterwegs, das sind nicht ganz fünf Prozent aller Kontrollierten. 14 davon erhalten eine Anzeige. Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung wurde im Zuständigkeitsbereich der Polizeidienststelle Olching gemessen: Der Fahrer war um 38 Stundenkilometer zu schnell. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitteilte, stellten die Polizisten im Landkreis außerdem 20 Gurtverstöße fest, zwei Fahrer standen unter Drogen- oder Alkoholeinfluss.

Radarpistole

Verstärkte Kontrollen: Polizist mit Radarpistole in Puchheim-Ort.

(Foto: Günther Reger)

In Bayern war der sogenannte 24-Stunden-Blitzmarathon vom 11. Oktober auf eine ganze Woche ausgeweitet worden, in der die Polizei an vielen Stellen Verkehrskontrollen durchführte. Auch die Beamten der Gröbenzeller Inspektion waren im Einsatz und erstatteten dreimal Anzeige: wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Urkundenfälschung und wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln. Auch die viel befahrene Eichenauer Straße in Puchheim-Ort an der Kreuzung zur Mitterlängstraße gehörte zu den Kontrollpunkten der Gröbenzeller. Zwei Stunden lang standen die Polizisten vorigen Mittwoch dort und hielten 15 Verkehrssünder an. 14 von ihnen waren zu schnell gefahren, was eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Ein Autofahrer erhielt eine Anzeige, weil er mit dem Mobiltelefon am Steuer erwischt wurde - laut Karlheinz Pangerl, dem Gröbenzeller Inspektionsleiter, eine durchaus normale Bilanz für eine zweistündige Kontrolle.

Am eiligsten hatte es an diesem Tag ein 23-jähriger Mercedesfahrer, der bei erlaubten 50 Stundenkilometern mit Tempo 71 geblitzt wurde. 35 Euro Bußgeld muss er nun bezahlen. Richtig einsichtig war er nicht, sondern begann mit den Beamten zu diskutieren, nachdem die ihn auch noch darauf hingewiesen hatten, dass er falsch herum vom Parkplatz fahren würde und sich doch bitte bereits vor Beginn der Fahrt anschnallen solle.

In ganz Bayern waren während der Woche 2200 Kontrolleure an 1500 verschiedenen Messstellen im Einsatz. Überprüft wurden etwa eine Millionen Fahrzeuge. Bayernweit wurden 25 000 Verstöße festgestellt und 100 Strafanzeigen wegen Trunkenheit am Steuer und Fahrens ohne Fahrerlaubnis ausgesprochen. Am schnellsten war bayernweit ein Autofahrer auf einer Landstraße im oberfränkischen Landkreis Hof unterwegs. Statt erlaubten 100 Stundenkilometern auf regennasser Fahrbahn stoppten ihn die Polizisten mit 193 Stundenkilometern.

Bei so manchem Autofahrer stießen die Kontrollen nicht auf Verständnis. "Ich halte nicht viel davon", sagt der 23-Jährige, der in Puchheim-Ort geblitzt wurde: "Für mich ist das eine Geldbeschaffungsmaßnahme". Karl-Heinz Pangerl sieht das natürlich anders. "Die Kontrollen haben schon einen Sinn", erläutert der Polizeihauptkommissar. Es gehe nicht darum, die Staatskasse aufzufüllen, sondern die Verkehrsteilnehmer für die Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit zu sensibilisieren. An der Eichenauer Straße in Puchheim-Ort beispielsweise hätten sich schon oft Anwohner darüber beschwert, dass die Autofahrer zu schnell fahren und damit auch zu viel Lärm produzieren würden. Das Unfallrisiko erhöhe sich auch, wenn auf Höhe der Seitenstraßen zu schnell vorbei gefahren würde. Deshalb sei es auch wichtig, dass die Verkehrsteilnehmer direkt angehalten würden, sagt Pangerl. Vorteilhaft bei solchen Kontrollen sei, dass die Autofahrer sofort belehrt werden könnten. Wenn man indes lediglich geblitzt werde, dauere es in der Regel ein paar Wochen, bis der Autofahrer Post von der zuständigen Behörde erhalte.

Die meisten Verkehrsteilnehmer reagierten gelassen. Auch jene Autofahrerin, die in ihrem Minivan mit 65 Stundenkilometern geblitzt wurde. "Für die Zahler ist es nicht so toll und ich achte sonst auch auf die Geschwindigkeit", sagte sie. "Aber gegen die Raser ist es gut". Diese Meinung teilt auch Karl Hirblinger, der 15 Stundenkilometer zu schnell gefahren war. Es gebe viele an dieser Stelle, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten würden. Er wünsche sich auch, dass die Fahrschulen den Fahranfängern verstärkt die Gefahren des Rasens vor Augen führten.

Auch einen Langzeiteffekt haben derartige Verkehrskontrollen, die Verstöße sofort ahnden. "Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass jemand, der angehalten wurde, sich in den folgenden zwei Monaten sehr genau an die Verkehrsregeln hält", sagt Inspektionsleiter Pangerl. Der junge Mercedesfahrer allerdings wird zusätzlich zu den 35 Euro für die Geschwindigkeitsüberschreitung einen weiteren Bußgeldbescheid erhalten. Er hatte in seinem unbegründeten Anflug von Ärger über die Polizei ganz vergessen, den Blinker zu setzen, als er wieder auf die Straße bog.

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