Insolvenzverfahren:Späte Solidarität mit Bierbrauern

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Ob in kleinen oder großen Gefäßen genossen - die Olchinger Braumanufaktur stellt seit 2016 Helles und Weißbier her. (Foto: Johannes Simon)

Seitdem bekannt ist, dass die Olchinger Braumanufaktur zahlungsunfähig ist, kommen mehr Gäste ins Lokal. Das freut Geschäftsführer Guido Amendt, auch wenn er nicht absehen kann, was die Zukunft noch bringt.

Von Erich C. Setzwein, Olching

„Es hat ein Solidarisierungseffekt eingesetzt“, beschreibt der Münchner Rechtsanwalt Hanns Pöllmann die Situation bei der Olchinger Braumanufaktur (OBM). Pöllmann ist der vorläufige Insolvenzverwalter der vor wenigen Tagen zahlungsunfähig gewordenen Privatbrauerei im Gut Graßlfing, und er ist schon allein deshalb hoffnungsfroh. Da ist aber noch etwas anderes, was den erfahrenen Juristen beeindruckt, der im vergangenen Jahr für das Insolvenzverfahren der Brauerei Maisach zuständig war: „Ich habe eine Braustätte vorgefunden, die nicht nur hygienisch sauber war, sondern auch sauber geführt wurde und in der weiter gebraut werden sollte.“

Guido Amendt ist einer der Gründer der OBM. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gründe, warum die Brauerei nicht mehr zahlen kann, sind vielfältig, aber ein Hauptgrund ist laut Pöllmann zu erkennen: „Das Konzept, Flaschenbiere zu verkaufen und eine Gaststätte zu betreiben, ist nicht aufgegangen.“ Was er damit meint, ist, dass die Herstellungskosten in einer so kleinen Brauerei zu einer Preisgestaltung geführt hätten, die es unmöglich gemacht hätte, Flaschenbiere zu verkaufen. Man rede immer nur von gestiegenen Energiekosten, sagt der Anwalt, aber in den vergangenen Jahren seien ja auch die Rohstoffkosten gestiegen. Malz, Hopfen, Wasser, der Kreislauf der Pfandflaschen, das alles verursache Kosten.

Kosten, die, wenn sie in den Verkaufspreis einer Halben Hell oder Weißbier eingeflossen wären, keiner hätte bezahlen mögen. Guido Amendt, zusammen mit Julius Langosch Gründer der OBM vor neun Jahren, fasst das so zusammen: „Es geht einfach nicht.“ Der Anspruch sei stets gewesen, ein hochwertiges Lebensmittel herzustellen, sagt Amendt, der derzeit nach eigener Aussage „ein Wechselbad der Gefühle“ durchmacht. Vor zehn Jahren, als die beiden mit der Produktion des damals in Mode gekommenen Craftbiers in kleinen Mengen anfingen, habe Bier noch einen anderen Stellenwert gehabt. Heute dagegen stellt Amendt fest, dass es eine Abkehr vom alkoholischen Bier und eine größere Akzeptanz von alkoholfreiem Bier oder Mischgetränken gebe. „Gefragt ist jetzt das naturtrübe alkoholfreie Grapefruit-Radler.“

Die Olchinger Brauerei hat wie andere Brauereien aus der Craftbier-Zeit vergleichsweise lange durchgehalten. Aber der lange Jahre laufende Trend habe sich umgekehrt, der vor allem auf Craftbier und die davon erzeugte Gründerwelle zurückzuführen war, wie der Deutsche Brauerbund erst vor wenigen Tagen feststellte. Allein in Bayern sei die Zahl der Braustätten in den vergangenen fünf Jahren um 50 zurückgegangen. Im Landkreis traf es im vergangenen Jahr die Brauerei Maisach, die aber von der neuen Besitzerin, der Brauerei Kühbach, als Braustätte im Ort erhalten werden konnte. Wie jetzt in Olching zeigten seinerzeit in Maisach die Menschen große Solidarität mit dem insolventen Betrieb. Es gab viele Vorschläge, die Brauerei weiterzuführen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hanns Pöllmann ist guter Dinge. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch diesmal ist der vorläufige Insolvenzverwalter guter Dinge, „die ganze Sache zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen“. Weil die Geschäfte in der OBM so sauber geführt worden seien, sieht er es als möglich an, sein Gutachten bis Ende Mai fertigen zu können, damit das Insolvenzgericht das Verfahren eröffnen kann. Nicht davon betroffen ist der Gastronomiebetrieb, der eine Schwestergesellschaft der Braustätte ist. Gaststätte und Biergarten würden auch weitergeführt, „und, wie mir berichtet wird, seit vergangenem Donnerstag wieder mit vielen Gästen“. Guido Amendt bestätigt das große Interesse de Olchinger. Die Zwickelei und der Biergarten seien profitabel:  „Wir haben Bier in unseren Tanks, das bis in den Herbst reicht und jetzt von Donnerstag bis Sonntag und von Ostern an von Mittwoch bis Sonntag offen.“

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