Süddeutsche Zeitung

Direktvermarktung:Fleisch und Wurst einkaufen per App

Lesezeit: 3 min

Der Hofladen der Familie Braumiller im Allinger Ortsteil Biburg ist nun rund um die Uhr geöffnet. Auf Wunsch wird auch geliefert.

Von Manfred Amann, Biburg

Wer nach Ladenschluss plötzlich großen Appetit auf Fleisch und Wurst bekommen und im Kühlschrank daheim nichts dergleichen mehr vorfinden sollte, kann jetzt jederzeit einkaufen gehen. Zumindest von Samstag, 16 Uhr, an bis Mittwoch, 14, Uhr, liegen für die Kundinnen und Kunden in der Hofmetzgerei Braumiller im Allinger Ortsteil Biburg Fleisch und Wurstwaren auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten in der Selbstbedienungstheke. Und auch in einem Online-Shop und per App kann man nun bestellen.

Metzgermeisterin Sophie Braumiller hat sich digitale Technik ins Haus geholt, um mit der seit mehr als 30 Jahren erfolgreichen Selbstvermarktung auch zukünftig im Wettbewerb mit Supermärkten bestehen zu können. "Stellen Sie sich vor, es ist Sonntagnachmittag, Freunde haben sich kurzfristig angesagt, das Wetter ist ideal zum Grillen, aber nichts dafür ist im Haus", schildert die Meisterin ein Szenario, für das sie mit ihrem neuen Hybrid-System eine Problemlösung gefunden habe. "Die zusätzliche Möglichkeit zum stressfreien Einkauf soll neue Kunden ansprechen und dem Trend der Zeit entsprechend dazu beitragen, deren meist eng getakteten Tagesablauf etwas zu entzerren", sagt die einzige Metzgermeisterin im Landkreis.

Beste Qualität und kundenfreundliche Öffnungszeiten im Hofladen nahe dem Sportgelände am Mitterfeld seien das A und O, um mithalten zu können. Lebensmittel noch am späten Abend oder sonntags einkaufen zu können, werde in Bayern wohl noch lange ein Wunsch bleiben, mit ihrem "Rund um die Uhr-Angebot" sei sie der Entwicklung daher einen Schritt voraus. Im Ausland seien voll digitalisierte Supermärkte keine Seltenheit mehr. Die positive Erfahrung damit habe sie schließlich auf die Idee gebracht, ihren Laden entsprechend um- und aufzurüsten.

Den klassischen Ladenverkauf mit Bedienung zu den üblichen Öffnungszeiten von Donnerstag bis Samstag wird die 24 Jahre alte Meisterin beibehalten. So könne jeder Kunde selbst entscheiden, wann er sich mit "Fleisch und Wurst vom Feinsten" eindecken will. Wer im Selbstbedienungsladen einkaufen will, kann sich entweder mit einer Kreditkarte Zutritt verschaffen oder mit einer aufs Smartphone geladenen Zutrittsberechtigung, die nach einer Registrierung über einen QR-Code erteilt wird. Während die Kreditkarte ohnehin zum Zahlen verwendet werden kann, muss bei der QR-Code-Registrierung die Genehmigung für den Lastschrifteinzug erteilt werden. Für beide Verfahren hängen kleine Kästchen neben dem Eingang. "Die Registrierung über den QR-Code ist für vor allem für Kunden sinnvoll, die regelmäßig kommen wollen", erklärt Sophie Braumiller. Zu den Selbstbedienungszeiten liegt im Laden eine Vielzahl abgepackter Produkte unterschiedlichen Gewichts bereit, von Filet bis Schulter und Wammerl über Kochsalami bis Presssack.

Alle Produkte werden aus Fleisch von Rindern und Schweinen erzeugt, die auf dem Braumillerhof aufgewachsen sind. In der Hofmetzgerei werden die Päckchen mit einem so genannten RFID-Chip versehen, der zum Erfassen der Waren und zur Berechnung des Kaufpreises dient. RFID für "Radio Frequency Identification" ist die Bezeichnung für einen Datenträger für den jeweiligen Inhalt und den Preis, welche mit dem System automatisch und berührungslos identifiziert und lokalisiert werden können. Man nimmt die ausgewählten Produkte aus dem Angebot, legt sie nebeneinander in eine Scanner-Wanne, wo der jeweilige RFID-Chip und damit Art und Preis der Ware erfasst werden. Die Aufstellung erscheint daraufhin mit Einzelpreisen und mit der Gesamtsumme auf dem Display. Mit einem Druck auf den entsprechenden Button erfolgt die Bezahlung durch Abbuchung vom Konto. "Blitzeinfach" sei das alles, fand eine Kundin und dass es "allgemein ein Fortschritt" wäre, wenn auch andere Läden das "super System" einführen würden.

Für Sophie Braumiller und ihr Team, bedeuteten die Vorbereitungen jedoch zunächst viel Arbeit. Für etwa 600 unterschiedliche Artikelbezeichnungen hätten RFID-Chips zugeordnet werden müssen, um ein durchgängig logisches System hinzubekommen. Da automatisch alle verkauften Waren erfasst würden, könne sie jederzeit den Bestand abrufen und so rechtzeitig wieder nachfüllen. Eine kostspielige Angelegenheit sei die Umstellung auf das System auch gewesen, circa 60 000 Euro habe sie investiert, erzählt sie Meisterin. Den klassischen Ladenverkauf mit Bedienung bietet die Hofmetzgerei donnerstags von 9.00 bis 18 Uhr, freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr und samstags von 8.00 bis 13.00 Uhr an.

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