Theaterpremiere90 Minuten Gossip am Felsvorsprung

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Die vier Freundinnen (von links) Julia (Sabine Ostermeier), Anna (Marion Nitsch), Kathi (Kerstin Krefft) und Laura (Julia Ströhle) ringen auf der Bühne um eine Entscheidung.
Die vier Freundinnen (von links) Julia (Sabine Ostermeier), Anna (Marion Nitsch), Kathi (Kerstin Krefft) und Laura (Julia Ströhle) ringen auf der Bühne um eine Entscheidung. (Foto: Klaus Schraeder)

Die Neue Bühne Bruck zeigt mit „Die Steilwand“ ein unterhaltsames und zugleich psychologisch vielschichtiges Stück, das die Freundschaft zwischen vier Frauen beleuchtet.

Von Katarina Bergmann

Vier Figuren sitzen auf einer kargen Bühne. Um sie herum: ein Zelt, Trinkflaschen, Campingstühle, Karabinerhaken, Seile. Die Szenerie: eine minimalistische Landschaft aus weißen Klötzen. Im Hintergrund ragen zwei geneigte Holzstäbe auf, die sich in der Mitte zu einer Spitze vereinen – angestrahlt von blauem Licht, das unmissverständlich den Ort markiert: Sie befinden sich auf einem Berg, auf einer Zwischenetappe.

An der Neuen Bühne Bruck wird für die „Die Steilwand“ von Jordi Galceran geprobt -  für die Premiere an diesem Freitag. Im Stück geht es um Freundschaft: Als erstes Frauen-Team wollen Julia (Sabine Ostermeier), Kathi (Kerstin Krefft), Laura (Julia Ströhle) und Anna (Marion Nitsch) den Mount FitzRoy in Argentinien besteigen. Die Handlung beginnt auf eben diesem Hochplateau, auf dem die Freundinnen bereits seit 15 Stunden ausharren und auf bessere Wetterbedingungen und grünes Licht zum weiteren Besteigen des Berges warten. Zunächst kreisen die Gespräche um alltägliche Themen, während die Freundinnen die Zeit totschlagen: Karriere, Schönheitsideale und persönliche Geschichten. „Ich erzähle euch das nur hier oben“, sagt eine von ihnen – und als Zuschauer fühlt man sich wie ein heimlicher Lauscher privater Gespräche. Schließlich teilt Annas Mann den Freundinnen per Funk mit, dass es endlich losgehen kann.

Abstieg statt Aufstieg?

Doch dann stolpert Julia – sie verhaspelt sich, und ihre Hand beginnt zu zittern. Die Freundinnen sind besorgt. Kathi, die Gruppenleiterin, trifft eine klare Entscheidung: Mit fehlendem Gleichgewicht könne sie den FitzRoy nicht besteigen. Eine Person solle mit ihr absteigen und sie heil nach unten bringen. An sich selbst denkt Kathi dabei im Übrigen nicht, schließlich sei sie die Gruppenleiterin.

In Echtzeit und ohne zeitliche Brüche beginnt ein Aushandlungsprozess um den unbegehrten Platz der unfreiwilligen Absteigerin. Es entfalten sich neue Dynamiken in der Gruppe: Deutlich zeigt sich nach und nach, wie unterschiedlich die Freundinnen sind. Während eine von ihnen eher logisch handelt, lässt sich eine andere stärker von ihren Gefühlen leiten und reagiert empfindlich auf rationale Aussagen. Dabei gelingt es, dass sich die Zuschauenden immer wieder in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzen können: Die Sympathien schwanken, da keine von ihnen stets die richtigen Entscheidungen und Aussagen trifft. Die Freundinnen bewegen sich geschickt zwischen guten Argumenten, warum genau sie nicht sie diejenige sein sollte, die absteigen muss, und einem Verhalten, bei dem sich jede zunehmend für wichtiger als die anderen hält.

Heimliche Beziehung

Schließlich wird obendrein noch eine heimliche Beziehung enthüllt, die den zu diesem Zeitpunkt gerade ausgehandelten Seilschaften einen unerwarteten Strich durch die Rechnung macht. Trotz des Verzichts auf Szenenwechsel und Zeitsprünge gelingt es dem Stück hervorragend, den Zuschauer neugierig zu machen, wie die Figuren auf diese Enthüllungen reagieren und welche Konsequenzen diese für den weiteren Verlauf haben. Der schnelle Dialog und Schlagabtausch vermittelt eindrücklich, wie gut sich die Freundinnen kennen -  im Guten wie im Schlechten, denn sie wissen auch um die Schwachstellen der anderen. Zwischendurch scheint es, als wolle keine mehr mit einer anderen aufsteigen, so sehr haben sich die Spannungen zwischen ihnen verstärkt. Trotz der Konflikte bewahrt sich das Stück seine Leichtigkeit und seinen Humor.

Der Weg zur Steilwand

Nachdem René Oltmanns in der vergangenen Spielzeit an der Neuen Bühne Bruck „Die acht Frauen“ inszenierte, führt er nun Regie bei „Die Steilwand“. Besonders spannend findet er die ungewöhnliche Konstellation der vier Frauen, deren Dynamiken das Stück prägen: „Mal ist es eine gegen drei, oder zwei gegen zwei, oder manchmal sind auch kurz alle einer Meinung.“ Oltmanns verzichtet beim Bühnenbild auf einen naturalistischen Ansatz und setzt auf eine reduzierte Inszenierung: „Man hätte auch mit Gras und Stein ein Gebirge nachbauen können, aber das finde ich persönlich nicht so interessant.“

Seit dem 26. Januar arbeitet das Team intensiv an „Die Steilwand“, wobei fünf bis sechs Proben pro Woche stattfanden. Ein wichtiger Schritt im Prozess war die Kürzung von etwa einem Viertel des Textes, was seiner Überzeugung nach dem Stück sehr zugutegekommen ist. Ursprünglich als Komödie deklariert, habe sich im Verlauf der Arbeit auch eine andere Richtung abgezeichnet, erzählt er. „Es gibt schon auch viel Drama und viel Konflikt. Ich finde die Mischung gut zwischen: Mal ist es irgendwie nicht so lustig aber dann darf man auch wieder lachen“, reflektiert Oltmanns.

Die Premiere von „Die Steilwand“ findet am Freitag, 7. März, um 20 Uhr in der Neuen Bühne Bruck statt. Karten und Informationen unter www.buehne-bruck.de/die-steilwand/.

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