Bauprojekt:Ungebrochener Widerstand gegen Eishalle

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Kurt Eder (links) und Ralf Böhm sprechen für die Bewohner der Wohnanlage an der Schöngeisinger Straße. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Anwohner lehnen Neubauprojekt an der Amperoase ab und halten den Betrieb im offenen Eisstadion für unzulässig

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Bau der Eishalle in Fürstenfeldbruck kommt nicht voran. Zwar gibt es den Willen quer durch die Stadtratsfraktionen, dieses Ewigkeitsprojekt endlich voranzubringen. Auch das Geld ließe sich in den kommenden Jahren wohl auftreiben. Doch die Nachbarn wollen den Bau einer Eishalle neben der Amperoase um jeden Preis verhindern. Sie fürchten weitere Lärmbelästigungen und dringen darauf, dass ein anderer Standort gefunden wird.

Zuletzt hatten sich die Fronten weiter verhärtet. Die in der "Wohneigentümergemeinschaft Holzhofstraße" zusammengeschlossenen Anwohner haben den auf Kommunalrecht spezialisierten Olchinger Rechtsanwalt Ewald Zachmann eingeschaltet. Der hält aus Lärmschutzgründen nicht nur den Bau einer Eishalle auf dem bislang dafür vorgesehenen Bolzplatz für unzulässig, sondern zweifelt auch an der Baugenehmigung für das in den Siebzigerjahren erbaute Eisstadion. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) hält dagegen: Eine Baugenehmigung für das offene Eisstadion gebe es sehr wohl. Gleichwohl räumt er ein, dass der Lärmschutz einer Halle im Wege stehen könnte. In Fall eines Neubaus nämlich würde der Bestandschutz nicht mehr gelten und der Lärm in den Abendstunden könnte die dann geltenden Grenzwerte überschreiten.

Das wissen auch Kurt Eder und Ralf Böhm, die nach eigenen Angaben die gut 150 Bewohner der 75 Wohnungen umfassenden Anlage an der Schöngeisinger Straße vertreten. Sie kämpfen vor allem gegen die Herabstufung der bislang als Staatsstraße ausgewiesenen Holzhofstraße, von der sie sich die Eindämmung der Verkehrsbelastung versprechen. Sie wehren sich aber zudem gegen den Betrieb des offenen Eisstadions - und eben gegen den Bau einer bis zu tausend Zuschauer fassenden Eishalle neben dem Frei- und Hallenbad. Unzumutbar sei heute bereits vor allem der Lärm in den Abendstunden. Anfeuerungsrufe, Fangesänge, Paukenschläge und die schlagenden Autotüren nach Eishockey-Ligaspielen seien den Anwohnern spätabends nicht zumutbar. Auch die Vorverlegung von Heimspielen auf 19.30 Uhr habe daran nichts geändert, so Böhm. "Das Spiel am 24. Januar war erst um 21.45 Uhr zu Ende, und dann kam die Eismaschine", die einem Lärmgutachten der Stadt zufolge mit 58 dB(A) den zulässigen Grenzwert von 55 dB(A) deutlich übersteige. Das entspreche der Verdoppelung des Lärms, sagt Böhm, der sich in einer "Lärmhölle" wähnt.

Dass die Lärmbelastung durch den Bau einer gedämmten Eishalle unterm Strich deutlich abnehmen würde und man Lösungen finden wird, um die Belastung durch abfahrende Zuschauer in den Griff zu bekommen, wie dies Manuel Vilgertshofer, Zweiter Vorsitzender des Eislaufvereins (EVF), in Aussicht stellt, glauben Eder und Böhm nicht. Vilgertshofer will die Hoffnung dennoch nicht aufgeben. Bis April soll dem Stadtrat ein Gutachten vorgelegt werden, das den Fliegerhorst als alternativen Standort auf den Prüfstand stellt. Wegen des sehr unsicheren Abzugstermins der Bundeswehr wäre dies für den EVF nur eine Notlösung. "Trotzdem ist es uns am wichtigsten, dass überhaupt eine Halle gebaut wird, egal wo." Der auch für Schüler gut erreichbare Bauplatz neben der Amperoase wäre gleichwohl die erste Wahl.

Unter einer Blockade der Anlieger würden Vilgertshofer zufolge nicht nur die vielen erwachsenen Sportler des EVF und des Eis- und Rollsportclubs (ERCF) leiden, sondern vor allem Kinder und Jugendliche - auch wenn Böhm und Eder betonen, dass sie tagsüber nichts gegen die Nutzung des Eisstadions durch Jugendliche haben. Dass sich nun ein solcher Widerstand gegen den Bau der Eishalle auf einem seit etwa 50 Jahren bestehenden Sportgelände formiert, kann Vilgertshofer nicht verstehen. Und dass in dem künftig möglicherweise ausgedienten Stadion Rockkonzerte veranstaltet werden könnten, wie von den Anwohnern befürchtet, hält er für völlig abwegig. Im Sinne der eislaufbegeisterten Bürger werde man sich nicht einschüchtern lassen, sagt Vilgertshofer. "Wir gehen weiter ganz sachlich unseren Weg und bleiben gesprächsbereit."

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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