Mit mehr als einem Jahr Verspätung haben am Freitag die Bauarbeiten für ein Wohn- und Geschäftshaus am Olchinger Nöscherplatz offiziell begonnen. Bei dem Spatenstich war neben Landrat Thomas Karmasin (CSU), Bürgermeister Andreas Magg (SPD), Konditor Josef Schwalber auch Maria Els, die Regierungspräsidentin von Oberbayern, dabei. Die Regierung fördert die Schaffung von Wohnraum durch die Kommune finanziell. Die Stadt erhofft sich von dem neuen Gebäude für den zentralen Olchinger Platz eine Belebung wie auch eine architektonische Aufwertung.
Das Projekt hat in seiner knapp vierjährigen Planungszeit einige Verzögerungen erfahren. Zunächst wollte die Stadt das Gebäude von einem Investor im Erbbaurecht errichten lassen, was aber an den zahlreichen Vorgaben der Stadt und den Banken scheiterte, die diese Vorgaben für einen privaten Träger für schwer umsetzbar hielten. Die Stadt wollte etwa vertraglich sicherstellen, dass in die Gastronomie wirklich ein Café einzieht und kein Imbiss oder Coffeeshop. 2017 entschied deshalb der Stadtrat, für etwa vier Millionen Euro selbst zu bauen.
Schließlich mussten ein Betreiber für das Café gefunden und die Pläne für die Stellplätze geändert werden. In den Haus soll zudem eine barrierefreie öffentliche Toilette Platz finden. Die Stadt rechne nun mit einer Bauzeit von 17 Monaten, "wenn es optimal läuft", sagt Pressesprecherin Julia Henderichs - im Frühjahr 2022 solle das Gebäude fertig sein.
Bebaut wird eine Kiesfläche in unmittelbarer Nähe der Kirche Sankt Peter und Paul, die bislang als provisorischer Parkplatz genutzt wurde. In dem zweigeschossigen Haus sollen sieben günstige, städtische Wohnungen entstehen - zwei Dreizimmerwohnungen, vier mit zwei Zimmern und eine mit einem Zimmer. Zwei der Wohnungen sollen eine Dachterrasse erhalten. Dafür gebe es schon Interessenten, sagt Henderichs, die Kriterien, nach denen die Wohnungen vergeben werden, seien aber noch nicht festgelegt. Die Stadt rechnet mit einem Zuschuss aus dem kommunalen Wohnraumförderungsprogramm der Regierung von Oberbayern, 740 000 Euro könnten das sein, sagt Henderichs.
Das Eiscafé im Erdgeschoss mit Sitzplätzen im Freien soll den Platz beleben. Als Pächter konnte die Stadt Josef Schwalber gewinnen, der in dem Neubau auch ein Eislabor einrichten will. Der Konditor, Mitinhaber der Konditorei Neßbach und Schwalber, ist in Olching, aber auch aus dem Bayerischen Fernsehen bekannt.
Die zunächst geplante Tiefgarage mit acht Stellplätzen wird nun doch nicht gebaut, zu nahe wäre sie an die unter Denkmalschutz stehende neoromanische Kirche herangerückt. Das hätte den Bau so stark verteuert, dass der Stadtrat aus Gründen der Wirtschaftlichkeit beschloss, auf die Tiefgarage zu verzichten. Eine halbe Million Euro wird so eingespart. Durch den Wegfall der Tiefgaragenzufahrt können oberirdisch vier Stellplätze geschaffen werden, weitere acht sollen auf dem Grundstück entstehen. Außerdem erhalte das Café so mehr Lager- und Nutzfläche im Keller, erklärt Henderichs. Vorgesehen ist auch eine Fahrradgarage.
Die Fassade soll in ihrer Gestaltung an das historische Kaufhaus Kahn erinnern. Sie erhält deshalb bodentiefe Fenster, Segmentbögen und geschwungene Giebel, in reduzierter Form und in Verbindung mit modernen Elementen. Verwendet werden sollen Ziegel, Putz und eine heller Anstrich, sodass der Neubau architektonisch an Sankt Peter und Paul anschließen wird. Das Gebäude, in dem Moritz Kahn von 1904 bis 1929 das Kaufhaus betrieb, wurde im Krieg völlig zerstört und danach wieder aufgebaut. An dem Haus, in dem sich jetzt ein Jeansladen befindet, erinnert nichts mehr an den ursprünglichen Zustand.