Süddeutsche Zeitung

Bauen in Maisach:Endspurt

Gemeinde weist fünf Jahre lang kein Bauland mehr aus

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die Gemeinde Maisach wird weiter wachsen, es können mehr Menschen dorthin ziehen oder Einheimische eine neue Wohnung finden. Es wird wieder Bauland ausgewiesen, aber dann ist für die kommenden fünf Jahre erst einmal Schluss. Der Gemeinderat hat kürzlich in einer Klausurtagung aktuelle und künftige Aufgaben und Planungen besprochen und in seiner jüngsten Sitzung die gefundene Linie umgesetzt. Wachsen ja, aber mit Maß und Ziel, könnte das Motto dafür sein.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Investor oder Projektentwickler nach Maisach oder auf eine andere Gemeinde in gut erreichbarer München-Nähe schielt, um zu sehen, ob dort Grundstücke zur Verfügung stehen. Alteingesessene berichten von Interessenten, die es auf Ackerland nahe der bebauten Gebiete abgesehen haben. Das wollen sie von den Landwirten erwerben und gleich wieder an sie zurückverpachten - bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Gelegenheit zur Wohnbebauung ergibt. Aber auch Einheimische haben ein großes Interesse daran, Grundstücke als Bauland ausweisen zu lassen. Und so haben die Verwaltung und der Gemeinderat von Maisach jüngst etliche Anträge vorgelegt bekommen - und die meisten abgelehnt.

Wer die Eigentümer sind, wird bei öffentlichen Beratungen nicht bekanntgegeben. Aber zumindest in einigen Fällen die Motive. Da geht es dann um eine Familie, deren Kinder weiter in der Gemeinde leben wollen. Grund und Boden stehen zur Verfügung, aber leider ohne Baurecht. Eine Abwägungssache für die Gemeinderäte, von denen viele die Antragsteller und deren Verhältnisse persönlich kennen oder sogar selbst an Flächen beteiligt sind.

Ob diese Grundstücke nun in Maisach oder Gernlinden liegen oder in Germerswang und Stefansberg ist, spielt bei der Entscheidungsfindung eine große Rolle. Wenn es sich etwa um 6000 Quadratmeter Fläche am Ortsrand von Germerswang handelt, sind die Verhältnisse durch den Gemeinderat anders zu bewerten, als wenn die Fläche in Maisach läge. In Germerswang können sich die Gemeinderäte an einer Stelle die Baulandausweisung für dort lebende Familien gut vorstellen. Andere beantragte Flächen bleiben, was sie sind.

Schwierig die Entscheidungslage im Ortsteil Stefansberg. Dort haderte der Gemeinderat in den vergangenen Jahren damit, den kleinen Weiler mit seinen knapp 150 Einwohnern innerorts zu entwickeln, weil das dessen Struktur verändern und auch die Infrastruktur der Gemeinde belasten könnte.

Auch in Frauenberg gibt es Wünsche von Grundbesitzern, die die ein oder andere Fläche am Ortsrand haben. Dem Gemeinderat steht dabei die Ortsabrundungssatzung zur Verfügung, die genau das tun soll, was der Name vermuten lässt: ein abgerundetes, geschlossenes Ortsbild herstellen. In Frauenberg hätte nun ein Grundstück zur Abrundung dienen können, doch der Gemeinderat lehnte das Ansinnen ab. Nicht unbedingt dort, sondern auch an anderer Stelle hätte das neue Begehrlichkeiten geweckt oder einen Präzedenzfall geschaffen.

Wem also jetzt per Gemeinderatsbeschluss ermöglicht wurde, Bauland zu bekommen, der kann sich glücklich schätzen angesichts der aktuellen Preise. Alle anderen, deren Anträge abgelehnt und deren Neuanträge nicht vor 2026 wieder behandelt werden, aber auch. Denn besonders im Großraum München mit dem großen Arbeitsangebot bleiben Bauplätze begehrt, wie unter anderem aus den Immobilienberichten einheimischer Kreditinstitute hervorgeht. Und wie die Erfahrung der zurückliegenden Corona-Zeit lehrt.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2021
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