Barrierefreiheit:Ohne Rampe geplant

Das Brucker Verkehrsforum vermisst in den Plänen der Bahn für den Umbau der S-Bahnstation Buchenau den von der Stadt gewünschten rollstuhlgerechten Zugang

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der S-Bahnhof Buchenau soll von 2019 an barrierefrei umgebaut werden, die Arbeiten beginnen im Frühjahr. Zwischen Buchenauer Platz und dem südlichsten der weiterhin drei Gleise wird dabei ein zusätzlicher Bahnsteig angelegt. Die behindertengerechte Rampe, mit der Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen vom Buchenauer Platz aus diesen Bahnsteig erreichen sollen, wurde im bereits abgeschlossenen Planfeststellungsverfahren bislang aber nicht berücksichtigt.

geplante Bahnsteigrampe

Die in den Buchenauer Platz mündende Unterführung - links davon soll die Rampe angelegt werden.

(Foto: Günther Reger)

Das kritisieren Thomas Brückner vom Verkehrsforum sowie Verkehrsreferent Mirko Pötzsch (SPD) und Alexa Zierl (Die Partei und Frei). Sie fordern die Stadtspitze auf, das Thema Rampe ebenso wie einige andere Verbesserungsvorschläge schnellstmöglich im Fachausschuss auf die Tagesordnung zu setzen und in Gesprächen mit der Bahn sicherzustellen, dass diese den Anschluss der Rampe an den neuen Bahnsteig berücksichtigt. Für jene bis zu vier Meter breite Rampe existierten in der Tat noch keine detaillierten Pläne der Stadt, bestätigt Walter Doll vom Bauamt. Die Aufregung versteht er freilich nicht.

PK Bahnsteig-Buchenau

Der Verlauf der Rampe findet sich noch nicht in den Plänen der Bahn, die von Alexa Zierl und Mirko Pötzsch erläutert werden.

(Foto: Günther Reger)

Die Rampe könnte in etwa auf der Baustellenzufahrt verlaufen, die auch für die Errichtung des zusätzlichen Bahnsteigs genutzt wird. Sie ist ein "Sonderwunsch" der Stadt, den sie selbst planen muss. Auch die Kosten in Höhe von um die 80 000 Euro müssen selbst getragen werden. So sieht es Doll zufolge die Vereinbarung mit der Stadt vor. Die Stadträte hatten sich 2012 fraktionsübergreifend darauf verständigt, Gehbehinderten oder Menschen mit Kinderwagen einen Umweg von bis zu 80 Metern zu ersparen. Kommen diese vom Buchenauer Platz, müssten sie ansonsten einen großen Bogen schlagen: erst unter der Bahnunterführung hindurch auf den Geschwister-Scholl-Platz und dann auf der westlichen Unterführung wieder zurück zum dort dann installierten Aufzug, der sie zum Bahnsteig bringt. Wäre dieser defekt, könnten sie den Bahnsteig gar nicht aus eigener Kraft erreichen.

Antrag an den Oberbürgermeister

Fürstenfeldbrucks Verkehrsreferent Mirko Pötzsch fordert Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) im Namen der SPD-Fraktion auf, das Thema Barrierefreiheit am S-Bahnhof Buchenau erneut auf die Tagesordnung des Stadtrats zu setzen. In einem auch von Alexa Zierl (Die Partei und Frei) sowie Karl Danke (BBV) unterzeichneten Antrag wird Aufklärung verlangt, "warum die Unterlagen über den Planfeststellungsbeschluss bezüglich des barrierefreien Umbaus des Bahnhofs Buchenau nicht in den Stadtratsgremien behandelt worden sind". Zudem soll offengelegt werden, welche Vereinbarungen die Stadt mit der Bahn überhaupt ausgehandelt hat. Und der Konzern soll das Bauprojekt im Beisein von Vertretern der Brucker Senioren- und Behindertenbeiräte erläutern - auch mit Blick auf die zu erwartenden Beeinträchtigungen für S-Bahnnutzer und Anwohner. Anschließend sollen auch Bürger via Homepage, Rathausreport und einer Informationsveranstaltung im Westen der Stadt detailliert informiert werden.slg

Wie wichtig es ist, per Rampe eine Alternative zur bereits eingeplanten Treppe zu bieten, machte Martina Lampl vom Aktionsbündnis "Barrierefreier Ausbau Bahnhof Buchenau" am Freitag gemeinsam mit Zierl und Pötzsch deutlich.

Erst aus dem städtischen Mitteilungsblatt habe man vom Abschluss des Planfeststellungsverfahrens gehört, so Pötzsch. Die entsprechenden Pläne sehen die Anhebung des Mittelbahnsteigs auf das Niveau der S-Bahnen vor, den neuen Bahnsteig im Süden und den Einbau von Aufzügen in eine zweite Fußgängerunterführung - nicht aber die Rampe.

Da die Baumaßnahme bis Mitte 2020 abgeschlossen sein muss, um die Förderung nicht zu verlieren, herrsche nun Eile, finden Pötzsch und Zierl. Sie warnen davor, sich den Anschluss der Rampe an den Bahnsteig irrtümlich zu verbauen und schlagen weitere Modifikationen vor: neben einer Überdachung im Mittelteil des Nordbahnsteigs die Ergänzung weiterer Treppen durch Rampen.

Dass die Pläne der Bahn nicht früh genug erneut dem Fachausschuss des Stadtrats und dem Verkehrsreferenten vorgelegt wurden und auch die Senioren- und Behindertenbeiräte nicht um Stellungnahmen gebeten wurden, kreiden Zierl, Pötzsch und Lampl Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) an. Walter Doll freilich kann das nicht nachvollziehen. In der Vereinbarung zwischen Bahn und Stadt sei festgelegt worden, dass die Stadt keinen Einspruch gegen das Planfeststellungsverfahren einlegen dürfe. Im Gegenzug könne der enge Zeitplan eingehalten werden, es gebe Fördermittel und die Bahn bezahle die Anhebung des mittleren Bahnsteigs. Laut Doll weiß die Bahn aber Bescheid, dass die Stadt nach Bau des Bahnsteigs eine Zugangsrampe bauen will. Mit der konkreten Planung könne man sich noch etwas Zeit lassen.

Thomas Brückner widerspricht dieser Darstellung und beruft sich dabei auf Aussagen des zuständigen Bahn-Planers Sven Belger. Ende Oktober hatte der auf Nachfrage mitgeteilt, der Bahn sei nichts bekannt von einer Rampe. Die Bahn halte die Barrierefreiheit des Bahnhofs Buchenau durch den Zugang zu den Aufzügen für gewährleistet.

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