Wie es um die Barrierefreiheit in Gröbenzell steht, das darüber berichtet Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) jedes Jahr. Auch nimmt er Anregungen und Wünsche entgegen. Etwa 20 Besucher sind in die Alte Schule gekommen, um sich informieren zu lassen. „Einiges ist passiert“, verkündet der Rathauschef, will aber auch Unerledigtes nicht unterschlagen. Sein Motto: „Wir wollen gemeinsam schauen, wie wir die Dinge nach vorne bringen.“

Auch kleine Erfolge oder Verbesserungen will Schäfer nicht unter den Tisch fallen lassen. So wurde vor dem Rewe-Markt das Schild „Behindertenparkplatz“ in die richtige Richtung gedreht. Doch bemerkenswerter ist der behindertengerechte Ausbau einiger Bushaltestellen, wie am Weidegrund oder an der Eschenrieder Straße. Der Durchgang am Bürgerhaus sei neu gepflastert worden und die Behindertentoilette im Rathaus ist ganzjährig geöffnet. Auch auf dem Friedhof ist die neue barrierefreie Toilette fertiggestellt worden.
Pflasterungen sind ein grundsätzliches Problem für Menschen mit Behinderung. Kleinpflaster gibt es längst noch nicht überall. Auch nicht auf dem Rathausplatz, wo die Festivitäten stattfinden und sich Rollstuhlfahrer über das massive Kopfsteinpflaster mühsam bewegen müssen. Auch das Problem der Koronarsportgruppe ist seit zwei Jahren noch nicht gelöst worden. Sie nutzt die Turnhalle in der Gröbenbachschule, möchte aber im Sommer auch am späten Freitagnachmittag draußen sich bewegen. Doch das scheitert bisher am Schließmechanismus der Türen in der Schule. „Das wird gelöst“, verspricht Schäfer.
Dass die Gemeindestraßen seit 2018 nicht mehr ausgebaut werden und deshalb viele in schlechtem Zustand sind, stört nicht nur behinderte, sondern auch ältere Menschen. Entsprechend klagt eine Besucherin über Löcher und Pfützen in der Hermann-Löns-Straße. „Für den Ausbau und den Unterhalt ist kaum Geld da“, bestätigt Schäfer. Erst recht nicht, seit auf Initiative der Freien Wähler vor einigen Jahren die Anliegerbeteiligung an den Ausbaukosten weggefallen ist. Ein Kilometer Straße würde etwa eine Million Euro kosten. 500 000 Euro hätte Gröbenzell im Haushalt eingestellt. „Um die 78 Kilometer Straßen in Gröbenzell zu unterhalten, müsste man 156 Jahre ansetzen“, so der Bürgermeister.
Trotzdem gibt es einen Aufbruch, die Belange von Menschen mit Behinderung in Gröbenzell voranzubringen. Es hat sich seit einem Jahr ein Inklusions- und Teilhabebeirat unter dem Vorsitz von Roswitha Jersche gebildet. Ihr Sohn Lenni, der einen Rollstuhl benötigt, ist auch gekommen. Jersche strahlt Energie und Tatkraft aus. 2180 gemeldete Menschen mit Behinderung würden in Gröbenzell leben. Unterstützt wird sie von weiteren fünf Personen im Beirat, darunter auch vom anwesenden Michael Hohmann, der sich um die Presse kümmert und auch auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Jersche und Hohmann sprechen ein Problem für Rollstuhlfahrer auf dem Bahnsteig am Gröbenzeller S-Bahnhof an. Der Lift zum Bahnsteig funktioniere endlich, doch ein wesentlicher Teil des Bahnsteigs ist für Rollstuhlfahrer zu schmal zum Durchfahren, so dass die Bahn dort ein Warnschild angebracht hat. „Das klingt nach Schildbürgerstreich“, sagt Jersche und fordert Änderungen. Dort müsse für Rollstuhlfahrer von der Bahn ein schützendes Geländer montiert werden, um die Gefahrenstelle zu beseitigen, so Hohmann und Jersche übereinstimmend.
Bei der Verantwortung der Bahn kann sich Bürgermeister Schäfer entspannt zurücklehnen. Bei der Anregung von Roswitha Jersche, die Gemeinde möge ein Spielplatz speziell für Kinder mit Behinderung in der Nähe des Awo-Kindergartens „Schatzkiste“ in der Friedenstraße ins Auge fassen, weil dies auch staatlich finanziell gefördert werde, widerspricht Schäfer. „Nein, das machen wir nicht. Gemischte Spielplätze sind besser.“