Wirtschaft:Ausgezeichneter Banker-Nachwuchs

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Julius Vath (Mitte) hat die IHK-Abschlussprüfungen mit Bravour gemeistert. IHK-Vizepräsident Florian Schardt (links) und der IHK-Bereichsleiter für Berufliche Bildung, Hubert Schöffmann, gratulieren. (Foto: Matthias Balk/IHK für München und Oberbayern)

Julius Vath hat als Bester in Oberbayern die Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen - bei der Volksbank Raiffeisenbank in Fürstenfeldbruck.

Von Teresa Kögl, Fürstenfeldbruck

Generation Z und Banker – das wirkt erstmal so, als ob das nicht zusammenpassen kann. Immerhin sagt man dieser Generation, die etwa von Jahrgang 1996 an beginnt, nach, mehr politisch als wirtschaftlich interessiert zu sein, wenig auf traditionelle Karrierewege zu geben und den Kapitalismus abzulehnen. Sich diese jungen Menschen nun als Bankberater im Anzug vorzustellen, passt erstmal nicht ins Bild.

Dass solche stereotypen Vorstellungen zu hinterfragen sind, beweist Julius Vath. Mit seinen zwanzig Jahren wurde er im Oktober 2024 für seine bestandene Ausbildung als Oberbayerns bester Nachwuchs-Bankkaufmann ausgezeichnet. Direkt nach dem Schulabschluss eine Vierzig-Stunden-Woche – für Vath kein Problem: „Ich fand es nicht erschöpfend. Klar muss man den Alltag anders strukturieren, als wenn man zur Schule geht oder studiert. Aber mir hat das nichts ausgemacht.“

Von gut 100 Schülern seines Abiturjahrgangs beginnen nur  fünf mit einer Ausbildung

Der junge Bankkaufmann hat 2022 sein Abitur am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck absolviert und sich anders als die meisten seiner ehemaligen Mitschüler erstmal nicht für ein Studium entschieden. „Von über 100 Schülern aus meinem Abiturjahrgang weiß ich nur von fünf, die danach eine Ausbildung angefangen haben“, sagt er.

Damit folgen die ehemaligen Viscardi-Schüler einem Trend, der deutschlandweit verbreitet ist: Das Studium ist beliebt, die Ausbildung wird als unattraktiv empfunden. Im Jahr 2021 gab es laut dem statistischen Bundesamt mehr als doppelt so viele Studierende wie Auszubildende. Und obwohl die Anzahl neuer Ausbildungsverträge im Jahr 2023 um drei Prozent gestiegen ist, bleibt auch dieser Wert deutlich geringer als in Vor-Corona-Zeiten.

Bei Julius Vath waren es seine Eltern, die ihm zu einer Ausbildung geraten haben. Beide Elternteile haben ebenfalls einen Ausbildungsberuf gelernt – der Vater ist Elektriker und die Mutter medizinische Fachangestellte. Seine Entscheidung für die Ausbildung hat der ehemalige Viscardi-Schüler nicht bereut: „Mir war es wichtig, erstmal in den Betriebsalltag reinzukommen“, sagt er, „da konnte ich das, was ich in der Berufsschule gelernt habe, direkt anwenden.“

Warum aber Bankkaufmann ? Immerhin nimmt die Beliebtheit dieser Ausbildung seit einigen Jahren ab. War die Ausbildung im Jahr 1993 noch auf dem vierten Platz der beliebtesten Ausbildungsberufe, so rangiert sie 30 Jahre später lediglich auf Platz 15. Der Beruf scheint also bei der Gen Z nicht ganz so gut anzukommen. Stattdessen stehen Büromanagement, Kraftfahrzeugmechatronik und der Einzelhandel bei den jungen Menschen hoch im Kurs. Vath vermutet, dass viele das Berufsbild Bankkaufmann gar nicht kennen. Er selbst sei über eine Bekannte seiner Eltern auf den Beruf aufmerksam geworden und habe sich dafür entschieden, weil ihn Zahlen und Wirtschaft schon in der Schule fasziniert haben.

Um sich an die Gen Z anzupassen, haben die Banken sich seit den Neunzigern grundlegend verändert. Angebote wie Online-Banking gehen nicht nur mit dem Trend der Digitalisierung, sondern auch auf das Bedürfnis der neuen Generation ein, Prozesse möglichst schnell und unkompliziert abzuwickeln. Und auch der Arbeitsalltag in der Bank ändert sich. Das Image von Männern im Anzug, die sich für wichtig halten, ist passé. Stattdessen flachen sich die Hierarchien ab. Die VR-Bank Fürstenfeldbruck macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme: „Auch Leute, die im Vorstand sind, haben auf Augenhöhe mit mir geredet“, sagt Vath, „ich konnte auch selber Vorschläge einbringen und hatte das Gefühl, dass sie ernst genommen wurden.“ Was sich nicht grundlegend geändert hat, ist in der  Branche auch neben dem weitgehenden Verzicht auf die Krawattenpflicht die Kleidung: Auch Vath hat während seiner zweieinhalbjährigen Ausbildung jeden Tag einen Anzug getragen.

„Am Anfang bin ich nicht so gerne ans Telefon gegangen“, erzählt der junge Bankkaufmann von seinen ersten Wochen in der Bank, „das wurde dann mit der Zeit besser – je öfter ich telefoniert habe, desto weniger Angst hatte ich davor.“ Angst vor dem Telefonieren haben etwa die Hälfte aller jungen Menschen in der Generation Z. Berufe, in denen viel telefoniert werden muss, stellen für sie also eine Herausforderung dar. Julius Vath erklärt sich seinen Respekt vor dem Telefonieren so: „Am Anfang konnte ich die Fragen, die mir am Telefon gestellt wurden, noch nicht beantworten. Als ich dann aber schon länger dabei war, wusste ich, wie ich den Kunden helfen konnte, und das hat mir Selbstbewusstsein gegeben.“

Im Oktober 2024 wird Vath von der IHK als Oberbayerns bester Nachwuchs-Bankkaufmann geehrt. Ob es für ihn nun auf ins Berufsleben geht? Noch nicht ganz. Vorher möchte der 20-Jährige studieren. Deshalb ist er seit dem Wintersemester an der Hochschule in München für den Studiengang Betriebswissenschaften eingeschrieben. „Ich will noch weitere Bereiche der Wirtschaft kennenlernen“, sagt er. In die Bank zurückzukehren kann er sich trotzdem gut vorstellen. Vorher möchte er allerdings mehr über die Theorie hinter seinem ehemaligen Arbeitsalltag erfahren.

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