Bahn:Streit über richtige Höhe

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S-Bahn und Regionalzug brauchen unterschiedliche Bahnsteighöhen. In Puchheim wäre ein Halt für beide Züge möglich. (Foto: Johannes Simon)

Stadtrat fordert zusätzliche Regionalzughalte in Puchheim

Von Peter Bierl, Puchheim

Mit dem Fahrplanwechsel 2015 entfielen zwei Regionalzughalte in Fürstenfeldbruck im Berufsverkehr. Die Züge sollten künftig in Puchheim halten, fordert der Stadtrat Puchheim. Denn dort passe die Höhe des Mittelbahnsteigs für die Doppelstockwaggons. Außerdem soll sich der Bürgermeister mit den Amtskollegen der Anrainer-Kommunen der S 4 dafür einsetzen, dass der S-4-Ausbau in die neue Prioritätenliste des bayerischen Verkehrsministeriums aufgenommen wird und eine hohe Priorität erhält.

Der Fraktionssprecher der UBP, Reinhold Koch, beklagte außerdem Defizite im DB-Store am Bahnhof.

Die beiden Vorschläge stammen von den Grünen und wurden im Stadtrat einstimmig gebilligt. Koch kritisierte, dass die Bahn AG behauptet, Halte in Bruck seien nicht mehr möglich, weil die Bahnsteigkante von 96 Zentimeter nur für S-Bahnen und nicht für die neuen Doppelstockwaggons geeignet seien. Er verwies auf das Bahnsteighöhenkonzept des Unternehmens aus dem Jahr 2014, wonach zwar Barrierefreiheit angestrebt wird, aber es eben auch "Mischnutzungen" gibt. Das heißt, Regionalzüge und S-Bahnen benutzen wechselseitig Bahnsteige, die in ihrer Höhe nicht genau passen.

Dass das bloß in Fürstenfeldbruck nicht funktionieren soll, hält Koch für Humbug. "Es gibt keinen Grund, warum Regionalzüge nicht in Bruck halten sollten. Die Bahn AG führt mal wieder alle an der Nase herumführt, einschließlich dem Ersten Landtagsvizepräsidenten Reinhold Bocklet", fasste er zusammen.

Die Bahn AG wolle vermeiden, dass Doppelstockwagen an S-Bahnsteigen halten, weil das Gefahren berge, erläuterte ein DB-Sprecher der SZ. Der Einstieg sei in solchen Fällen nicht barrierefrei, beim Aussteigen könnten Passagiere über die höhere Kante stolpern, beim Einsteigen große Menschen sich den Kopf anstoßen. In Puchheim hat der Mittelbahnsteig 76 Zentimeter und würde für Doppelstockzüge genau passen. Derzeit halten aber ständig S-Bahnen dort. Im Zuge des barrierefreien Umbaus soll der Bahnsteig auf einer Seite um 20 Zentimeter für die S-Bahn erhöht werden. In Geltendorf hat die Bahn AG erst vor ein paar Jahren einen Bahnsteig neu gebaut, der auf einer Seite mit 76 Zentimeter für Doppelstockwaggons passt. Auf der anderen Seite des Bahnsteigs wurde das ganze Gleis passend für die S-Bahn um 20 Zentimeter tiefer gelegt.

Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU) bekannte, er sei frustriert. Gegen die Bahn könne man nichts ausrichten: "Außer Protest bleibt uns nichts." Der Grünen-Fraktionssprecher Manfred Sengl widersprach: "Der Freistaat ist im Regional- und Nahverkehr der Besteller. Wer zahlt, schafft an."

Ein weiteres Ärgernis ist nach Angaben von Koch, dass der neue Pächter des DB-Store in Puchheim keine Fahrkarten mehr verkaufen darf. "Alles drängt sich vor dem einzigen Automaten", berichtete er. Obendrein sei der Warteraum versperrt, so dass Fahrgäste frieren müssten und die Treppen zum Mittelbahnsteig seien schlecht geräumt, so dass die Benutzung gefährlich ist.

Ein Sprecher der Bahn widersprach der Darstellung Kochs. Der Warteraum sei während der Öffnungszeiten des Service-Stores stets geöffnet und lediglich wegen eines Umbaus bis zum 20. Januar geschlossen gewesen. Was den Fahrkartenverkauf betrifft, habe sich die Bahn AG nicht mit dem neuen Pächter über die Verkaufsprovision einigen können. Im Übrigen seien am Puchheimer Bahnhof drei Fahrkartenautomaten installiert: Zwei am Hausbahnsteig, davon einer im Wetterschutzhäuschen, sowie einer auf dem Mittelbahnsteig.

Zum Winterdienst sagte der Bahnsprecher: "Es wurde Schnee geräumt und zusätzlich Splitt aufgebracht. Im Gegensatz zum städtischen Bereich wurde lediglich kein Salz verwendet."

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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