Süddeutsche Zeitung

Badeinseln:Kommunen geraten ins Schwimmen

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Emmering möchte dem Beispiel Fürstenfeldbrucks folgen und seine Badeinsel im See abbauen. Anderswo will man zunächst die Folgen des BGH-Urteils prüfen und danach über die Zukunft der Freizeiteinrichtungen entscheiden. Die CSU-Abgeordneten kritisieren den Richterspruch

Von Eirik Sedlmair, Fürstenfeldbruck

Nach dem überraschenden Abbau der Badeinsel im Pucher Meer in Fürstenfeldbruck tragen sich weitere Kommunen mit dem Gedanken, ein Urteil des Bundesgerichtshofes umzusetzen und die künstlichen Inseln in ihren Gewässern zu entfernen. Andere Gemeinde hingegen wollen noch abwarten. Im Emmeringer See zum Beispiel soll die Insel bald entfernt werden.

"Es ist zwar schade, aber das Risiko für die Gemeinde ist einfach zu hoch", sagt Markus Pree, der Verwaltungschef der Gemeinde Emmering. Auch wenn tausend Leute die Badeinsel super fänden: Sobald einer klage, habe die Gemeinde ein Problem. Ganz aufgeben will er sie jedoch nicht. Pree sagt, die Insel werde zwischengelagert. "Vielleicht findet sich ja noch eine Option, die Gemeinden zu entlasten."

Die Stadt Olching will ihre Badeinseln vorerst im See lassen, teilt eine Sprecherin mit. "Wir wollen in Ruhe den Sachverhalt prüfen." Für Olching kam der Vorstoß ziemlich plötzlich. Die Stadt hat erst vor Kurzem eine zweite Badeinsel bestellt. "Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir das nicht gemacht", sagt die Sprecherin. Auch in Germering will man vorerst an den Badeinseln festhalten. "Wir wollen das erst mal klären, bevor wir Aktionismus betreiben", sagt Thomas Wieser, Sachgebietsleiter für Umweltangelegenheiten im Germeringer Bauamt. Nach Rücksprache mit der Wasserwacht werde über das weitere Vorgehen entschieden, so Wieser.

In Mammendorf hingegen geht man einen Mittelweg. Die Badeinseln sollen weg, sagt Ines Roellecke, Pressesprecherin des für den Mammendorfer See zuständigen Landratsamtes Fürstenfeldbruck. Jedoch nicht komplett. Der Plan sei, die Inseln aus dem öffentlichen und frei zugänglichen Teil des Sees in jenen Teil zu verlegen, der zum Freibad gehört. So könne eine Aufsicht durch Bademeister weiter gewährleistet werden. Eichenaus Bürgermeister Peter Münster ist noch im Urlaub, deshalb werde erst in zwei Wochen über die Inseln beraten, teilt die Gemeinde mit.

Rainer Bertram, als Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes in Fürstenfeldbruck auch für die Wasserwacht zuständig, sieht die Entwicklung differenziert. Ja, meint er, eine Badeinsel könne dazu verleiten, weiter zu schwimmen, als man es eigentlich könnte. Das passiere aber auch ohne Insel, sagt Bertram. Im Übrigen seien die Badeinseln nicht das Problem. "Es geht vor allem darum, dass die Leute nicht gut genug schwimmen können. Das ist das Entscheidende. Dass ein Schwimmer in Not gerät, kann immer passieren", sagt Bertram. Er habe schon Ertrunkene geborgen, die einen Herzinfarkt erlitten, und Nichtschwimmer, die zu tief ins Wasser geraten waren. Eine Badeinsel aber sei nie der Grund gewesen.

Die Bundestagsabgeordnete Karin Staffler und der Landesabgeordnete Benjamin Miskowitsch (beide CSU) kritisieren das Urteil des BGH in einer Pressemittelung: "Dauernd arbeiten wir daran, die Naherholungsgebiete attraktiver zu machen und nun wird mit einem Urteil genau das Gegenteil erreicht."

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SZ vom 19.06.2019
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