Katia Mann war eine gute Schwimmerin. Sie schaffte es im Klammerweiher der Länge nach von einer Seite zur anderen, bis hinüber zu den Seerosen, die damals am östlichen Ende wuchsen. Ihrem Sohn Klaus brachte sie dort auf ihren Armen das Schwimmen bei, dem dabei eher ängstlich zumute war, wie Martin Hake vom Historischen Verein Bad Tölz erzählt. Dagegen dürfte Thomas Mann kaum jemals einen Fuß in das Wasser gehalten haben, das damals als kleine Badeanstalt mit Umkleidehütten ringsum diente. Der große Schriftsteller ging lieber spazieren. Dennoch hat er dem Klammerweiher ein Denkmal gesetzt: Er taucht im "Doktor Faustus" auf, von seiner Kälte ist die Rede, als Adrian Leverkühn an seinem Ufer spazieren geht. Der Tölzer Weiher lieferte allerdings bloß den Namen, ansonsten beschreibt Mann ein Gewässer bei Polling.
Für Klaus Mann spielte der Klammerweiher eine andere Rolle. Er ist verbunden mit dem ersten Toten, den er in seinem Leben sah. Der Bäckergeselle Oswald Förster, der aus der Lausitz stammte, ertrank darin beim Schwimmen. Hake hat den Namen des Lehrlings in einem Tölzer Sterbebuch gefunden. Aufgebahrt wurde er im Leichenschauhaus auf dem Stadtfriedhof, wo Klaus Mann den Toten sah und dies dann in seinen Autobiografien "Kinder dieser Zeit" und "Wendepunkt" schilderte.
Am Ufer des Klammerweihers stehen sechs Bäumchen. Ahorn und Birne, Linde und Eiche, auch Walnuss. Eingepflanzt hat sie der Freundeskreis Familie Mann. Jedem Familienmitglied ist eine Baumart gewidmet. Für Golo Mann wächst eine Eiche. Und das nicht von ungefähr: Der 1994 gestorbene Historiker, drittes Kind von Thomas Mann, pflanzte 1989 eine Friedenseiche am Klammerweiher. Lange stand der Baum dort nicht. Er wurde von Unbekannten umgesägt. "Eine traurige Geschichte", so Hake.