Azubis sind knapp:Bäcker und Metzger dringend gesucht

Lesezeit: 2 min

Handwerksbetriebe finden keine Auszubildenden. Daran hat auch der doppelte Abiturjahrgang nichts geändert.

Jesko zu Dohna

Viele Firmen im Landkreis suchen weiter händeringend Auszubildende. Daran hat auch der doppelte Abiturjahrgang 2011 nichts geändert, von dem sich Experten zumindest eine vorübergehende Entspannung erhofft hatten. Vor allem kleinere Handwerksbetriebe klagen unvermindert über unbesetzte Lehrstellen. 2011 verließen durch die zeitgleichen Abschlüsse des letzten Jahrgangs am neunstufigen und des ersten Jahrgangs am achtstufigen Gymnasium zwar deutlich mehr junge Menschen die Schule als in den Jahren zuvor. Statt auf den Arbeitsmarkt drängten die meisten aber an die Universitäten. Dabei lief es im Landkreis noch vergleichsweise gut für die Unternehmen: Nach einer aktuellen Statistik der IHK München und Oberbayern wurden 2011 in Fürstenfeldbruck 402 neue Ausbildungsverträge in Industrie, Dienstleistung und Handel abgeschlossen, gut 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit liegt der Landkreis deutlich über dem oberbayerischen Durchschnitt von plus vier Prozent. Dennoch könnten die Betriebe viel mehr Lehrlinge aufnehmen. Laut der Agentur für Arbeit waren 2011 bundesweit 30 000 Lehrstellen unbesetzt, die IHK spricht sogar von 75 000. Im Großraum München kamen der Arbeitsagentur zufolge 139 unvermittelte Bewerber auf mehr als 1300 unbesetzte Lehrstellen. Am Trend hat auch die Aussetzung des Wehr- und Zivildienstes nichts geändert. Je nach Branche ergibt sich allerdings ein unterschiedliches Bild: Vor allem das Handwerk hat große Probleme, Lehrlinge zu finden, während es großen und bekannten Konzernen noch weitgehend gelungen ist, ihre Lehrstellen zu besetzen. "Traditionelle Handwerksbetriebe, vor allem die vordergründig unbequemen Berufe wie Bäcker, Metzger oder Maler, haben riesige Probleme, Lehrlinge zu finden", bestätigt Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer. "Die meisten Mädchen wollen Friseurin, die meisten Jungs Kfz-Mechaniker werden. Dadurch sind ganze Betriebe existenziell gefährdet." Klagen, die Michael Steinbauer, dem jüngst gewählten neuen IHK-Vorsitzenden für Dachau und Fürstenfeldbruck, geläufig sind. Er will den Fachkräftemangel nicht tatenlos hinnehmen. "Wir müssen die Bewerberlücke schließen, indem wir besser über die guten Karrierechancen in der regionalen Wirtschaft informieren, aber auch diejenigen fit für den Beruf machen, die nicht sofort eine Lehrstelle finden." Damit spricht er ein weiteres Problem an: Trotz vermeintlich rosiger Situation findet mancher Absolvent keinen Lehrbetrieb. Das bestätigt die ehemalige Rektorin der Hauptschule Olching, Hannelore Schor. Im Verein Schub betreuen Schor und 19 ehrenamtliche Paten in Olching 28 Schüler, um beim Einstieg ins Berufsleben zu helfen. "Wir stehen den Schülern menschlich zur Seite, nicht nur bei der Bewerbung, sondern auch direkt bei Vorstellungsgesprächen." Selbständigkeit und Motivation sollen gestärkt werden. Und weil das bei dem Projekt auch gelingt, können letztlich "fast alle eine Ausbildung anfangen", so Schor. Wenn sich Schüler gegen solche Hilfestellungen sträuben, was vereinzelt vorkommt, dann sind freilich auch die Paten schnell am Ende mit ihrem Latein. An alle Schulabsolventen richtet sich der Berufsinformationsmarkt von Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und Sparkasse am Sonntag, 11. März. Von 10 bis 16 Uhr stellen sich 41 Unternehmen aus der Region im Veranstaltungszentrum der Sparkasse in Fürstenfeldbruck vor.

© SZ vom 08.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: