Süddeutsche Zeitung

Auszeichnungen:Stadträte, Naturschützer, Rad-Aktivisten

Die Stadt Germering ehrt 650 Ehrenamtliche für ihr langjähriges Engagement

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

650 Ehrenamtliche hatte die Stadt eingeladen, etwa 400 kamen zum Empfang in die Stadthalle. Sie ließen sich von Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) beglückwünschen und auch verzaubern. Nein, nicht von Haas, sondern vom Magier Stefan Schmitt, der mit "mentaler Zauberei" das Publikum zum Staunen brachte. Schnell findet er heraus, welcher der fünf Besucher auf der Bühne ihn anlügt und die einzige schwarze unter vier weißen Kugeln in den Händen hält. Helmut Ankenbrand (SPD), der dritte Germeringer Bürgermeister, hat die sie.

Als SPD-Stadtrat hat Ankenbrand sein politisches Ehrenamt jahrzehntelang ausgeübt. "Das Ehrenamt ist unser Markenzeichen", hat zuvor Haas die geladenen Gäste hofiert, nachdem Teddy und die Lollipops das Publikum musikalisch eingestimmt hatten.

"Sie sind ein Vorbild für andere", sagt Haas, "auch für Jüngere." Dazu zählt auch Jürgen Knöckelmann, der Ortsvorsitzende des Bund Naturschutz in Germering. Der gebürtige Hamburger kam 1981 nach Germering und engagierte sich schon damals für den Umweltschutz. Es war die Hochzeit der Anti-Atomkraftbewegung. Später gehörte er zur Germeringer Gruppe des Bund Naturschutz. Heute ist Knöckelmann 74 Jahre alt und seit zwölf Jahren Vorsitzender des BUND in Germering. Zuvor war er schon acht Jahre stellvertretender Vorsitzender. Hat sich das ehrenamtliche Engagement gelohnt? "Schwierige Frage" antwortet Knöckelmann zunächst. Doch dann denkt er an die kleinen und großen Erfolge. "Das Feuchtgebiet am Germeringer See", sagt er, "das ist ein großer Erfolg gewesen." Das sei ein "Juwel" in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bade- und Erholungsgebiet. "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, da ist Germering vorne dran", fügt Knöckelmann hinzu. "Es hat sich gelohnt, aber vieles läuft sehr zäh. Schon vor 30 Jahren haben wir bei der Bauleitplanung der Stadt Fassadenbegrünung gefordert." Wie viele Organisationen und Vereine hat auch der Bund Naturschutz, der in Germering immerhin 380 Mitglieder zählt, Nachwuchsprobleme. "Das ist eine Riesenproblem", sagt Knöckelmann, der sein Vorsitzendenamt in diesen Tagen abgeben wird. "Es kommt nicht Junges nach."

CSU-Stadtrat Herbert Sedlmeier engagiert sich seit 40 Jahren ehrenamtlich. Dass ihn die Glasknochenkrankheit an den Rollstuhl fesselt, hat ihn nie davon abgehalten, sich für Behinderte in Germering und im Landkreis ebenso einzusetzen wie für die Bauernbühne Unterpfaffenhofen. Auch bei der Burschenschaft war er dabei und hat das Maibaumstehlen maßgeblich mitorganisiert. "Es hat sich gelohnt", bekräftigt er, trinkt einen Schluck Rotwein und lacht. Sedlmeier ist immer gut gelaunt, auch wenn er nach einem Unfall wieder mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Im vergangenen Juli ereilten ihn zwei Schlaganfälle. "Alles ist wieder gut", sagt. "Ich falle immer weich."

Hartwig Hammerschmidt und Hans-Günter Rehbein blicken auf viele Jahrzehnte Einsatz für den ADFC Germering zurück. Beide sind Tourenleiter. Der Fahrradclub freut sich darüber, dass das Fahrrad immer mehr im Blickpunkt des Stadtrates steht. Nach der Fahrradstraße zum Germeringer See wurde kürzlich eine weitere von der Südendstraße nach Harthaus in der Ost-West-Achse beschlossen.

Das liegt auch an der zähen Lobbyarbeit des ADFC. Hammerschmidt ist seit 1986 dabei, Rehbein kam etwas später dazu. "Germering hat die Zeichen der Zeit erkannt", sagt Rehbein. "Das Ehrenamt lohnt sich doch." OB Haas hatte es anfangs so umschrieben: "Wir haben kein Schloss und keine Kathedrale, aber mit den vielen Ehrenamtlichen etwas, was Germering besonders macht."

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Quelle:
SZ vom 02.12.2019
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