Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Zauber des Waldes

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Das Kunstprojekt "Magic Forest" geht mit einer eindrucksvollen Ausstellung in der Germeringer Stadthalle zu Ende. Fotos, Bilder und Objekte zeigen ein besonderes Stück Natur

Von Andreas Ostermeier, Germering

Im Wald ist es dunkel, aber auch hell, wenn Sonnenstrahlen durch die Äste fallen. Im Wald ist es still, aber auch laut, wenn die Vögel zwitschern. Im Wald ist es bunt, aber auch einfach nur weiß, wenn Bäume und Wege verschneit sind. Der Wald ist Wandel und Vielfalt. Filmemacherin Vera Greif zeigt dies in eindrücklichen Bildern auf einer großen Leinwand. Ebenso wie die anderen am Projekt "Magic Forest" beteiligten Künstlerinnen und Künstler will sie den Betrachtern einen neuen Blick auf den Wald und das Leben in ihm vermitteln. Im Vorjahr hat die Gruppe aus zehn Künstlern mit dem Sonnenrad und den bebrillten Baumstämmen Werke im Freien geschaffen, nun stellen sie im Saal aus. Ihre Ausstellung haben die acht Frauen und zwei Männer im Forum der Germeringer Stadthalle aufgebaut - und sie ist ebenso bunt und vielgestaltig, wie der Wald ist, den man als Spaziergänger zu allen Jahreszeiten erleben kann.

Für ihre Arbeiten haben die Künstler oftmals auf Naturmaterialien zurückgegriffen. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der "Baumläufer" von Brigitte Storch, ein Teppich aus Rinden, Beeren, Moosen, Zapfen und Laub. Er strahlt in den Farben Grün, Braun, Rot und Gelb und ist bunter als die Teppiche aus dem Orient. Eine überraschende Idee ist auch Storchs "Baumkuchen", eine Torte bestehend aus Moderholz und garniert mit Zapfen und Hagebutten, schön zum Anschauen, aber freilich nichts zum Verzehren. Hauptsächlich Naturmaterialien hat auch Eva Maria Kränzlein verwendet, um ihre "Waldharfen" zu fertigen, die vor dem großen Fenster des Forums hängen. Wie die Saiten einer Harfe, so versetzten einen auch die Eindrücke, die man im Wald gewinnt, in verschiedene Stimmungen, sagt Kränzlein zu ihren Arbeiten. Zwischen die Harfensaiten sind unter anderem Federn und Flechten eingewoben, ebenso aber auch Zeichnungen oder Gedichttexte über den Wald.

Ihre "Waldgeschenke" hat Irene Wührl-Petry in Holzrahmen gepackt. Es handelt sich um Fundstücke, die sie bei Spaziergängen aufgelesen hat, weil ihr die Formen gefallen oder sie in ihnen Figürliches gesehen hat. Figürliche Formen sind auch das Thema ihrer Zeichnungen, Äste werden zu Armen und Beinen, Astlöcher zu Augen, die den Betrachter fixieren, wie in der Zeichnung "Blickkontakt". Holz ist der Werkstoff von Ute Richter. Aus ihm hat sie mithilfe einer Kettensäge drei Skulpturen gefertigt, die Beziehungen zwischen Mensch und Wald thematisieren. Da ist beispielsweise der "Waldhüter" zu sehen. Im Innersten, neben seinem Herzen, hat Richter kleine Zweige angebracht, ebenso auf seinem Kopf.

Auf Materialien aus dem Wald verzichtet hat hingegen Anna Kirsch. Ihre Fotos tragen den Titel "Camouflage". Der Betrachter muss die Schwarz-Weiß-Aufnahmen schon genau ansehen, um zu bemerken, dass sich in den gezeigten Bäumen eine Frau befindet. Richtig zu erkennen ist sie an ihren Händen und den nackten Füßen, der Rest des Körpers ist getarnt unter einem Camouflage-Kleidungsstück. Der Mensch ist Teil des Waldes, aber doch auch etwas ganz anderes, er sucht die Natur und er zerstört sie. Das sagen die Fotos von Kirsch. Die Zerstörung und das Schöne an ihr ist Thema einer Arbeit von Lutz Walczok. "Vernichtend großer Künstler" hat er seine Objektarbeit genannt, die einen Borkenkäfer vor einem Stück Fichtenrinde zeigt. Die Rinde ist durchzogen von den Fraßspuren, die der Nachwuchs des Käfers hinterlassen hat. Walczok macht sie mit roter Farbe kenntlich. Keine dieser Fraßspuren gleicht einer anderen, gemeinsam sehen aus wie der Druck besonderer Buchstaben, die wir allerdings nicht lesen können. Diese Fraßspuren finden sich wieder auf dem Panzer des Tieres, das ja auch in der Biologie als Buchdrucker bezeichnet wird.

Die dystopische Vision einer Welt ohne Wald lässt Daniel Mihaila in seiner Video-Installation "In the Woods 2088" entstehen. Er zeigt eine simulierte Waldszene, entwickelt aus Computerbildern. Das rein künstlich hergestellte Bild eines Waldes bricht ab, und zum Vorschein kommt die dunkle Gasse einer Großstadt. In den Bildern von Angelika Brach hat der Wald allerdings seine kräftigen Farben behalten. Selbst ein Stangenwald habe etwas Schönes, sagt sie - und auf ihren Bildern ist es auch so. In warmen und kalten Farben gehalten sind die Stoffbahnen, die Rosa Zschau gefertigt hat. Als Druckstöcke hat Zschau Bretter benutzt, aus denen sie mithilfe einer Drahtbürste die Stege herausgearbeitet hatte. Ihr komme es vor allem darauf an, das Licht darzustellen, das durch das Blätterdach eines Waldes dringe, sagt sie.

Mit dem Wald und seinen verzaubernden Seiten haben sich auch die Buben und Mädchen der Malschule Germering befasst. Ihre Ausstellung heißt "Zauberwoid" und ist in der Galerie im ersten Stock zu sehen, im gleichen Zeitraum wie die Ausstellung von Magic Forest. Besucher können dort bemalte Wurzeln entdecken, die mit Federn verziert sind, oder kleine Holzkisten mit gebastelten Schmetterlingen, Pilzen oder der Figur einer Hexe. Außerdem werden viele Bilder gezeigt.

Magic Forest, Ausstellung, Forum der Stadthalle Germering, Dienstag bis Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag 17 bis 21 Uhr sowie Sonntag 15 bis 19 Uhr, bis 10. Februar. Zauberwoid, Ausstellung der Malschule, Galerie der Stadthalle, zu sehen während der Öffnungszeiten, bis 10. Februar.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2019
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