Ausstellung:Obsession für schöne und elegante Frauen

Eine hervorragende Ausstellung im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck präsentiert erstmals das Gesamtwerk des Grafikers und Malers Brynolf Wennerberg.

Von Florian J. Haamann

Bruck: STADTMUSEUM - Aufbau Ausstellung Wennerberg

Wennerbergs Bild "Columbine mit zwei Pierrots" zeigt meisterhaft den Frauentypus, für den er bis heute berühmt ist.

(Foto: Johannes Simon)

Elegante Frauen in modischen Kleidern, die sich auf rauschenden Festen präsentieren und ausgelassen das Leben zelebrieren. Mit solchen Bildern entführte die opulente Neuverfilmung von F. Scott Fitzgeralds Meisterwerk "Der große Gatsby" im Sommer Millionen Kinobesucher in eine Welt, die längst untergegangen ist. Einer, der genau diese Gesellschaft über Jahrzehnte in seinen Kunstwerken festgehalten hat, ist der deutsch-schwedische Grafiker und Maler Brynolf Wennerberg (1866-1950). In seinen Werken zeigt sich auch eine Besessenheit von der weiblichen Schönheit und Fröhlichkeit.

In einer herausragenden Ausstellung würdigt das Stadtmuseum nun erstmals Wennerbergs Gesamtwerk. Zwar habe es in den 60er Jahren schon kleinere Ausstellungen in Bad Aibling gegeben, wo er von 1915 bis zu seinem Tod lebte, aber so eine große Gesamtschau sei bisher einmalig, erklärt Eva von Seckendorff vom Stadtmuseum. Von 1901 bis 1905 lebte Wennerberg mit seiner Familie in Emmering, bevor es ihn nach München und später dann England, Paris, die Schweiz und schließlich Bad Aibling zog. "Er hatte offenbar Kontakte nach München, wo viele junge Magazine entstanden", sagt von Seckendorff. Irgendwie sei er dann mit dem Kreis der Künstler des legendären Satiremagazins Simplizissimus in Kontakt gekommen. 1909 bekam er dort eine Anstellung als Zeichner und besetzte die Themen Gesellschaft, Karneval, Erotik. Bis dahin sei der vorherrschende Frauentypus im Magazin die Femme Fatale gewesen, Wennerberg entwickelte ihn weiter zum Typ der jungen, fröhlichen, eleganten, sportlichen Frau. Für dieses Frauenbild wurde er berühmt.

Meisterhaft zeigt sich dieser Stil in Wennerbergs Bild "Columbine mit zwei Pierrots": Eine junge Frau im eleganten blauen Kleid, die eine ansteckende Ausgelassenheit und Lebensfreude ausstrahlt. Das Bild zeigt, wie grandios es Wennerberg verstand, den intensivsten Moment einer Bewegung einzufangen, und wie präzise er seine Motive zu zeichnen vermochte. Die Leidenschaft, die die junge Frau ausstrahlt, springt förmlich auf den Besucher über, dem sie entgegen zu stürmen scheint. Im Schlepptau die zwei melancholisch blickenden Pirrots, die ihrem Feuer nicht widerstehen können. Männer kommen in Wennerbergs Bildern allerdings kaum vor. Er interessierte sich nur für die Frauen. Dabei sei es ihm wichtig gewesen, erklärt Eva von Seckendorff, dass er mit den Bildern nicht sein Leben präsentiere. Privat ging es bei ihm mit seiner Frau und drei Kindern eher beschaulich zu.

Die Ausstellung zeigt alle Facetten des Wennerberg'schen Schaffens: Den Zeichner, den Maler und den Plakatgestalter. Mehr als 100 Werke wurden dafür zusammengetragen. Viele davon in Zusammenarbeit mit seiner Enkelin Karmen Ensmann, die im Oktober verstorben ist. Die Idee zur Ausstellung kam von Ruth Negendanck, die eine kürzlich erschienene Biografie Wennerbergs verfasst hat.

Mit den gezeigten Werken arbeitet das Museum wunderbar die Entwicklung Wennerbergs und seiner Motive heraus. So werden die zu seinen Plakaten und Bildern passenden Skizzen und Zeichnungen präsentiert. "Es gibt kaum eine Skizze von ihm, die sich nicht in einem seiner Werke wiederfindet. Manche Typen verwendet er sogar mehrmals" erklärt Seckendorff. Mit seinen Bildern kann Wennerberg auch als Chronist gesellschaftlicher Entwicklungen verstanden werden. So zeigt er als Plakatmaler stets moderne Technik wie Fahrräder oder Badeöfen. Deutlich wird in der Ausstellung auch, das Wennerberg es vortrefflich verstanden hat, seine Werke kommerziell umzusetzen, ob als Kunstdrucke oder Postkartenalben. Ein Besuch dieser Ausstellung ist absolute Pflicht.

"Von der Leichtigkeit des Seins - Die Bilder des Brnold Wennerberg." Vom 14. November bis zum 17. März 2014 im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck.

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