Ausstellung:Kleine Hinweise aus der realen Welt

KV-Ausstellung Sparkasse

Constanze Reithmayr-Stark holt mit ihrem Gemälde "Go!" (abgebildet ist ein Zebrastreifen) die kurzen und prägnanten Hinweise im Straßenverkehr zurück ins Bewusstsein.

(Foto: Günther Reger)

Mitglieder der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck haben sich von Zeichen und Situationen des Alltags inspirieren lassen und diese Anregungen als "Minimal Information" in ihren Werken für eine neue Ausstellung verarbeitet

Von Katharina Proksch, Fürstenfeldbruck

Minimale Informationen liefern die Werke der Jahresausstellung der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck im Kundenzentrum der Sparkasse. Aber nur auf den ersten flüchtigen Blick. Die Ausstellung "Minimal Information" präsentiert Arbeiten von 25 Künstlern des Vereins, die sich in all ihrer künstlerischen Ausdrucksform mit dem "Sein des Mitteilens" beschäftigt haben. Zeichnungen, Malerei, Collagen, Fotografien und deren Mischformen sowie Installationen, skulpturale und plastische Objekte sind zu sehen. Die verfremdete bis vollkommen abstrakte Ausdrucksform verbindet sie miteinander.

Für den Rezipienten kann abstrakte Kunst auf den ersten Blick inhaltslos erscheinen, kann er aber durch ein Verweilen sich auf das Werk einlassen und Botschaften und Geschichten in sich aufkommen hören. Dafür braucht es nicht viel Vorkenntnis, man braucht vor allem sich selbst. Das Gehirn fängt von selbst an Assoziationen und Ideen auf Farben und Formen zu werfen. Der Rezipient allein kann die Kunst mit Inhalt füllen.

Einige Künstler lösten minimale Informationen, die uns im Alltag ganz selbstverständlich begegnen, aus ihrem Kontext. Constanze Reithmayr-Stark holt mit ihrem Gemälde "Go!" die kurzen und prägnanten Hinweise im Straßenverkehr zurück ins Bewusstsein. Ihr Gemälde zeigt einen Ausschnitt eines Zebrastreifens von schräg oben. Satzzeichen wie Punkt und Komma tragen innerhalb der Satzstruktur viel zum Inhalt bei. Aber welche Information geben sie noch, wenn sie aus der Satzstruktur isoliert wurden? Die Lithografien "Punkt, Punkt, Komma, Strich I und II" von Rosa Zschau zeigen einfache bunte Formen wie Wellen und Rechtecke übereinander gelagert.

Auch Alltagssituationen, die in ihrer Gänze informationsgeladen sind, griffen Künstler auf und verfremdeten sie. Die Monotypien, eine Drucktechnik, "Woher, wohin I und II", von Petra Bergner kreieren mit einfachen Mitteln eine ausdrucksstarke Atmosphäre. Wenige Striche zeigen Wege der Flucht, Menschengruppen verloren im Sturm, das Ankommen oder Verlassen einer Siedlung in Nebel gehüllt.

Das annähernd monochrome Ölbild "Essenz I" von Esther Balázs lässt ein Raumgefühl entstehen. Die weiße Nichtfarbe findet Bewegung und Struktur in der Maloberfläche. Die verschieden dicken Farbschichten lassen dunkle Schichten darunter durchschimmern oder gar durchbrechen. Auf eine reduzierte Formensprache setzte Balázs in "Essenz II". Die Farbfeldmalerei aus einem dunklen Quadrat in einer türkisen Fläche erinnert an weite Landschaften und dem Haus am Meer.

Einen anderen Weg zur minimalen Information schlug Barbara Buchwald-Stummer ein. Die 80-Jährige, die nach eigenen Aussagen "seit Ewigkeiten" bei der Künstlervereinigung Mitglied ist, stellt eine Installation aus. Es kollaborieren verschieden abstrakte Fotografien, Drucke, Wohn- und Modeaccessoires und Malereien auf Polyesterstoff miteinander. "Die Installation entsteht aus dem Moment heraus", erklärt sie, während sie die Gegenstände drapiert. Sie überflutet den Betrachter mit zu vielen Eindrücken, sodass er daraus nur minimale Informationen ziehen kann. Doch erzählt ihre Arbeit "prima volta vista - veritas vanitas?" von einem Venedigaufenthalt 1963, verweist auf Arbeiten ihres Vaters, der auch Grafikdesigner war und erinnert an ihre Mutter, eine Schauspielerin. "Ich könnte damit jetzt auch Theaterspielen", stellt Buchwald-Stummer fest, die als Bühnenbildnerin gearbeitet hat. Beim ersten Anblick vergeht aber die Wahrheit, so der Titel im übertragenen Sinne.

Das Thema der Ausstellung greift Signifikantes der modernen Zeit auf. Minimales mit großen Auswirkungen rückt im alltäglichen Leben immer mehr in den Vordergrund: Ein minimaler Lebensstil soll Belast abwerfen und befreien. Minimales Design, zum Beispiel aus Skandinavien, sorgt für Hyggeligkeit. Minimal invasive Eingriffe retten Leben. Und minimale Informationen, zum Beispiel von Twitter, inzwischen auf 280 Zeichen verdoppelt,können die Erstauskunft sein.

Jahresausstellung "Minimal Information" der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck bis 5. Januar 2018 während den Öffnungszeiten in der Sparkasse (Hauptstraße 8)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: