Ausstellung in Fürstenfeldbruck:Abwechslungsreiche Holzkunst

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An die Moai, die großen Steinfiguren der Osterinseln, erinnern die "Drei Köpfe" von Christine Kellerer. (Foto: Matthais F. Döring)

In der Sparkasse zeigt die Bildhauergruppe von Thomas Link ihre Werke

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Grob gesägte Frauenkörper und abstrakte Skulpturen, so glatt und geradezu weich, dass der Besucher sie am liebsten zärtlich streicheln möchte - die Ausstellung der Bildhauergruppe von Thomas Link in der Sparkasse zeigt das große Spektrum, das man mit Holzarbeiten erschaffen kann. Acht Künstler, die gemeinsam bei Link arbeiten, zeigen noch bis zum 4. Oktober ihre Arbeiten.

Einige Werke stechen dabei besonders heraus. Etwa "Meinungsbildner" von Armin Sauer. Und das nicht nur, weil es eine der Skulpturen ist, die nicht aus Holz besteht, sondern aus schwarzem biologischem Kunststoff, es besteht aus drei Teilen. Von links betrachtet, lässt sich das Wort "No" lesen, geht man auf die andere Seite, setzen sich die Teile zu einem "Yes" zusammen. Mit dem Perspektivwechsel also ändert, ja verkehrt sich, die Aussage der Skulptur. Und so stellt Sauer wunderbar visuell dar, was Meinung eigentlich bedeutet. Unterschiedliche Perspektiven auf das gleiche Objekt führen zu - im wörtlichen Sinne - unterschiedlichen Ansichten. Und so wie es ein klares Ja und ein klares Nein gibt, gibt es auch die viele Zwischentöne - und die Unsicherheit, welcher Anteil denn nun überwiegt. Es geht sogar so weit, dass sich von bestimmten Standpunkten aus weder das eine noch das andere überhaupt nur erahnen lässt.

Symbolgeladen ist auch Gertrud Hibschs "Passion". Ein Zweig, im weitesten Sinne an ein Kreuz erinnernd, trägt bei ihr Dornenkrone, in das Holz sind drei Nägel eingeschlagen. Es ist die Kreuzigung ohne Gekreuzigten, nur die Werkzeuge der Folter und des Leidens sind übrig. Ohne den Messias fehlt das Hoffnungsvolle. Am Ende des Leidens wartet keine Erlösung, sondern der Tod. Und so lässt der Stacheldraht, aus dem die Dornenkrone geflochten ist, unweigerlich an Krieg, Lager, Brutalität und Mord denken. Die gleichen Stacheln, mit denen die Römer Jesus noch im Sterben verhöhnten, sind es, mit denen die Nazis knapp 2000 Jahre später die Juden (und andere Gefangene) an der Flucht aus den Todeslagern hindern.

An die Moai, die großen Steinfiguren der Osterinseln, erinnern die "Drei Köpfe" von Christine Kellerer. Mächtig wirken sie, wie sie da so übergroß im Raum stehen, mit strengem Blick. Nicht fehlen dürfen in so einer Ausstellung natürlich auch verschiedene mit der Kettensäge geformte Frauenakte. Diesem Thema haben sich gleich zwei Künstlerinnen angenommen: Christine Kellerer und Marie-Therese Sicher. Zweitere zeigt gleich zwei lebensgroße Akte, eine Liegende, den Oberkörper auf die Unterarme gestützt, das rechte Bein angewinkelt. "In sich Ruhend" heißt die Figur, doch sie wirkt viel mehr sich präsentierend, selbstbewusst, gar eitel. Sicherers zweiter Akt "Warten auf Veränderung" zeigt eine stehende Frau, den Blick in die Ferne gerichtet, die linke Hand als Sonnenschutz vor der Stirn. Auch Kellerers Figur steht, nüchterner, etwas weniger sinnlich dar als bei Sicherer.

Und so lädt die Ausstellung den Besucher zum Stöbern und Entdecken ein, mal mit komplexeren, mal mit dekorativeren Werken.

Ausstellung "Bildhauergruppe Thomas Link", Sparkasse Fürstenfeldbruck, Haupstraße 8, zu sehen bis zum 4. Oktober, während der gewohnten Öffnungszeiten

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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