Ausstellung im Kom:Immer mal wieder ein neues Jesuskind

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Bunte Figuren, liebevoll gestalteter Hintergrund: Die Mitglieder des Vereins fertigen jedes Teil ihrer Krippe selbst an. (Foto: Veranstalter)

Ein Olchinger Verein zeigt seine selbst geschnitzten Krippen und Exemplare aus der ganzen Welt

Von Julia Bergmann, Olching

Fragt man Herbert Kneidl, wie viel Zeit der Bau einer Krippe in Anspruch nehmen kann, bekommt man ohne langes Zögern eine doch unerwartete Antwort. "Das kann schon mal 30 Jahre dauern", sagt der Vorsitzende der Schnitz- und Krippenfreunde Olching. Immer wieder mal kommen zwei bis drei neue Figuren hinzu, erklärt er. "Dann brauchst du mal zwei neue Schafe, oder das alte Jesuskind gefällt dir nicht mehr." Und so sei die Krippe zumindest bei vielen der über 30 Vereinsmitglieder immer im Wandel. Kneidl fertigt von den Figuren über den Stall bis zur Landschaft sämtliche Teile selbst an. Einige seiner Werke werden unter den insgesamt 50 Exponaten der alle zwei Jahre stattfindenden Krippenausstellung des Vereins in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom) zu sehen sein.

Neben verschiedenen Arbeiten der Vereinsmitglieder gibt es für Besucher in diesem Jahr auch eine kleine Sonderausstellung mit Krippen aus aller Welt, darunter Exponate aus Afrika, Asien, Lateinamerika und verschiedenen europäischen Ländern. "Es gibt deutliche stilistische Unterschiede", erklärt Kneidl. Die Einflüsse der unterschiedlichen Kulturen zeigen sich etwa in der Auswahl der verwendeten Materialien, aber auch der Farbgebung und Gewändern der Figuren. Während für afrikanische Krippen bevorzugt dunkle Hölzer verwendet werden, greifen Lateinamerikaner gerne zu Ton als Werkstoff. "Das liegt in den Anden näher als Holz", sagt der Vereinsvorsitzende. Die Südamerikanischen Figuren tragen zudem meist die jeweilige Landestracht. "Sie sind besonders farbenfroh und fröhlich", erzählt Kneidl, der nach einem Schnitzkurs vor fast 30 Jahren Vereinsmitglied wurde.

Mindestens so variantenreich wie die Sammlerstücke aus aller Welt sind die von den Vereinsmitgliedern angefertigten Arbeiten. Einen richtigen Trend, etwa zur stilistisch reduzierten oder zurück zur traditionellen Krippe gebe es aber nicht. "Das ist Geschmackssache. Der eine findet es super, der andere kitschig", sagt Kneidl. Allerdings haben sich die verwendeten Werkstoffe im Lauf der Zeit verändert. Mittlerweile werde neben Wachs, Holz, Ton und Stein immer mehr auch Kunststoff verwendet. Das schlage sich freilich im Preis der jeweiligen Figuren oder anderer Teile nieder. Und Kneidl ist sich sicher, dass mittlerweile wieder mehr Menschen eine Krippe zuhause aufstellen. "Die Leute legen wieder mehr Wert auf Tradition", sagt er.

Der Olchinger Verein, der vor 31 Jahren gegründet wurde, hat derzeit 33 Mitglieder. Der Alterschnitt liegt bei über 70 Jahren. "Die ganz Jungen haben wenig Interesse", sagt Kneidl. Wenn sie sich für die Mitgliedschaft im Verein interessieren, dann gelte das Interesse meist nicht dem Krippenbau sondern eher der Schnitzerei. "Das Religiöse geht ein Stück weit verloren", glaubt er. Das würden nicht nur die Kirchen merken. Trotz allem bietet der Verein jedes Jahr einen Krippenbaukurs für Kinder während des Olchinger Ferienprogramms an. Das temporäre Angebot wird im Gegensatz zu einer langfristigen Vereinsmitgliedschaft gut angenommen. "Es gibt immer mehr Anmeldungen als Plätze", sagt Kneidl. Vielleicht bringt ja auch die anstehende Ausstellung das ein oder andere neue Mitglied.

Krippenausstellung der Schnitz- und Krippenfreunde Olching. Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach, Samstag, 25. November und 2. Dezember, jeweils von 13 bis 18 Uhr und Sonntag, 26. November und 3. Dezember, jeweils von 10 bis 18 Uhr

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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