Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Galerie des Übergangs

Der Eichenauer Kulturverein gestaltet die Räume des Amperverbandes

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Kunst im Büro gibt es in den nächsten Monaten beim Amperverband. Denn bis die Einrichtung im Januar aus dem Gebäude in der Bahnhofstraße auszieht, verwandelt der Förderverein für kulturelle Bildung die Gänge in eine temporäre Galerie - bei laufendem Betrieb. "Wir versuchen nicht wie andere Kulturvereine ein Vollprogramm zu machen, sondern immer wieder mal Schwerpunkte zu setzen und zu zeigen, was möglich ist, wenn man denn möchte", sagt Michael Gumtau vom Förderverein. Dazu gehört beispielsweise auch, immer wieder einmal den Bahnhofsvorplatz für ein paar Tage zum Kreativquartier werden zu lassen. Nun also ist aber erst einmal eine temporäre Galerie dran, in der bis Jahresende verschiedene Künstler ausstellen werden.

Eröffnet wird die Galerie mit Werken des kubanischen Künstlers Nelson Ramos Sandoval, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in Eichenau lebt. In seiner Heimat hat er als Lehrer für technisches Zeichnen gearbeitet. Mit der Malerei angefangen hat er Anfang des Jahrtausends, als er Skizzen und Zeichnungen, die er zu selbst geschriebenen Gedichten angefertigt hat, mit Öl auf die Leinwand gebracht hat. Als Autodidakt hat er einen eigenen interessanten Stil entwickelt, der in den Formen der Figuren und der Farbvielfalt an Arbeiten von Picasso erinnert, jedoch wesentlich naiver und verspielter.

So verschmelzen in "Elubi" von 2014 mehrere Personen, wahrscheinlich sind es vier, zu einer großen Körpermasse. Nur die Köpfe sind klar auseinander zu halten, allerdings hat jeder nur ein Auge, jedes in einer anderen Farbe. Zu erkennen sind auch mehrere Arme, die am Ende aber nur in einer riesigen Hand mit zehn Fingern enden. Drei der Figuren sind schneeweiß, eine ist braun - sie scheint die anderen zu umarmen. Ein unbeschriebenes Koordinatensystem deutet eine Orientierungshilfe an, die dann allerdings eben doch keine ist. Mehrere Symbole wie etwa eine Sonne oder ein Kreuz stehen scheinbar ohne Zusammenhang daneben.

Diese Orientierungslosigkeit und das Hineingeworfensein sind es, die den Betrachter bei vielen von Sandovals Werken quasi zwangsläufig überkommen. Verstärkt wird diese Wirkung vielleicht auch dadurch, das die Bilder überall in den noch genutzten Gängen des Amperverbandes hängen, teilweise umrahmt von Büropflanzen und Türschildern und den geschäftig vorbei gehenden Mitarbeitern. Der Künstler, das wird schnell deutlich, hat eine ganz klare Vorstellung im Kopf, eine eigene Welt, die er nun um- und übersetzt.

Dabei integriert er auch immer wieder Elemente der kubanischen Kultur und Mythologie. Etwa im Werke "Olokun". Es zeigt die gleichnamige Göttin der Meerestiefen. Sandoval stellt sie als schwarzfarbiges, tintenfischähnliches Wesen war. Auch in diesem Bild gibt es viel Symbolisches, das eine Auseinandersetzung durch den Betrachter geradezu herausfordert. Und so zeigt der Förderverein, schon durch die räumlichen Umstände, eine zwar etwas chaotische, aber absolut sehenswerte Ausstellung mit Kunstwerken, die allesamt noch nie der Öffentlichkeit zugänglich gewesen sind.

Ausstellung mit Werken des Künstlers Nelson Ramos Sandoval, Amperverband Eichenau, Bahnhofstraße 7. Eröffnung an diesem Donnerstag um 18.30 Uhr. Danach zu sehen bis 27. Juli zu den Öffnungszeiten des Amperverbandes

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Quelle:
SZ vom 14.06.2018
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