Ausstellung:Eine Affäre mit dem Leben

Das Museum Fürstenfeldbruck widmet dem Maler Heinz Braun eine Einzelausstellung

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Fremdgehen mit dem Leben. So beschrieb der Maler Heinz Braun das, was er in seinen letzten Jahren tat. In der Zeit nach seiner Krebsdiagnose. Fremdgehen, das impliziert ja auch, dass es da etwas anderes gibt, an das man gebunden ist. Bei ihm war es der Tod, mit dem der nun plötzlich und unerwartet liiert war und von dem er doch so überhaupt nichts wissen wollte. Und so kämpfte Braun, ein Hüne und ehemaliger Hobbyboxer, die Schlacht seines Lebens. Nicht mit den Fäusten, sondern mit dem Pinsel. Am Ende konnte er den überlegenen Gegner zwar nicht besiegen, aber vier Jahre lang einen Auftritt hinlegen, den niemand, der auch nur einen kurzen Blick darauf erhascht, je vergessen wird. Das Museum Fürstenfeldbruck widmet dem 1986 verstorbenen Germeringer Maler und Schauspieler nun gemeinsam mit der Sparkasse eine große Einzelausstellung unter dem Titel "Ein Eigener sein". In diesem Jahr wäre Braun 80 Jahre alt geworden.

Vorbereitungen zur Ausstellung Heinz Braun Museum Fürstenfeldbruck

Erst chronologisch und dann für die letzten Jahre thematisch gibt die Ausstellung einen Überblick über das vielseitige Werk Brauns.

(Foto: Matthias Döring)

Seine Affäre mit dem Leben beginnt allerdings schon lange vor der Krebsdiagnose 1982. Archaisch war sie, leidenschaftlich, voller Reibung und doch immer intim und vertraut. Das wird in jedem seiner Gemälde deutlich. Braun war kein akademischer Maler, sondern erst Postbote und dann Autodidakt. Noch vor der Malerei war Braun Schauspieler. Herbert Achternbusch war es, der ihn entdeckte und gleich in mehreren Filmen die Hauptrolle spielen ließ. So wurde Braun schnell Teil der Schwabinger Neo-Boheme. Seine Herkunft allerdings legte er nie ab. Vielmehr betonte er sie schon in der Wahl seiner Materialien. Oft arbeitete er mit intensiven Brauntönen, verwendete bei der Herstellung Erde und Kuhdung. Braun, der geerdete. Wenn er dringend etwas festhalten wollte, aber keine Utensilien dabei hatte, mussten schon mal eine ausrangierte Holztür als Leinwand und Schuhcreme als Farbe dienen. In seiner kurzen Schaffenszeit von nur gut einem Jahrzehnt sind etwa 750 Bilder entstanden.

Vorbereitungen zur Ausstellung Heinz Braun Museum Fürstenfeldbruck

Dazu gehören auch Porträts seiner Freunde wie etwa Hans-Jürgen Buchner (Haindling).

(Foto: Matthias Döring)

Am liebsten malte er Menschen und die Natur - am besten in Kombination. Ungeschönt hielt Braun, der sein Atelier auf dem feuchten und zugigen Dachboden im Schusterhäusl hatte, fest, was er sah und was ihn bewegte. Seine Bilder sind aber mehr als nur kluge und oft ironische Beobachtungen seiner Umwelt. Sie sind oft Einblicke ins Innenleben eines rastlosen und stets um den eigenen Standort im Leben ringenden Freigeistes. Das zeigt sich nicht nur in den Selbstporträts, in denen er sich mal prophetenhaft, den Blick und die Arme gen Himmel gerichtet, oft am Meer und hin und wieder nackt und so selbstbewusst wie schutzlos darstellt. Es lässt sich auch in den an Ernst Ludwig Kirchner angelehnten Artistenbildern erahnen, in denen Männer um Balance ringen und ihre Kraft demonstrieren. Auch das Gemälde eines Stierkampfes wirkt eher symbolisch als realistisch: Die kraftvolle Natur, die vom Menschen erst gebändigt und dann bezwungen wird.

Vorbereitungen zur Ausstellung Heinz Braun Museum Fürstenfeldbruck

Restaurator Ernst Bielefeld sorgt beim Aufbau für die richtige Beleuchtung.

(Foto: Matthias Döring)

Seine Landschaftsgemälde, meist in der Region entstanden, zeigen keine Idylle, sondern etwas Verstörendes, teilweise, um den Begriff noch einmal zu bemühen, Archaisches. Selten sind der Mensch und seine Eingriffe mit der Natur im Einklang. Vielmehr sind sie wie Antagonisten. Nur die Selbstdarstellungen wirken darin ab und an harmonisch.

Als Vorbilder dienten Braun in den ersten Jahren seines Schaffens Gemälde großer Meister, die er in den Münchner Museen gesehen hatte. Deutlich wird das im Selbstporträt "Faschingsprinz" von 1978, das stark an Lovis Corinths "Selbstbildnis am Walchensee" erinnert. Allerdings kopierte Braun nicht, er adaptierte. Und sowohl in seiner frühen fotorealistischen Phase als auch später in seiner expressionistischen Zeit, lässt sich eine eigene Handschrift erkennen. Die Linienführung ist kraftvoll, die Pinselstriche sind grob.

Die hervorragend kuratierte Ausstellung schafft es, dem Betrachter nicht nur den Maler, sondern auch den Menschen Heinz Braun näher zu bringen. Einen, der für sein Umfeld nicht immer angenehm war - ein Eigener eben.

"Ein Eigener sein - Leben und Werk des Heinz Braun (1938 - 1986)", Vernissage am Donnerstag, 22. November, von 19 Uhr an im Museum Fürstenfeldbruck. Danach zu sehen bis 28. April im Museum und in der Sparkasse Fürstenfeldbruck. Dort sind etwa 30 Landschaftsgemälde zu sehen.

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