Ausstellung:Die Schönheit des nackten Körpers

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Die Aktzeichengruppe des Kunstkreises Germering präsentiert in der Stadthalle eine Auswahl ihrer Werke. Sie zeigen einen Querschnitt durch die Vielfalt und die Besonderheiten dieses Themas

Von Florian J. Haamann, Germering

Aktzeichnungen, das sei für sie als Künstlerin so etwas wie die Fingerübungen für einen Pianisten, sagt Irene Wührl-Petry. "Der menschliche Körper hat alles, Rundungen, Ecken, Proportionen". Alles also, worauf es vor allem in der figürlichen Malerei ankommt. Seit vielen Jahren kommen Wührl-Petry und acht weitere Mitglieder regelmäßig in der Aktzeichengruppe des Kunstkreises Germering zusammen. In der Stadthalle ist nun eine Ausstellung mit den Werken der Gruppe zu sehen.

Zu entdecken ist dabei die ganze Palette der Aktdarstellung, von der in wenigen Minuten angefertigten Stiftskizze über Skulpturen bis hin zur Malerei, von der detailgetreuen Studie bis hin zur Abstraktion.

Im Zentrum steht eine große Skulptur, die die Gruppe extra für die Ausstellung gemeinsam geschaffen hat, ein üppiger, ausladender weiblicher Akt. Die "Haut" besteht aus zahlreichen Drucken von Aktzeichnungen, die die Künstler geschaffen haben. Die Skulptur macht gleich deutlich worum es der Gruppe und in der Aktmalerei grundsätzlich geht. Nicht um die Reproduktion temporärer und aktueller Schönheitsideale, sondern um einen nüchternen, urteilsfreien Blick und Besonderheiten herauszuarbeiten.

Das gelingt bei vielen der gezeigten Werke außerordentlich gut, der Betrachter erkennt, dass dort keine Anfänger ihre ersten Übungen machen, sondern das es sich um die Werke erfahrener Aktzeichenkünstler handelt. Ein Druck von Hedi Kraus beispielsweise zeigt zwei Frauenakte in asiatischem Stil. Eine der Frauen liegt, die andere sitzt daneben. So reduziert wie die Farben, gelb auf rotem Hintergrund, sind auch die Figuren. Sie haben keine Gesichter, Kraus geht es nicht um die Darstellung von Individuen, sondern um die Körper und die Atmosphäre.

Frech und selbstbewusst präsentiert sich die Frau, die Irene Wührl-Petry in einer ihrer Skulpturen darstellt. Die Hände nach hinten aufgestützt, lässt sie die Beine baumeln und blickt gen Horizont. Mit sich selbst zufrieden, zeigt sie keinerlei Scham, sich zu zeigen. Der in seinen Proportionen gelungene Körper verleiht der Skulptur etwas Lebendiges, man kann sich die Dargestellte vorstellen, wie sie auf dem Steg an einem Seeufer sitzt, die Sonne genießend, die Blicke der anderen entweder ignorierend oder vielleicht sogar ein wenig genießend.

Farbenfroh und dabei nicht weniger genau ist der mit Öl gemalte Frauenakt von Sabine Usländer. Auf das angewinkelte Knie gestützt, lenkt die Dargestellte den Blick des Betrachters in Richtung ihres muskulösen Rückens. Überhaupt wirkt sie wie eine Athletin, die ihren Körper mit viel Disziplin zu einem Kunstwerk gemacht hat, das nun bewundert werden darf. Geschlecht und Sexualität rücken dabei komplett in den Hintergrund. Ebenso farbenfroh wie bei Usländer geht es in den Bildern von Roxana Kustzor zu. Sie allerdings konzentriert sich dabei bewusst weniger auf die detaillierte Ausgestaltung ihrer Körper, als viel mehr um Linienführung, Form, Harmonie.

Und so ist diese kleine, aber spannende Ausstellung für den Besucher ein interessanter Querschnitt durch das Thema Akt. Nicht nur, weil er ganz verschiedene Techniken und Darstellungsformen präsentiert bekommt. Sondern auch, weil es den Künstlern gelungen ist, in sich stimmige, technisch gute Werke zu schaffen, die weit über Studien und Fingerübungen hinaus gehen.

Ausstellung "nAcKT"der Aktzeichengruppe des Kunstkreises Germering, zu sehen bis zum 26. Mai im Forum der Stadthalle Germering. Geöffnet dienstags bis samstags von 16 bis 20 Uhr und Sonntags von 14 bis 18 Uhr

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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