Ausstellung:Den Ur-Germeringern auf der Spur

Wie haben die Ur-Germeringer damals gelebt? In der neuen Ausstellung des Fördervereins Stadtmuseum lassen Skelette auf die Lebensweisen in früheren Epochen schließen.

Petra Fröschl

Wer waren die Ur-Germeringer? Und wie haben sie damals gelebt? Eine Antwort auf diese Fragen möchte der Förderverein Stadtmuseum mit seiner neuesten Sonderausstellung geben, die in Kürze im Zeit-Raum-Museum am Rathaus zu sehen sein wird. Die Schau trägt den Titel "Was Knochen verraten... Gräber der Germeringer Vor- und Frühgeschichte" und wird am Samstag, 11.September, um 19Uhr eröffnet. Momentan haben die Mitglieder des Fördervereins alle Hände voll zu tun, um die Exposition vorzubereiten.

Museum Germering

Der Germeringer Internist Heinrich Klussmann, der Mitglied im Förderverein Stadtmuseum ist und sich von Berufs wegen mit Anatomie gut auskennt, hilft bei der korrekten Anordnung der Skelettknochen.

(Foto: FFB)

Grundlage für die Ausstellung war eine wissenschaftliche Untersuchung des Prähistorikers und Anthropologen Olav Röhrer-Ertl. Der Experte der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie in München hat in aufwendiger Arbeit mehrere in Germering gefundene Skelette untersucht. Anhand des Knochenmaterials konnte er interessante Aussagen zu Alter, Geschlecht, Krankheiten, Verletzungen und Lebensumständen dieser "Ureinwohner" von Germering treffen.

Die Ausstellung deckt einen Zeitraum von der ausgehenden Jungsteinzeit bis zum Mittelalter ab. Im Zentrum stehen nachgebildete Grabsituationen mit Originalfunden, Grabbeigaben und Urnen. Außerdem werden zwölf große Tafeln aufgestellt, auf denen Informationen zu den einzelnen Epochen nachzulesen sind.

Nach Angaben des Fördervereins hat sich der Bestattungsritus im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert. Der wegen seines Fundortes am Krautgartenweg in Germering "Krauti" genannte Mann aus der schnurkeramischen Kultur in der Jungsteinzeit wurde beispielsweise in der Hockerstellung beigesetzt.

In den nachfolgenden Epochen wechselten Körper- und Brandbestattungen dann ab, meist gab es sie aber auch nebeneinander. Profane Grabbeigaben gab es nur in der vorchristlichen Zeit. Danach fanden die Bestattungen im Umfeld von Gotteshäusern und allenfalls mit christlichen Symbolen statt, so der Förderverein Stadtmuseum.

Spannend ist bei den gezeigten Skeletten auch der Zustand der Zähne: Dieser zeigt, ob sich eine Person mit Brot aus gemahlenem Mehl oder anderweitig ernährte. Der Zustand der Knochen gibt wiederum Aufschluss darüber, ob der Mensch seinen Lebensunterhalt mit täglicher körperlicher Arbeit verdienen musste. Nahezu alle in Germering ausgegrabenen Skelette weisen nach Angaben des Fördervereins Stadtmuseum auf eine soziale Führungsschicht hin.

Ein besonderes Prunkstück der Ausstellung sind die Überreste eines 15-jährigen Knaben - wahrscheinlich eines jungen Römers, der im Duell mit einem vermutlich germanischen Gegner starb. Röhrer-Ertl konnte diesen Kampf in seiner Untersuchung bis in kleinste Details nachvollziehen. "Die Darstellung liest sich wie ein spannender Krimi", so der Förderverein.

Das Grab des Knaben wurde ebenso rekonstruiert wie das einer 30 bis 40 Jahre alten Frau aus der spätrömischen Zeit im vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus, die der mongoliden Rasse angehörte und wahrscheinlich als Ehefrau eines Legionärs hierher kam. Bei ihr wurde wertvoller Grabschmuck gefunden. Nach Angaben Röhrer-Ertls handelt es sich dabei um den bislang frühesten Nachweis einer Person dieser Herkunft in Deutschland.

Auf den Schautafeln sind auch die jeweiligen Fundorte in Germering nachzulesen. Sie können als Handzettel ebenso erworben werden wie das von Olav Röhrer-Ertl erstellte Materialheft. Das Heft enthält auch zahlreiche Fotos und schematische Darstellungen und wird gemeinsam vom Förderverein Stadtmuseum und der Stadt Germering herausgegeben. Es ist im Museum sowie im Bürgerbüro der Stadt erhältlich ist.

Die Ausstellung ist von 12. September bis 10. Oktober immer samstags von 14 bis 17 und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Röhrer-Ertl kommt am Freitag, 8. Oktober, nach Germering, um von 19 Uhr an einen Vortrag zu halten. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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