"Diese Bilder sind ganz klar eine Anklage gegen die Gesellschaft, die nackte Frauen zu schönen Frauen erklärt. Denn die Natur hat sie ja nicht als schön geschaffen und kann nichts dafür, dass nicht alle Menschen hässliche alte Männer sind", sagt der Künstler Alexander Broy mit ernster Miene, hinter ihm sind drei feine Porträts von badenden Frauen zu sehen. Dann fängt er an zu lachen und ergänzt: "Natürlich nicht. Unsere Kunst hat nie einen ideologischen Hintergrund, man sollte eher alles mit einem Augenzwinkern betrachten - und sich vor allem nie selbst zu ernst nehmen". Sein Künstlerkollege und Freund Günter Frey stimmt dem zu. "Ich könnte in meinen Werken bestimmt auch Interpretationen finden, die die böse Wirtschaft oder den Feminismus oder die Männlichkeit kritisieren." Viel mehr als irgendwelche gesellschaftlichen Ideen interessieren ihn allerdings seine Motive: idyllische Landschaften. Zu sehen sind die aktuellen Arbeiten von Broy und Frey von diesem Freitag an in einer Ausstellung in den Räumen der Medienagentur "Broy new media".
Günter Freys Gemälde sind klassische Landschaftsstudien, wüsste man nicht, dass sie aktuell entstanden sind, könnte man meinen, sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. Mit klarem Blick für Details und Stimmungen hat er die Szenen in seinem Atelier gemalt, die er draußen in der Natur beobachtet und skizziert hat. Sie sind damit die Fortsetzung der Werke, die Broy und Frey im Februar 2014 gezeigt haben und die damals bei Ausflügen mit dem Fahrrad direkt in der Natur entstanden sind. Eines der Bilder zeigt einen kleinen Feldweg im Wald, an dessen Seite Holzstämme gestapelt sind. Eine Szene, deren Schönheit jeder schon einmal selbst gesehen hat. Frey schafft es, diese Ästhetik festzuhalten und mit kräftigen Farben und Details, wie etwa dem sattgrünen Moosbewuchs auf einigen Stämmen, noch zu verstärken.
Ein weiteres Bild zeigt einen kleinen Hof aus der Ferne mit schmalem Zugangsweg. Im Vordergrund steht ein prächtiger, Baum, mit herbstlich-buntem Laub. Die Farben sind kräftig, das Gelb schimmert sogar neonfarben, auf dem Boden zeichnet der Schatten das langsam ausdünnende Blattwerk nach. "Die malerische Herausforderung bei so einem Bild ist nicht kleiner, als bei Werken mit zeitgenössischen Bezügen oder gestischen Darstellungen. Da gibt es einige Probleme die man lösen muss. Wie male ich einen Baum, die Schatten, das Gras, das vor einer Woche gemäht wurde. Wie stelle ich das gut dar?", sagt Frey.
Auch Alexander Broy zeigt Landschaftsbilder, allerdings nicht ausschließlich. So zeigt das Bild "Biber III" eine Amperszene in Fürstenfeldbruck. Am Ufer sind die Umrisse eines Baggers und ein anderes Fahrzeug zu sehen, im Hintergrund die Silhouette Fürstenfelds mit der Klosterkirche. Nur einen Biber findet man nicht. Aber es wird klar, was dieses Bild erzählen soll. Der Mensch beschwert sich über den Biber, der die Bäume fällt, kommt dann aber mit schwerem, teueren Gerät, um genau diese Bäume zu fällen. Broy arbeitet in allen seinen gezeigten Bildern mit einer leicht abgewandelten Form der klassischen japanischen Farbholzschnitt-Technik, druckt auf Japanpapier und verwendet Reisstärke als Bindemittel. So sind auch die drei badenden Frauenakte entstanden. Neben den eleganten Körpern zeigen die Bilder herrliche Farbverläufe vom türkisgrünen Himmel bis ins tiefgrüne Meer.
Die Ausstellung unter dem Titel "Arbeiten" überzeugt durch ihre Unaufgeregt hat und die ausdrückliche Ideologielosigkeit. Als Besucher hat man die Möglichkeit, eine entspannte Reise an idyllische, abgeschiedene Orte zu unternehmen und die Schönheit der Natur in sich aufzunehmen. Sei es bei einem Ausflug in den Wald, an den Strand oder in die Berge.
Ausstellung "Arbeiten" mit Werken von Alexander Broy und Günther Frey, Leonhardsplatz 3, Vernissage am Freitag, 24. Juli, 19 Uhr, zu sehen bis zum 31. Juli.