Ausstellung:Banner im Gemäuer und im Freien

Die Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck beschäftigt sich in ihrer Jahresausstellung passend zum Thema der Kreiskulturtage mit dem Motto "Unterwegs".

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Erhaben wehen die Banner in den Bögen des Arkadengangs im Kloster Fürstenfeld. Fast wirkt es, als ob das Areal noch einmal für eine große Ordenszusammenkunft oder den Empfang eines weltlichen Herrschers herausgeputzt worden ist. Aber eben nur fast. Denn schaut man sich die Banner genauer an, erkennt man, dass es sich nicht um Wappen oder religiöse Motive handelt, sondern um Kunst. Die "Freiluftgalerie" ist Teil der Jahresausstellung der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck - und gleichzeitig deren Beitrag zu den nun beginnenden Kreiskulturtagen.

Ausstellung im Haus 10 Kloster Fürstenfeld

An dem Projekt beteiligen sich auch vier Mitglieder des Kunstkreises Germering.

(Foto: Matthias Döring)

22 Künstlerinnen und Künstler haben dafür das Motto der Kulturtage: "Unterwegs", wörtlich genommen. Mit ihren Bannern haben sie sich auf den Weg gemacht, um die Kunst in den öffentlichen Raum zu tragen. Eine Sammlung mit Fotografien der Aktionen ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Alicia Henry beispielsweise hat drei Banner gemalt. Auf ihnen sind die Worte "love", "eats" und "fear" zu lesen. Mit ihnen und einer alten Schreibmaschine im Gepäck hat sie an verschiedenen Orten Halt gemacht, um dort Liebesbriefe gegen die Angst zu schreiben. "Wir haben alle jeden Tag die Wahl: Entscheiden wir aus Angst oder aus Liebe? Wie wäre unsere Welt, wenn jede noch so kleine Entscheidung eine aus Liebe und nicht angst- oder egobasiert wäre? Geht das überhaupt?", erklärt Henry ihre Aktion. Etwa 500 Briefe hat sie bereits geschrieben. Auch im Haus 10 hat sie bereits einen Sessel und ihre Schreibmaschine vorbereitet.

Ausstellung im Haus 10 Kloster Fürstenfeld

Im Inneren des Hauses 10, sind Banner zu sehen, mit denen die Künstler zuvor im Landkreis unterwegs waren.

(Foto: Matthias Döring)

Thematisch hatten die Künstler bei ihren Bannern freie Hand, es gab neben "Unterwegs" kein Oberthema, an das sie sich inhaltlich halten mussten. Und so sind die verschiedensten Motive entstanden. Von Texten über Konkretes bis hin zu abstrakten Arbeiten. Während im Arkadengang die großformatigen Banner zu sehen sind, gibt es im Haus 10 auch kleinere Varianten. Außerdem hat die Künstlervereinigung für die Freiluftgalerie vier Mitglieder des Kunstkreises Germering eingeladen.

Ausstellung im Haus 10 Kloster Fürstenfeld

Im Arkadengang des Klosters haben die Mitgliederder Künstlervereinigung ihre ganz unterschiedlichen Banner aufgehängt.

(Foto: Matthias Döring)

Eine weite Reise durch den Landkreis hat das Banner von Claudia Hippe-Krafczyk hinter sich. Mit dem Fahrrad hat sie sich von Olching nach Fürstenfeldbruck aufgemacht. Mit dabei: ihr Banner mit einem zugeklappten Sonnenschirm. Die Fotos zeigen es beispielsweise in einer Bushaltestelle, im Wald, vor der Klosterkirche und direkt neben den echten Sonnenschirmen eines Restaurants. Mal wirkt die Szenerie durch das Banner absurd, dann wieder fügt es sich ganz natürlich in seine Umgebung ein. So wird das dasselbe Kunstwerk einmal zur Reibungsfläche und dann wieder zur Ergänzung der Umwelt. Mit nur einem Weg zeigt Hippe-Krafczyk also exemplarisch, welche verschiedenen Funktionen Kunst im öffentlichen Raum übernehmen kann.

Neben Freiluftgalerie und Präsentation im Haus 10 ist ein Labyrinth hinter der alten Schmiede der dritte Teil der Jahresausstellung. Kein gewaltiges Gemäuer, sondern vielmehr ein zarter, schmaler Pfad im wenige Zentimeter hohen Gras. Angelegt hat es Hansjürgen Vogl. "Ohne Menschen ist das Labyrinth nur etwas, das tot daliegt. Aber wenn jemand darin unterwegs ist, erwacht es zum Leben", sagt der Künstler. Skulpturen entlang des Pfades regen den Besuchern dabei zur Auseinandersetzung an. Interessant ist auch, dass gerade die Fragilität des Weges und der "Mauern" eine Beschäftigung mit dem Weg als solchem herausfordert. Nutzt man deren Überwindbarkeit aus und kürzt ab? Oder hält man sich an den vorgegebenen Weg und schreitet den ganzen Pfad ab, auf dem kaum zwei Füße nebeneinander Platz haben ab?

Jahresausstellung der Künstlervereinigung Fürstenfeld, Arkadengang des Klosters, Haus 10, Wiese hinter der alten Schmiede. Vernissage an diesem Freitag von 19.30 Uhr an. Zu sehen bis 19. Mai. Haus 10 geöffnet freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags und sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr

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