Auftakt am Sonntag:Durch Influenza zum Influencer

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Der Radl-Virus hat den Landkreis gepackt. Mit einer Sternfahrt nach Gröbenzell eröffnen 180 Teilnehmer die Aktion Stadtradeln

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Es ist das letzte Mal, dass Monika Keck ihr Auto sieht. Dann wird eine blaue Plane über ihr Fahrzeug gezogen, und in drei Wochen kann die Einsatzleiterin des ambulanten Hospizdienstes der Caritas für den Landkreis Fürstenfeldbruck ihren Wagen wieder vor dem Gröbenzeller Freizeitzentrum abholen. Denn so lange, hat sich Keck entschieden, bewegt sie ihr Auto während der Aktion "Stadtradeln" nicht. Alle Fahrten will sie mit dem Fahrrad erledigen. Am Sonntag ging's beim Auftakt der Aktion in Gröbenzell los, in diesem Jahr werden wieder Tausende Menschen drei Wochen ihre Fahrten mit dem Fahrrad dokumentieren. Am Ende wird das Team mit den meisten Kilometern einen goldenen Pokal entgegennehmen dürfen.

Das Freizeitzentrum Gröbenzell ist Ziel der Auftaktveranstaltung für das Stadtradeln. (Foto: Günther Reger)

Martin Schäfer weiß, dass seine fast immer und überall Fahrrad fahrende Gemeinde diesen Pokal nicht wird gewinnen können. "Der Gröbenzeller fährt alles mit dem Fahrrad, aber er schreibt es nicht auch noch extra auf", sagte der Bürgermeister (UWG) bei der Abschlussveranstaltung der Sternfahrt am Sonntagnachmittag.

Aus Alling, Eichenau, Fürstenfeldbruck, Germering, Puchheim und Olching waren insgesamt 180 Radler nach Gröbenzell gekommen, und auch die Gröbenzeller Teams hatten unter Führung des örtlichen ADFC eine 22 Kilometer lange Runde um den Ort zurückgelegt, ehe sich alle am Bürgerhaus trafen - zu kurzen Ansprachen, einer ersten Erfrischung und Erinnerungsfotos. Mit einer fünf Kilometer langen "Ehrenrunde verschafften dann die Teilnehmer allen Autofahrern auf ihrer Route durch die Gemeinde längere Wartezeiten, denn die Feuerwehr hatte Straße und Zufahrten gesperrt, damit die Radler ohne anzuhalten zum Freizeitzentrum fahren konnten.

Dort übergeben die Bürgermeister von Gröbenzell, Martin Schäfer, und Puchheim, Norbert Seidl, sowie Monika Keck von der Caritas Landrat Thomas Karmasin ihre Autoschlüssel. Der behält sie während der Aktion unter Verschluss. (Foto: Günther Reger)

Dort berichtete Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), wie er sich jüngst im dänischen Kopenhagen mit der "Radl-Influenza" angesteckt habe, er lobte die Stadt für ihre vorbildliche Fahrradpolitik und erklärte sich selbst zum "Fahrrad-Influencer". Martin Schäfer, der auch seine Dienstfahrten zum Landratsamt nach Fürstenfeldbruck mit dem Rad zurücklegt, begründete seine Motivation so: "Der Kopf wird manchmal klarer, und wenn ich mich geärgert habe, kann ich richtig reintreten." Gesund sei das Radeln ohnehin, sagte Schäfer. Der Bürgermeister räumte ein, dass seine Gemeinde, aber auch der Landkreis noch fahrradfreundlicher werden könnten. Als Beispiel nannte er die vielen Kreisverkehre und die Schwierigkeit, von dort aus wieder auf den Fahrradweg zu kommen. Ein wenig gespielte Sorgen machte sich Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU), ob er denn den 20 Kilometer langen Weg wieder zurückfinden werde. Haas gab zu, sonst das Auto zu benutzen, das Rad habe sich für ihn nicht als praktisch erwiesen. Haas unterstützt die Aktion nach Kräften, immerhin wollen die 27 Teams im elften Jahr der Aktion wieder 110 000 Kilometer gemeinsam erreichen.

Dass die Kommunen Vorbild sein könnten gab Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) zu bedenken. In Olching habe man E-Bikes als Dienstfahrräder angeschafft, damit würden Fahrten bis zum Landratsamt absolviert. Die Aktion Stadtradeln findet noch bis zum 13. Juli statt. Auf der Seite www.stadtradeln.de sind alle Teilnehmergemeinden des Landkreises, die schon zurückgelegten Kilometer und die Ansprechpartner bei den Gemeinden einzusehen.

© SZ vom 24.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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