Süddeutsche Zeitung

Aufnahmestation ist voll:Tierfreunde nehmen keine Fundtiere mehr

Die Station in Überacker hat die Bürgermeister um Unterstützung gebeten, doch die weigern sich

Von Heike A. Batzer, Überacker

Die Tierfreunde Brucker Land werden vorerst keine Fundtiere mehr aufnehmen. Das hat die Vorsitzende Heidi Minderlein am Mittwoch in einer Pressemitteilung erklärt: "Da wir nicht wissen, wie es weitergeht, müssen wir natürlich sofort einen Aufnahmestopp in Überacker verhängen." Dort steht die Auffangstation, in der sich die Tierfreude auch um Fundtiere kümmern und damit eine Aufgabe erfüllen, für die eigentlich die Kommunen zuständig sind. Deshalb hatten die Tierfreunde an die Bürgermeister im Landkreis den Wunsch herangetragen, sie finanziell mit einer Pauschale von 50 Cent pro Einwohner und Jahr zu unterstützen.

Die Bürgermeister lehnten dies ab. Minderlein wurde von Maisachs Rathauschef Hans Seidl (CSU) darüber informiert und ist fassungslos: "Ist den Bürgermeistern denn bewusst, was jetzt auf sie zukommt? Sie sollten schnell ein Zimmer im Rathaus für Fundtiere herrichten, die jetzt bei den Fundämtern abgegeben werden müssen." Die Tierfreunde Brucker Land nehmen jährlich bis zu 400 Kleintiere auf. Der Fortbestand von Verein und Auffangstation aber ist gefährdet. Ehrenamtlich ist die Arbeit kaum mehr zu bewältigen. Auch gibt es noch keinen Nachfolger für Minderlein, die bei den im Sommer anstehenden Neuwahlen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidieren wird. Die finanzielle Unterstützung der Kommunen sollte dazu beitragen, eine Tierheimleitung in Vollzeit und einige Tierpfleger auf 450-Euro-Basis zu finanzieren und eine Schließung der Tierauffangstation abzuwenden. Der Landkreis hatte vorige Woche erstmals 7200 Euro zur Verfügung gestellt, weil die Tierfreunde auch für ihn Aufgaben übernehmen: die Versorgung von Tieren nämlich, die vom Kreisveterinäramt wegen nicht artgerechter Haltung beschlagnahmt werden.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2017
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