Aufarbeitung der SED-Diktatur:Utopie Kommunismus

Aufarbeitung der SED-Diktatur: Die Geschichte des Kommunismus ist auf 25 Schautafeln ausführlich dokumentiert, was vom Betrachter Zeit und Aufmerksamkeit verlangt.

Die Geschichte des Kommunismus ist auf 25 Schautafeln ausführlich dokumentiert, was vom Betrachter Zeit und Aufmerksamkeit verlangt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Ausstellung im Landratsamt beleuchtet die Ideologie und deren Umsetzung

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es ist ein Stück Volksbildung, das das Landratsamt Fürstenfeldbruck auf der Galerie des Behördenbaus immer wieder von Neuem versucht. Ob es soziale Themen sind oder politische, stets wird mit einer gewissen Aktualität Wissen zu vermitteln versucht. Dem "Kommunismus in seinem Zeitalter" ist eine Wanderausstellung gewidmet, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und vom Deutschen Historischen Museum in Berlin in Auftrag gegeben wurde und keine örtlichen Bezüge herzustellen vermag. Es liegt in der Natur solcher Wander-Schauen, dass sie nur einen recht allgemeinen Überblick geben können. Da ist das Kommunismus-Thema nicht viel spannender als das des Drogenmissbrauchs. Der Umfang mit 25 Schautafeln allerdings ist groß und verlangt vom Ausstellungsbesucher mindestens 60 Minuten Aufmerksamkeit.

Ausstellungsmacher Gerd Koenen, Autor einschlägiger Werke zum Kommunismus, hat die Entwicklung der "größten und tief greifendsten Massenbewegung des 20. Jahrhunderts" nachgezeichnet und kommt zu dem Schluss, dass die politische Ideologie in ihrer Umsetzung "zahllose Existenzen zerstört und Abermillionen Menschenleben vernichtet" hat. Angefangen von den Morden in der Oktoberrevolution, die sich in diesem Monat zum 100. Male jährt, über die Säuberungswellen der Kommunistischen Partei bis hin zu den durch kommunistische Staaten ausgestatteten Kriegen in nachkolonialer Zeit versucht Koenen die blutigen Spuren zu zeigen, die angeblich im Namen des Kommunismus begangen wurden.

Auch Kunst und Kultur, Architektur und Soziales in der Sowjetunion, der DDR und asiatischen kommunistischen Staaten wird beleuchtet. Die Theorie dieser Politik bekommt unter anderem im Schaubild "Die große Utopie - alles ist machbar, alles ist möglich" zur Geltung, selbst die kommunistische Avantgarde hat einen kleinen Platz in der Ausstellung. Zu lernen ist auch, dass der neue sozialistische Mensch in der DDR dem Grundsatz gehorchen sollte: "Du sollst dich stets für internationale Solidarität der Arbeiterklasse und Werktätigen sowie für die unverbrüchliche Verbundenheit aller sozialistischen Staaten einsetzen." Auch die weiteren Verhaltensregeln lassen erahnen, dass nach streng gelebter kommunistischer Weltanschauung Individualität, selbständiges Denken und Handeln, eher keinen Platz hatten.

Am Ende der Ausstellung wird der Untergang der Sowjetunion und des Kommunismus in Europa Ende der Achtzigerjahre dokumentiert, es wird allerdings keine Prognose gewagt, wie es mit dem kommunistischen China weitergeht. Außer, dass es sich um eine "unerschütterte Diktatur" handelt, wird der Besucher mit diesem spannenden Teilaspekt allein gelassen. Zumindest anregend wirken könnte es, selbst nachzuschlagen. Für einen allgemeinen Überblick reicht die Schau allemal. Und dafür ist sie auch gedacht.

Wanderausstellung Der Kommunismus in seinem Zeitalter, Landratsamt Fürstenfeldbruck, bis einschließlich 10. November, montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 16 Uhr.

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