Attraktion:Im Museumsstück übers Land zuckeln

Ford T 40 Alpenchapter

Und er fährt immer noch. 104 Jahre alt ist der Ford T. Nicht weniger als 40 Liebhaber dieses Oldtimermodells haben am Samstag von Jesenwang aus eine Rundfahrt unternommen.

(Foto: Günther Reger)

40 Besitzer des legendären Ford T treffen sich auf dem Jesenwanger Flughafen für eine gemeinsame Ausfahrt durch die Nachbarlandkreise. Auf der Tour sind die Oldtimer natürlich ein begehrtes Fotomotiv

Von Karl-Wilhelm Götte, Jesenwang

Thomas Marx hantiert noch an seinem Oldtimer herum, als die alten Ford-T-Karossen nach und nach am Flughafen in Jesenwang eintrudeln. Die Autos hupen und die Beifahrerinnen winken. Alle werden überaus freundlich zur Frühjahrsausfahrt empfangen; die etwa 40 Fahrer kennen sich untereinander. Sie gehören alle zum "Model-T-Alpenchapter Bavaria & Austria", ihrem gemeinsamen Club. Auf Einladung der örtlichen Organisatoren Gerda und Walter Münster aus Fürstenfeldbruck sind zu einer Rundfahrt nach Kloster Andechs, Kramerhof bei Utting am Ammersee und nach Moorenweis eingeladen worden.

Thomas Marx hat etwas Mühe, seinen Ford anzuwerfen. "Das Öl ist noch zu zäh", erklärt er. "Früher haben die Menschen das Fahrzeug am warmen Misthaufen geparkt oder sogar Feuer drunter gemacht, um das Öl flüssig zu halten." Der 52-jährige Maschinenbauingenieur Marx ist früh morgens von Westerham-Feldkirchen aufgebrochen. Er hat seinen Ford T im Jahre 2009 erworben und vier Jahre lang restauriert. Gebaut wurden zwischen 1908 und 1927 etwa 15 Millionen Fahrzeuge. Henry Ford ließ bereits ab 1914 - damals revolutionär - am Fließband produzieren. Inzwischen ist Marx 10 000 Kilometer mit seinem Ford T- Baujahr 1925 - gefahren. Die meisten dieser Oldtimer sind schwarz lackiert. "Das war damals die Farbe, die am schnellsten getrocknet ist", so Experte Marx.

Immer mehr alte Autos treffen am Flughafen ein. Als Hans Süßmeier kommt, sind die mit Fotoapparaten ausgerüsteten Schaulustigen sofort bei der Arbeit, um den Ford T-Speedster abzulichten. Dieses Modell ist ein Cabrio ohne Schiebedach. Dafür hat er spektakulär lang gezogene Kotflügel, die auf beiden Seiten über die ganze Länge des Fahrzeugs reichen. Süßmeier hat es nicht weit nach Jesenwang, ist er doch aus Moorenweis angefahren. Als Kfz-Meister kann er auch den Ford T selbst reparieren. Sein Speedster ist ein Zweisitzer - natürlich ohne Gurte. Das sieht sehr luftig aus. "Meine Frau fährt nicht mit", erzählt Süßmeier, "sie hat Angst rauszufallen".

Dafür ist Silvia Voggel als Beifahrerin dabei. Sie fällt durch ihr Kostüm auf. Trägt sie doch eine rote Frackjacke und einen bodenlangen weißen Rüschenrock. "Das ist stilgerecht passend zum Baujahr des Autos von 1915", sagt Voggel. Alles ist von ihr selbst genäht. Ehemann Gerhard, ebenfalls mit Frack und Zylinder ausgestattet, steuert das Auto. "Ich winke und lache", so Silvia Voggel. Und winken muss sie ständig, wenn sie unterwegs sind. "Die anderen Autofahrer bekommen den Mund nicht mehr zu, wenn sie uns sehen", sagt sie und freut sich. "Beim Vorbeifahren machen sie Handyfotos oder warten auf uns, um uns abzulichten." Die Voggels wurden auf der Strecke von Altshausen bei Ravensburg nach Jesenwang einige Male fotografiert, schließlich zuckeln diese alten Ford T mit einer Reisegeschwindigkeit von 50 km/h dahin.

Inzwischen sind auch die vier Schweizer Oldtimer eingetroffen, ebenso die Österreicher. Auch Reinhard Schweitzer aus Langenlois aus dem Bezirk Krems ist immer dabei. Ihm war die Strecke nach Jesenwang dann doch zu lang. So hat er seinen Ford T auf einem Anhänger transportiert. "Wir werden im Juli die Sommerausfahrt unseres Clubs ausrichten und in die Wachau fahren", kündigt Schweitzer freudig an und reiht sich in den eindrucksvollen Konvoi der Oldtimer ein.

Im Herbst gibt es dann noch das traditionelle Treffen am Chiemsee. "Bleibt mal einer liegen, helfen wir uns gegenseitig", ruft Thomas Marx kurz vor der Abfahrt noch zu. Auf der Straße mussten die Oldtimer dann genügend Abstand halten, um den sonstigen Verkehr natürlich nicht zu behindern. "Alle haben die Rundfahrt unfallfrei beenden können", bilanziert Gerda Münster hinterher äußerst zufrieden die Brucker Ausfahrt.

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