Asbest-Verdacht:Gutachten gibt Rätsel auf

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Nach dem Teilabriss eines Gebäudes in Olching bestätigen die Untersuchungen den Verdacht auf Asbest - obwohl eine Expertise im Vorfeld anderes ergab. Nun soll die Kriminalpolizei ermitteln

Von Julia Bergmann, Olching

Die Proben , die das Gewerbeaufsichtsamt der Regierung von Oberbayern aus dem Bauschutt einer Abriss-Baustelle in Geiselbullach entnommen hat, waren alle mit Asbest belastet. Das hat eine Untersuchung nun bestätigt. Wie ein Sprecher des Amts erklärte, wird die Sache nun an die Kripo Fürstenfeldbruck weitergegeben. "Es besteht der Verdacht auf einen Straftatbestand." Wie es dann weitergehe, müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden. Aktuell werde im Gewerbeaufsichtsamt diskutiert, einen Sachverständigen prüfen zu lassen, ob auch der Boden der Baustelle durch die Abrissarbeiten mit Asbest belastet wurde, erklärte er. Anwohner waren auf Asbestsäcke auf der Baustelle aufmerksam geworden und hatten das Gewerbeaufsichtsamt informiert. Zwar lag ein Gutachten vor, das die Unbedenklichkeit der Baustoffe bestätigte, aber nachdem sich die Anrufe aus der Bevölkerung gehäuft hatten, sah man dringenden Handlungsbedarf. Die Angelegenheit sollte behördlich abgeklärt werden.

Der Eigentümer des Grundstücks, auf dem das Abrisshaus laut Angaben der Stadt seit mehr als 100 Jahren steht, ist die niederländische Immobilienfirma Ten Brinke. Der Geschäftsführer der zuständigen Niederlassung, Carlo Wentink ist über die neuen Entwicklungen empört. "Ich bin enttäuscht, dass so etwas passieren kann, obwohl wir ein professionelles Unternehmen mit dem Gutachten beauftragt haben", sagt er. "Wir werden das Labor, das das Gutachten erstellt hat, um eine Stellungnahme bitten." 2015 sollen auf dem Gelände 24 Eigentumswohnungen, Reihenhäuser und eine Gewerbeeinheit entstehen. Auch die mit dem Abriss beauftragte Baufirma beruft sich auf das Gutachten.

Adrian Huber, einer der Geschäftsführer des Grundbaulabors München - der Firma, von der das Erstgutachten stammt - zeigt sich über die Neuigkeiten ebenfalls entrüstet. "Einer unserer Mitarbeiter hat vor etwa einem Jahr eine der Fassadenplatten auf der Baustelle überprüft", so Huber. Die Probe sei asbestfrei gewesen. Auch Wentink sei damals anwesend gewesen. Dass die Proben des Gewerbeaufsichtsamts nun andere Ergebnisse liefern, könne er sich nur so erklären, dass sich unter unbedenklichen Platten auch asbestbelastete befunden hätten. Verärgert sei er nun darüber, dass die Firma Ten Brinke sich nach der Erstellung des Gutachtens nicht mehr gemeldet hätte. "Wir wussten nichts davon, dass die Arbeiten schon begonnen haben. Das haben wir erst vom Gewerbeaufsichtsamt erfahren", sagt Huber. Laut Huber sei es nämlich gängige Norm, dass nach einem Erstgutachten auch während der Abrissarbeiten ein Ingenieurbüro mit der laufenden Überwachung beauftragt wird. "Denn es kann immer vorkommen, dass auch während der Arbeit Auffälligkeiten auftauchen", sagt er.

Diese Säcke mit der Aufschrift "Asbest" haben die Anwohner stutzig gemacht und zur Einschaltung des Gewerbeaufsichtsamts geführt. (Foto: Günther Reger)

Von Seiten der Stadt ließe sich nichts Konkretes zu dem Abriss sagen, da es sich bei dem Grundstück nicht um eine städtische Liegenschaft handle, erklärt Bauamtsleiter Markus Brunnhuber. Er könne lediglich erklären, wie die Stadt vorgehe, wenn ein Abriss anstehe. Sollte sich bei einer Prüfung herausstellen, dass Teile des Baumaterials asbestbelastet sind, treffe man die notwendigen Vorkehrungen zur sicheren Demontage und Entsorgung des belasteten Materials - eine durchaus kostenintensive Angelegenheit. Man müsse bei der Demontage unter anderem darauf achten, dass die Platten nicht beschädigt werden, erläuterte Brunnhuber.

In Olching jedoch, so berichten Anwohner, sei die Eternit-Fassade unter großer Staubbildung mit einem Bagger von der Wand gerissen worden. "So sollte es eigentlich nicht sein", sagt Brunnhuber zu den Beobachtungen eines Anwohners. Der Bauamtsleiter kann die Sorgen der Anwohner zumindest zu einem Teil zerstreuen. "Die Asbestfasern, die sich tief in der Lunge absetzen und dadurch unter anderem Krebs erregen können, sind vor allem bei einer langjährigen beruflichen Beschäftigung mit asbesthaltigen Material bedenklich", erklärt er. Bei einmaligen Abrissarbeiten, bestehe für die Anwohner keine Gefahr.

© SZ vom 23.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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