Artenschutz:Nachtfahrverbot für Mähroboter

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Ein Mähroboter hält das Gras auf dem Fußballplatz des TSV Gernlinden kurz. (Foto: Christian Hufnagel)

In Maisacher Gärten sollen die Geräte nur noch tagsüber betrieben werden. Da die Gemeinde lediglich appellieren kann, soll nun auf eine landkreisweite Regelung hingearbeitet werden.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Während München noch überlegt und der bayerische Landtag diskutiert, handelt die Gemeinde Maisach. Der Gemeinderat hat zum Schutz von Igeln für ein nächtliches Fahrverbot der Mähroboter gestimmt. Es soll vor allem Igel schützen, die über den Rasen laufen und von den scharfen Klingen der Roboter schwer verletzt werden. Für die Hälfte der Tiere endet eine solche Begegnung tödlich, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Weil aber die Gemeinde ein solches Verbot nicht für alle Mähroboterbesitzer erlassen kann, wirkt sich die Entscheidung des Gemeinderates zunächst nur auf die Mähautomaten der Sportvereine und der Gemeinde aus. Bürgermeister Hans Seidl (CSU) wurde vom Gemeinderat beauftragt, das Thema auf Landkreisebene anzustoßen.

Anderswo ist man schon weiter. Köln hat sich für den Schutz der Igel und gegen das nächtliche Rasenmähen entschieden und eine Allgemeinverfügung erlassen. Nach der seit 1. Oktober geltenden Regelung dürfen Mähroboter in der Dämmerung eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, in der Nacht bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang nicht in Betrieb sein. Das entspricht der Zeit, in der die Igel hauptsächlich aktiv sind. Dafür können Mähroboter tagsüber ohne Einschränkungen ihrer Arbeit nachgehen.

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Kommentar von Erich C. Setzwein

Die Sportvereine bekommen nun ein Schreiben, mit dem sie aufgefordert werden, sich beim Betrieb von Mährobotern zu einer „igelfreundlichen Nutzung“ zu verpflichten. Druckmittel ist dabei die finanzielle Förderung. Wer dagegen verstößt, muss die volle Förderung zurückzahlen. Und Maisach geht sogar noch weiter als die Stadt Köln. Die Sperrzeit wird sogar verlängert, und zwar auf eine Stunde vor Sonnenuntergang und eine Stunde nach Sonnenaufgang. Wenn sich Igel und Roboter auf dem Rasen begegnen, kann es passieren, dass der Igel nicht flüchtet, sondern sich zusammenrollt. Beim Zusammenstoß kann das Tier dann tiefe Schnittverletzungen erhalten, weil das Mähgerät nicht stoppt.

Auch wenn Maisach eine solche Betriebseinschränkung nicht selbst aussprechen kann, so will die Gemeinde dennoch an alle Gartenbesitzer appellieren, die Mähroboter nachts in ihrer Garage zu lassen. Sobald die Roboter im Frühjahr wieder aufgeladen und ausgesetzt werden, soll eine Informationskampagne beginnen. Ziel sei es, heißt es aus der Verwaltung, „die Bevölkerung zur freiwilligen Nichtnutzung von Mährobotern bei Nacht zu bewegen“.

Der Schutz der Kleinsäuger ist stärker ins politische Bewusstsein geraten, seit die Zahl der Igel-Populationen zurückgeht. In Bayern werden die Tiere auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt. Auch wenn vor allem ÖDP und die Grünen momentan das Thema vorantreiben, so hat eine Bemerkung im Finanzausschuss vor wenigen Wochen dazu geführt, dass die Verwaltung noch für dieses Jahr eine Vorlage vorbereitet hat.

Um aber zu einem für alle Städte und Gemeinden geltenden Verbot à la Köln zu kommen, müsste die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt tätig werden. Sie vollziehe die Naturschutzgesetze, sagte Seidl, und könne eine Allgemeinverfügung erlassen. Davor aber müsste die Politik, in diesem Fall der Kreistag, eine Entscheidung für den Igelschutz treffen. Seidl als Vorsitzender der Bürgermeister im Landkreis soll dafür Werbung machen, befand der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten.

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