Ein Blick in die Archive: SZ-Serie, Folge 13:Praktisch und schnörkellos

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Geschäftsleiter Robert Köll hat nicht viel Zeit für das Mammendorfer Archiv. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mammendorf nimmt es genau mit der Archivierung der gemeindlichen Vorgänge. Aber Begeisterung für die Ortsgeschichte ist nicht zu spüren.

Von Carim Soliman, Mammendorf

Ein Toilettengang hat etwas Historisches für Besucherinnen und Besucher des Mammendorfer Rathauses. Der Weg zum WC für Externe führt durch einen schmalen Gang im Erdgeschoss, rechts neben dem Fahrstuhl. An seinen Wänden hängen alte Bilder zur Verwaltungsgeschichte. Eines der "Repros", so sind die Fotoabzüge betitelt, zeigt zum Beispiel das Verwaltungsgebäude im Urzustand, noch ohne modernen Anbau. Eine handschriftliche Notiz in der Ecke unten rechts datiert das Foto auf 1977.

Mit dem Besuch des stillen Örtchens war es das dann mit Nostalgie im Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf. Das Gemeindearchiv, wo manch anderer Ort seine Schätze hütet, ist so schnörkellos gestaltet wie der Neubau, in dem es heute verortet ist, und wie der Mann, der es betreut. Robert Köll ist qua Amt für das Archiv verantwortlich, denn er ist Geschäftsleiter der Mammendorfer Verwaltung. Dementsprechend ist seine Auffassung der Archivpflege auch eher geschäftlich. Er sei zwar grundsätzlich an Geschichte interessiert. "Aber mei, man muss das Berufliche im Auge behalten."

Fahrregale beherbergen Baupläne und andere Dokumente aus der Geschichte der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Schätze sind mir nicht bekannt"

Entstanden ist das Archiv 1978, als die einzelnen Orte sich zur Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf zusammenschlossen. Vor einigen Jahren wurde es generalüberholt, von Stefan Pfannes. Pfannes arbeitete seit 2013 in der Personalleitung der Mammendorfer Verwaltung. Als leidenschaftlicher Heimatkundler nahm er sich der Archivpflege an. Doch vor zwei Jahren wechselte er in die Geschäftsleitung nach Egenhofen, für die regelmäßige Pflege ortsfremder Archive bleibt da wenig Zeit. "Eine wirkliche Übergabe hat es nicht gegeben", sagt Köll, er wisse daher nicht, ob das Rathaus historisch wertvolle Artefakte beherbergt. "Schätze sind mir nicht bekannt."

Der Weg ins Archiv führt hinunter in die Katakomben, viele Stufen hinab, auf Linoleum und an unverputzten Betonwänden vorbei. Neben dem Serverraum, direkt gegenüber von der Personaldusche, befindet sich die Tür ins gemeindliche Gedächtnis. Der Raum ist breit, aber nicht sehr tief. Es riecht nach altem Papier und Metall. 17 Fahrregale reihen sich aneinander, akkurat befüllt und beschriftet, nach Fachgebiet und Gemeinde. In Regal vier findet sich das Kämmereiarchiv, in Regal acht werden die Baupläne für Jesenwang und Althegnenberg aufbewahrt.

Alte Technik muss weichen, die Digitalisierung soll das Archivwesen der Verwaltung künftig erleichtern. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Aktenplan dient den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung als Orientierungshilfe. Er kommt allerdings selten zum Einsatz, Suchen sind meist auf einen überschaubaren Teil des Archivs begrenzt. Für Einlagerung und Katalogisierung ihrer Dokumente ist nämlich jede Abteilung selbst zuständig, erklärt Köll. Wie auf Bestellung tritt eine Kollegin in den Archivraum, um ein Dokument zu suchen. "Entschuldigung", sagt sie verlegen, "ich bräuchte nur schnell einen Bauantrag." Zwei, drei sichere Handgriffe, dann steigt sie wieder hinauf in den gegenwärtigen Büroalltag.

Unordnung in einer Ecke

Nur eine Ecke, ganz hinten rechts im Raum, versprüht einen Hauch romantischer Unordnung, vielleicht entstanden im Eifer sammlerischer Hingabe, der übrigen zweckmäßigen Sortierung des Archivs zum Trotz. Mehrere Kartons sind dort gestapelt, nicht genau, einfach irgendwie. Einer ist nicht verschlossen, aus ihm ragen VHS-Kassetten. Keine Notiz, kein Einband verrät eindeutig, was sich auf den Filmen befindet. Robert Köll zuckt mit den Schultern. Aber die Beschriftung einer anderen Kiste gibt Aufschluss darüber, was wohl mit ihnen geschehen soll. "Abfallkarton" steht dort.

Künftig soll ein Großteil der Verwaltungsvorgänge digital archiviert werden, sagt Robert Köll. Auch der aktuelle Dokumentenstand wird dann aufgelöst, die wichtigen Aufzeichnungen digitalisiert. Der Rest wandert in den Schredder.

Das Archiv befindet sich im Rathaus an der Augsburger Straße 12. Die Telefonnummer lautet 08145/840, Termine gibt es nur nach vorheriger Anmeldung.

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