Im Wald zwischen dem Weiler Zellhof bei Schöngeising und dem Allinger Ortsteil Holzhausen haben Unbekannte ein Hügelgrab geplündert. Kreisheimatpfleger Markus Wild und Fritz Aneder, der im Historischen Verein für Fürstenfeldbruck und den Landkreis die Abteilung Archäologie leitet, sind verärgert über die mutmaßlichen Raubgräber und gleichzeitig verwundert. Das Hügelgrab wurde nämlich schon einmal offiziell untersucht, so dass "mit großer Wahrscheinlichkeit nichts gefunden" worden sei. Da unerlaubte Grabungen im Bereich von Bodendenkmälern als Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz geahndet werden, wurde bei der Polizei Anzeige erstattet.
Entdeckt hatte die Raubgrabung Ulrich Bähr, als er auf der Suche nach Spuren alter Straßen und Wege vorbeikam. Als Vereinsmitglied informierte er umgehend die zuständigen Stellen, denn er war sich sicher, dass die Aktion nicht lange zurückliegen kann. Wie Bähr erklärt, hatte er zu Jahresbeginn noch ein Foto vom Hügelgrab gemacht, das nach Einschätzung von Archäologen aus der Zeit von der mittleren Bronze- bis frühen Eisenzeit stammt. Wild und Aneder sind sich einig darin, dass die Grabung "keine spontane, willkürliche Aktion" war, sondern "von langer Hand vorbereitet" wurde.
Externsteine:Märchenhafte Felsen
Die Externsteine im Teutoburger Wald gelten manchen als deutsches Stonehenge und ihnen wird vieles nachgesagt. Die Nazis erklärten den Ort kurzerhand für "germanisch".
"Die Grabräuber hatten größere Geräte benutzt, hatten die Stelle ausgeleuchtet und sogar eine Tarnung aufgebaut", erzählt Aneder. Letzteres lasse sich anhand von Pfostenlöchern erschließen. Das ganze Material zum Tatort zu bringen und wieder aufzuräumen, habe sicher erheblichen Aufwand und Vorplanung verursacht.
Anhand der mit Spaten abgestochenen Stufenschichten und der großflächigen Vorgehensweise lasse sich zudem erkennen, dass "Profis" am Werk gewesen seien. Zum Vergleich: Bei einer Raubgrabung vor ein paar Jahren bei Grafrath hatten die Täter nur einen Schlitz in den Hügel gegraben, um zum Kern zu kommen. Wann die Grabung stattfand, lässt sich wegen der Witterungseinflüsse "nicht genauer eingrenzen als auf die Sommerzeit". Hinweise darauf geben laut Aneder auch im Wald liegen gelassene Wasserflaschen und eine leere Dose Anti-Mücken-Spray.
Die Ausbeute dürfte enttäuschend gewesen sein, glaubt das Vorstandsmitglied. Wie Wild weiß, war das Hügelgrab im 19. Jahrhundert schon einmal von Fachleuten aufgegraben und "getrichtert" worden, wie die Archäologen sagen. Leider sei die damalige Dokumentation nicht mehr auffindbar, und auch das Wissen um mögliche Funde sei verloren gegangen. Beide vermuten, dass es die Grabplünderer auf wertvolle Beigaben abgesehen hatten. Die Funde wären dann aber sicher stark korrodiert und müssten auch erst aufwendig restauriert werden, um sie verhökern zu können.
Neben dem Ärger über die Freveltat bleibt den Landkreis-Archäologen wie Günther Wimmer nur Arbeit. Es muss eruiert werden, wie weit die Täter vordrangen und was sie eventuell doch entdeckt haben könnten. "Und dann bleibt uns nur noch, die Grabungsmulde mit dem Aushubmaterial wieder aufzufüllen", beklagt Aneder. Nun erhofft man sich Hinweise auf die Täter von Wanderern und Radfahrern. Es wird gebeten, Beobachtungen per E-Mail an die Adresse kontakt@hvf-ffb.de senden.