Arbeitswelt:Intensiver Kontakt

Jobcenter betreut insbesondere junge Erwerbslose

Von Svenja König, Fürstenfeldbruck

Das Jobcenter Fürstenfeldbruck beteiligt sich an einem auf zwei Jahre angelegten Programm zur Integration von Langzeitarbeitslosen. Außerdem werden ausbildungs- und arbeitsplatzsuchende Jugendliche stärker unterstützt. Zu Beginn des neues Ausbildungsjahres 2015 konnte fast jeder dritte Ausbildungsplatz in den IHK-Betrieben des Landkreises nicht besetzt werden. Laut Jobcenter sind die stagnierenden Schulabgängerzahlen und der Trend zur Akademisierung Schuld daran. Aktuell sind im Jobcenter 2078 Kunden unter 35 Jahren gemeldet, 53 Prozent davon arbeitslos oder arbeitssuchend. Als Jugendliche oder junge Erwachsene gelten alle im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, erklärt Claudia Baubkus, Geschäftsführerin des Jobcenters. Bei dieser Altersgruppe bedürfe es einer speziellen Betreuung. Jedem sei ein Fehlstart erlaubt, jedoch wolle man effektiv dagegen angehen, dass Hartz IV "vererbt" werde.

Deshalb habe das Jobcenter zu Beginn des Jahres ein eigenes Team geschaffen, das intensiv mit den jungen Erwachsenen arbeitet. Ziel sei es, das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage im Arbeitsmarkt auszugleichen. Das Jobcenter versuche, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Ausbildungsberufe zu bringen, die auch mit Mittelschulabschluss zu erreichen sind. Vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie sei derzeit eine besonders große Bewerberlücke. Immer mehr Unternehmen hätten deshalb Interesse an der Einstellung von Menschen, die Hartz IV beziehen, so Baubkus.

Insgesamt befindet sich der Landkreis im wirtschaftlichen Aufschwung, doch an manchen Menschen sei dieser vorbeigegangen, sagt der für Markt und Integration zuständige Jobcenter-Teamleiter Hans-Jürgen Lohe. Je länger jemand arbeitslos sei, desto schwerer sei der Weg zurück in den Arbeitsmarkt. Als Langzeitarbeitsloser würde jeder gesehen, der mindestens zwei Jahre arbeitslos gemeldet ist. Um diese Menschen wieder im Arbeitsmarkt zu integrieren wurde im Sommer 2015 ein Kofinanzierungsprojekt der Bundesregierung und dem Europäischen Sozialfonds ins Leben gerufen. Das Programm richtet sich an Langzeitarbeitslose über 35 Jahren. Unternehmen, die sich bereit erklären Langzeitarbeitslose einzustellen, erhalten anfänglich bis zu 75 Prozent Lohnkostenzuschüsse, so Lohe.

Baubkus verstehe, wenn Arbeitgeber skeptisch seien, jemanden einzustellen, der seit sechs Jahren arbeitslos sei. Genau deshalb gebe es in dem Programm einen Coach, der den Arbeitnehmer bis an den Arbeitsplatz begleite. Dieses Coaching sei wichtig bei der Stabilisierung und Anpassung an die Arbeitsverhältnisse. Doch bevor das Programm startet, trifft das Jobcenter Vorbereitungsmaßnahmen. Dazu gehört ein Betriebspraktikum. "Denn das Ziel ist es, dass die Programmteilnehmer den Job auch behalten", so Baubkus.

Fürstenfeldbruck sei deutschlandweit führend, sagte die Leiterin des Jobcenters. Fürs Erste ist das Programm auf zwei Jahre angelegt, in welchen man bis zu 100 Langzeitarbeitslose integrieren möchte.

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