Zum Ende seiner dritten Amtszeit gerät Allings Bürgermeister anscheinend in Bedrängnis. Gabriele Wieland, seit 32 Jahren ohne Tadel in verantwortungsvollen Positionen im Dienste der Gemeinde, hat gegen ihren Chef bei der Kommunalaufsicht im Landratsamt eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht und Strafanzeige gestellt.
"Ich fühle mich unfair und ungerecht behandelt", sagt sie. Seit ihrer Rückkehr aus dem Krankenstand sei sie von Röder"regelrecht gemobbt" worden, schrieb Wieland an alle Gemeinderäte. Sie wirft Röder Verstöße gegen das Arbeitsrecht, den unberechtigten Zugriff auf ihren Computer sowie repressives Führungsverhalten und vieles mehr vor. In seinem letzten Willkürakt habe sie der Bürgermeister sogar aus dem Rathaus verwiesen. Röder wollte sich dazu nicht äußern: "Frau Wieland ist krankgeschrieben, ich kann dazu nichts sagen", sagte er zur SZ.
Gabriele Wieland war fünf Monate lang wegen Depressionen und Burnout aufgrund von dauerhafter Überlastung im Krankenstand. "Und vor mir waren auch schon drei Kollegen wegen dieser Erkrankungen lange Zeit ausgefallen", so Wieland. Bis zuletzt habe ihr Röder bestätigt, dass sie stets gewissenhaft gearbeitet habe, und er habe ihr versichert, nach ihrer Genesung ihren Posten als Steuer- und Personalfachkraft sowie das Bürgermeistervorzimmer wieder übernehmen zu können. Schon am ersten Tag ihrer Wiedereingliederung habe sie jedoch erkennen müssen, dass Röder nicht habe Wort halten wollen und sogar neues Personal eingestellt hätte, dem schon Teile ihrer früheren Arbeit übertragen worden seien. Außerdem habe sie einen neuen Arbeitsplatz weit weg vom Vorzimmer im Bürocontainer beziehen müssen.
Verärgert habe sie Röder daraufhin schriftlich aufgefordert, ihr den kompletten Arbeitsbereich zurückzugeben, schließlich begründeten die Tätigkeiten ihre Tarifeinstufung.
Der Rathauschef sei darauf, so Wieland weiter, aber nur bedingt eingegangen, habe quasi als Gegenleistung verlangt, den Brief zurückzuziehen. "Das lehnte ich natürlich ab", so Wieland, denn es seien ja schon Tatsachen geschaffen gewesen. "Trotzdem habe ich die zugewiesenen Aufgaben übernommen, um nicht der Arbeitsverweigerung beschuldigt werden zu können", erzählt sie. Der Klagegrund hat aber noch weitere Facetten. Während ihrer ersten Arbeitstage will Wieland festgestellt haben, dass sich jemand an ihrem E-Mail-Zugang zu schaffen gemacht hatte und alle gespeicherten Daten von 2002 bis heute gelöscht waren. Zudem seien alle Kontakte und Adressengruppen nicht mehr vorhanden gewesen, die sie für ihre Arbeit dringend gebraucht hätte. Schließlich habe sie herausgefunden, dass Röder selbst ihre E-Mails "verwaltet" habe. Solche Zugriffe auf fremde Computer müssten im Vieraugenprinzip, am besten im Beisein des Datenschutzbeauftragten erfolgen. Darüber müsse zudem ein Protokoll mit Begründung für den Zugriff geführt werden, was es aber nicht gibt.
Trotz Genesung und Anwesenheit sei sie überdies als die vom Personal gewählte Vertreterin in der Betrieblichen Kommission nicht zur jährlichen Zusammenkunft geladen worden. "Einen tiefen Blick in Röders Führungsstil" lässt laut Klägerin auch Röders Versuch zu, sich bei ihrem Hausarzt und dessen Angestellten über ihre Wiedereingliederungsfähigkeit zu erkundigen, was jedoch erfolglos geblieben sei. "Ich werde den Verdacht nicht los, dass er mich los werden will, weil ich im Vorzimmer viel mitbekommen habe, was später nicht bekannt werden soll", glaubt Gaby Wieland. Über Details wollte sie jedoch nicht reden, damit ihr Röder nicht vorwerfen könne, Verwaltungsinterna ausgeplaudert zu haben.
Gegenüber den Rechtsbehörden habe sie selbstverständlich alles bekannt gemacht, was ihr zu Röders unkollegialem Verhalten so einfiel. Auch die Tatsache, dass ihr privater Ordner mit für sie wichtigen Unterlagen und Vermerken aus ihrem Spind verschwunden und angeblich nicht mehr auffindbar sei.